Regionalliga Nordrhein
Im Derby: SG Langenfeld besiegt Spitzenreiter TuS 82 Opladen
Der 32:26-Erfolg des Drittliga-Absteigers war auch in dieser Höhe völlig verdient. Dicke Pluspunkte waren die starke Abwehr und noch stärkere Torhüter. Die Gäste machten viel zu viele Fehler.

Bereit zum Abheben: Trainer Markus Becker (vorne), Sebastian Pagel (Nummer 77) und fast alle anderen Langenfelder begannen schon ein paar Minuten vor Schluss mit der Siegesfeier. (Foto: Thomas Ellmann)

SG Langenfeld – TuS 82 Opladen 32:26 (15:11). Die einen feierten, als hätten sie gerade die Meisterschaft gewonnen. Es war zwar „nur“ das Derby gegen den TuS 82 Opladen, aber Erfolge über den Nachbarn gehören bei den Langenfeldern offensichtlich immer zu den schönsten. Und das Team von Trainer Markus Becker feierte auch völlig zu Recht, weil es den bis dahin unbesiegten Tabellenführer nach den ebenso ausgeglichenen wie bisweilen chaotischen ersten 20 Minuten fest im Griff hatte – mit einer Mischung aus Leidenschaft, einer guten Abwehr und zwei richtig starken Torhütern. „Das war nahe an hundert Prozent von dem, was ich mir vorstelle“, sagte der sichtlich zufriedene SGL-Coach, „wir waren immer sehr konzentriert und haben unsere Konzepte voll eingehalten.“ Ganz anders sah die allgemeine Stimmung der Gäste aus, obwohl sie die Niederlage mit Fassung zu tragen versuchten. „Nach dieser Woche war es klar, wie schwierig es für uns hier werden würde“, fand TuS-82-Coach Fabrice Voigt, „wir haben überhaupt keinen richtigen Zugriff bekommen. Nun ist es eben passiert.“ Dabei hatten die Opladener aufgrund ihrer personellen Probleme im Rückraum kurzfristig tief in die Trickkiste gegriffen und Marius Anger um Aushilfe gebeten – jenen Linkshänder, der vor einer paar Wochen wegen anhaltender Rückenbeschwerden seinen Rücktritt vom Handball erklärt hatte. Anger kam in der 35. Minute tatsächlich aufs Feld, konnte jedoch die sich längst deutlich abzeichnende Niederlage auch nicht verhindern. Einziger Trost für den TuS 82: mit 12:2 Punkten liegt er weiter auf dem ersten Platz und vor dem Zweiten TV Korschenbroich, der sein Heimspiel gegen die HSG Siebengebirge sicher gewann (29:18) und so bis auf einen Zähler herangekommen ist (11:3).

Beim 2:1 (4.) und 3:2 (6.) führte Opladen zwei Mal, ehe die Gastgeber den Spieß zum 7:4 (15.) umdrehten. Opladen reagierte mit dem 8:8 (18.), 9:9 (19.) und 10:10 (21.), fand aber ab jetzt vorne immer weniger Antworten. Ein Grund: In Birger Dittmer (verletzt) und Peer Pütz (als Co-Trainer mit dem Zweitligisten TSV Bayer Dormagen in Konstanz beschäftigt) fehlte wichtige Kräfte. „Das konnten wir nicht auffangen“, urteilte Trainer Voigt. Viel gravierender war allerdings die für ein Top-Team ziemlich aberwitzige Mischung aus Abspielfehlern, Ballverlusten und vergebenen Chancen. Insgesamt blieben unter anderem drei Siebenmeter ungenutzt – und jener beim Stande von 19:12 fasste den aus Sicht des TuS 82 gebrauchten Abend passend zusammen: Der Versuch von Christopher Göddertz, der ansonsten mit sechs Treffern der beste Werfer seines Teams war, ging rechts am Kasten vorbei (36.). Ebenfalls eine Szene mit Symbolcharakter: Der angeschlagen in die Partie gegangene Opladener Regisseur Johannes Sonnenberg war frei durch und setzte den Versuch hoch drüber (53.). Sein Ärger könnte sich vor allem deshalb in Grenzen gehalten haben, weil die Angelegenheit hier beim Stande von 26:19 für die Hausherren längst gelaufen war.

Nothelfer: Rückraumspieler Marius Anger (beim Wurf) stellte sich aus alter Freundschaft noch einmal seinen Opladenern zur Verfügung. (Foto: Thomas Ellmann)

Die SGL hatte besonders defensiv glasklare Vorteile, denn der Abwehrverbund sorgte zusammen mit den beiden Torhütern Jascha Schmidt und Axel Riebau für Verzweiflung bei den Opladenern. Die Keeper ergänzten sich glänzend, weil Schmidt von Anfang an stark hielt und seinen Posten jeweils bei Strafwürfen für den Kollegen räumte – mit durchschlagendem Erfolg. Als bei Schmidt später die Quote gehaltener Bälle leicht in den Keller sank, löste ihn Riebau einfach komplett ab. Voigt auf der anderen Seite konnte praktisch probieren, was er wollte: Wenig bis nichts klappte. Insgesamt sah er auch deutlich zu oft, dass Opladen seine Linie verlor und jeder seine eigene Ideen für eine Wende entwickelte. Im Umkehrschluss leitete Voigt daraus ab. dass die Einstellung stimmte: „Wir haben uns nicht aufgegeben.“

Langenfeld genoss nach der Schluss-Sirene in vollen Zügen den schönen Moment und steht jetzt zum ersten Mal in dieser Saison bei einem ausgeglichenen Punktekonto (7:7) sowie einem positiven Torverhältnis (190:186). Opladen war klar, dass es keine Saison ohne eine einzige Niederlage geben würde, und es richtete den Blick gleich nach vorne. Einen erneuten Einsatz von Marius Anger soll es allerdings nicht geben. „Das war eine einmalige Sache“, stellte Anger kurz nach der Partie fest. Ihm war klar, dass intensive Regionalliga-Einsätze nicht richtig gut für seinen Rücken sein können. Der TuS 82 insgesamt hofft, dass die schmerzhafte Pleite in dieser Form ein einmaliger Ausrutscher war. Bei der SGL hätten sie auf der anderen Seite nichts dagegen, dass der Prestige-Erfolg der Beginn einer Serie ist. Feiern macht schließlich definitiv nicht nur nach Erfolgen über den Nachbarn richtig viel Spaß.

SG Langenfeld: Riebau, Schmidt – Pötzsch (3), Jung (1), Preissegger (4), Rahmann, Schirweit, Korbmacher (7), Eich (3/2), Boelken (4), Schulz (3), Völker (2), Raschke (1), Pagel (4).

TuS 82 Opladen: Fuchs, Prützel, Strock – Rachow, J. Sonnenberg (4), Ellmann (1), Taymaz (4), Barwitzki (2/2), Göddertz (6), Jagieniak (3), Anger, M. Sonnenberg (2), Rinke (1), Gremmelspacher (3).