3. Liga Nord-West
Die L-Frage: Setzt Leichlingen sein Leiden fort oder Longerich seinen Lauf?
Der gefährdete LTV erwartet die Kölner zum Duell unter Nachbarn. Alles spricht für eine intensiv geführte Partie. Die HSG Rhein Vikings trifft auf den Spitzenreiter Wilhelmshavener HV.

Reißtest: Maik Schneider rechts), Leichlingens bester Werfer, erfreut sich einer intensiven Behandlung. Nicht immer entsprechen die Mittel den Regeln.. Foto: Thomas Ellmann)

Es erinnert ein wenig an die vergangene Saison, als die SG Langenfeld um den Klassenerhalt kämpfte. Damals verlor die SGL eine quälend hohe Zahl an Spielen mit einem oder zwei Toren Unterschied – unter anderem drei alleine in der Hinrunde kurz hintereinander mit 25:26. Das Ergebnis ist bekannt: Aufsteiger Langenfeld musste am Ende zurück in die Regionalliga. Ganz so bitter sieht es aktuell beim Leichlinger TV zwar noch nicht aus, aber das Team von Trainer Lars Hepp konnte sich für sein durchaus vorhandenes Engagement ebenfalls zu oft nicht belohnen. Es ging zum Auftakt los mit dem 30:31 bei den Rhein Vikings und setzte sich mit dem 23:25 gegen den TuS Spenge sowie dem 25:27 bei LiT Tribe Germania fort. Anschließend „gönnte“ sich der LTV jeweils ein 26:27 gegen den VfL Gummersbach II und bei den SG Schalksmühle-Halver Dragons. Besonders bitter: Valdas Novickis, der natürlich als erfahrenster Spieler des Kaders die Verantwortung übernehmen hatte, scheiterte in der letzten Minute mit einem Siebenmeter-Versuch und die Gäste hatten dann nach dem Duell mit dem Fünften überhaupt nichts in der Hand. Trainer Hepp machte dem Regisseur keinen Vorwurf, trauerte aber dem verpassten Unentschieden gegen eins der Top-Teams hinterher – das für die weiteren Aufgaben vermutlich einigen Schub gegeben hätte. „Wir haben in Schalksmühle gut gespielt, müssen einige Dinge jedoch noch besser machen. Vor allem müssen für einen Sieg alle Positionen funktionieren.“ Damit ist natürlich auch die bevorstehende Aufgabe gemeint, denn am Freitagabend kommt der auf Rang vier verbesserte Longericher SC zu einer Art Derby. Es stellt sich die L-Frage: Leidet Leichlingen wieder oder setzt sich der Longericher Lauf fort?

Der 13. Oktober mit dem 29:36-Debakel beim gefährdeten VfL Gummersbach II scheint die Kölner richtig geärgert und geweckt zu haben. Anschließend holte die Mannschaft von Trainer Andreas Klisch vier Siege – 31:28 gegen die HSG Rhein Vikings, 34:32 bei der Ahlener SG, 35:27 bei den Bergischen Panthern, 23:22 gegen den TuS Spenge. Mit 16:6 Zählern (ein Spiel weniger) sind die Kölner aktuell die vierte Kraft in der 3. Liga und nach Minuspunkten liegen sie sogar günstiger als der Zweite Eintracht Hagen und der Dritte Spenge. Daraus folgt: Der LSC wird bei der kurzen Anreise über den Rhein garantiert keine Geschenke im sportlichen Gepäck haben, weil er die günstige Position unbedingt wahren will. In der Regel konnte sich der LTV bisher übrigens auf nachbarschaftliche Hilfe der Longericher verlassen – die sich schließlich gegen Minden II (35:24), bei den Sauerland Wölfen (26:24) und in Ahlen (34:32) durchsetzten. Das sind genau jene drei Kontrahenten, die in der Tabelle gerade die Abstiegsplätze 14, 15 und 16 einnehmen. Dass die Leichlinger mit ihren 7:11 Zählern soeben über dem Strich stehen, haben sie deshalb wenigstens teilweise dem Longericher SC zu verdanken. Trainer Klisch und seine Spieler wissen trotzdem sehr genau, dass sie jetzt im direkten Duell keine große Dankbarkeit erwarten können, weil die Hausherren ihre ganze Leidenschaft abrufen werden. Davon leben allerdings auch die Gäste, sodass eine sehr intensiv geführte Partie zu erwarten ist. Der Favorit? Die Zahlen deuten auf Longerich hin. Weil Derbyzeit ist, kann aber alles ganz anders kommen. Bloß an ein neues 26:27 mögen sie in Leichlingen überhaupt nicht denken.

Da ging es noch: Jetzt fehlt den Panthern aber auch Henrik Heider wieder (beim Wurf). Die Teamkollegen Philipp Hinkelmann (links) und Max Weiß (rechts) können es kaum glauben. (Foto: Thomas Ellmann).

Ein paar Kilometer weiter läuft es für die Bergischen Panther sportlich gut. Trotzdem kommt beim Team von Trainer Marcel Mutz derzeit keine rechte Euphorie auf – die bei 15:9 Punkten und Rang sechs eigentlich nachvollziehbar wäre. Was den Verantwortlichen und den Spielern zu schaffen macht: Im Bergischen hört das Verletzungspech einfach nicht auf. Vor knapp zwei Wochen, als der Kader ohnehin bereits relativ dünn besetzt aussah, erlitt der eben erst aus einer langen Pause zurückgekehrte Simon Wolter eine schwere Fußverletzung. Stand der Dinge: Der mittlerweile operierte Rückraumspieler, der sehr lange ausfallen wird,  durfte das Krankenhaus inzwischen immerhin verlassen. Erneut erwischt hat es nun aber auch Henrik Heider, der nach einem bei einem Autounfall erlittenen schweren Schleudertrauma zwei Spiele nur zusehen konnte. Zuletzt in Volmetal war Heider dann zurück und mit fünf Toren am 34:25-Sieg beteiligt – bis zur 58. Minute, als die Sache längst überraschend klar zugunsten der HSG entschieden war. Es ergab sich die nächste Hiobsbotschaft für die Panther: Knöchelverletzung. „Henrik wird wohl bis zum Ende des Jahres ausfallen“, sagt Mutz, „für uns kommt es im Moment echt knüppeldick. Aber ich will nicht jammern, weil das nichts bringt. Wir wollen wieder das Beste draus machen und trotzdem unsere Chance auf einen Sieg suchen.“ Eine Idee: Weil jetzt in Wolter und Heider zwei Linkshänder für den rechten Rückraum ausfallen, könnte erneut der nach seinem Karriere-Ende schon für Volmetal reaktivierte Matthias Aschenbroich auf dem Spielbericht stehen. Schwierig genug wird die nächste Aufgabe ohnehin, denn am Sonntag kommt das immer zu beachtende Team HandBALL Lippe II.

Auf die HSG Rhein Vikings wartet die wohl schwierigste Aufgabe in der 3. Liga, denn das Team von Trainer Jörg Bohrmann hat es mit dem Wilhelmshavener HV zu tun. Der Zweitliga-Absteiger, der den direkten Wieder-Aufstieg anstrebt und bei den meisten ohnehin als Kandidat Nummer eins für die Meisterschaft gilt, gab bisher erst drei Zähler ab – zwei davon beim erstaunlichen Ausrutscher in Volmetal (26:27) und einen beim eher normalen Unentschieden in Schalksmühle (28:28). Vom Kurs kam der Spitzenreiter aus Ostfriesland damit allerdings nicht ab, denn anschließend gewann er unter anderem beim VfL Eintracht Hagen mit 28:24 und liegt nun bei 21:3 Punkten vier Zähler vor dem Zweiten (17:7). Die auf Rang neun stehenden Vikings, die nach überzeugenden Wochen zuletzt in Minden II überraschend klar den Kürzeren zogen (20:25), werden für ein ordentliches Resultat vermutlich an ihre obere Leistungsgrenze gehen müssen. Der VfL Gummersbach II steht als Elfter im Kampf um den Klassenerhalt vor der Hürde beim  Zehnten LiB Tribe Germania, der ebenfalls die unteren Ränge im Auge behalten muss.