10. November 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
MTV Köln – HSG Refrath/Hand 23:31 (10:16). Ein Schönheitspreis war wohl von vornherein nicht zu gewinnen. Es war schließlich Derbyzeit in der Oberliga Mittelrhein. Und tatsächlich boten der Gastgeber MTV Köln und die HSG Refrath/Hand am Sonntagnachmittag nicht viel für gehobene Ansprüche – dafür umso mehr verbissenen Kampf und reichlich Krampf. Klar: Der Erfolg der favorisierten Gäste ging unter dem Strich völlig in Ordnung. Reichlich hektisch ging es bisweilen trotzdem zu und für zusätzliche Würze im besonders durch die Hausherren mit vielen Emotionen geführten Duell sorgten zwei Unparteiische, deren Entscheidungen sich nicht immer nachvollziehen ließen. Den ersten Aufreger gab es dabei bereits in der neunten Minute, als die Schiedsrichter Refraths Kreisläufer Michael Wittig nach einem Zweikampf mit Kölns Felix Jahn plötzlich disqualifizierten und die Blaue Karte zeigten: Tatvorwurf: Beleidigung. Wittig fand die Entscheidung zwar absurd, musste sich jedoch einen Platz auf der Tribüne suchen. Weil die Schiedsrichter einen Sonderbericht anfertigen, ist zudem von einer Sperre auszugehen. Wann und wie die Entscheidung fallen wird, ist noch offen.
Unklar blieben auch viele Aktionen bei beiden Mannschaften. Die Hausherren, deren Fernziel es ist, das schnellste Team in der Oberliga Mittelrhein zu sein, hielten mit höchstem Einsatz dagegen. Refrath/Hand um den ehemaligen Bundesliga-Profi Jonathan Benninghaus bewarb sich dafür zunächst um den Titel der langsamsten Mannschaften, denn viele Aktionen kamen in höchst überschaubarem Tempo daher. „Wir hatten uns bewusst dafür entschieden, ruhig und möglichst sicher zu spielen“, erklärte HSG-Coach Mario Jatzke hinterher. Dass es für den Favoriten im Verlaufe der Partie nicht enger wurde, lag vor allen Dingen am MTV – der sich mit einer echten Fehlerorgie praktisch selbst aus der Partie nahm. Bis zum 9:8 (20.) durften die Gastgeber in der Halle am Wiener Platz von einer Überraschung träumen, ehe sie von einer Sekunde zur nächsten komplett den Faden verloren. Refrath brauchte da keine fünf Minuten, um aus dem knappen Rückstand durch sechs Tore, die wie ein schmerzhafter Hagelschauer auf die Kölner niedergingen, eine 14:9-Führung zu machen (25.).
In der Kabine schien MTV-Trainer Moritz Adam irgendwie nicht die passenden Worte für sein Team gefunden zu haben, das seine Schwächephase bis zum 10:18 (32.) fast nahtlos fortsetzte. Die Refrather begannen den Vorsprung jetzt nach Hause zu schaukeln, hatten die Rechnung aber ohne Köln gemacht, das sich längst nicht geschlagen gab. Der MTV kämpfte sich tatsächlich wieder ein Stück heran und probierte schließlich wirklich alles – zuerst mit einer einfachen Manndeckung (gegen Benninghaus), mit einer doppelten Manndeckung (Benninghaus/Leon Klaus) und später mit einer offenen Manndeckung. Näher als bis auf fünf Treffer kam der MTV allerdings nicht mehr heran – 19:24 (47.), 21:26 (54.), 22:27 (56.). Den Schluss-Akkord mit den vielen sich bietenden Räumen nutzte die personell überlegene HSG vielmehr, um sich bis zur Schluss-Sirene wieder sehr deutlich abzusetzen.
„Wir müssen lernen, weniger Fehler zu machen“, fand MTV-Coach Adam, der seiner Mannschaft zwar keine starke spielerische Leistung, aber einen hohen Einsatzwillen bescheinigen konnte. In der Tabelle haben die Kölner mit 6:8 Zählern außerdem genügend Luft nach unten zu den beiden Letzten TuS 82 Opladen II und TK Nippes (beide 0:14). Die höher eingeschätzten Refrather auf der anderen Seite werden wissen, dass sie sich deutlich steigern müssen, um den Teams ganz oben wirklich bedrängen zu können. Bei 9:5 Zählern liegt die HSG nun wenigstens schon mal direkt hinter den ersten fünf Klubs in der Tabelle. Den eigenen Ansprüchen kann das aber in dieser Form nicht genügen.
MTV Köln: Bremen-Evers, Theisen – Jahn (5), Ratzka (2), Troebs, Georgius (1), Kalisch (2), Hilbert, Spanuth (4), Jebbink, Elverfeld (1/1), Horwege, Ziegler (7/2), Becker (1).
HSG Refrath/Hand: Trögel, Vatter – Krause, Schallenberg (4), Faulhaber (3), Graf, Klaus (2), Niehaus (4/1), Benninghaus (7/2), Wischmeyer, Dordic, Wittig (1), Asselborn (7), Merz (3).