Oberliga Mittelrhein
Derschlag gegen Pulheim: Spitzenspiel wirft seine Schatten voraus
Der TuS muss aber erst die Aufgabe in Weiden II bewältigen, die Hornets nehmen Fortuna Köln ernst. Im Tabellenkeller bahnen sich Entscheidungen an.

Wir schaffen das: Roman Stabauer (Nummer 13), Lukas Emmel (7) und Trainer Stephan Schulze (ganz rechts) haben mit dem SC Fortuna Köln keineswegs vor, die Punkte kampflos in Pulheim zu lassen. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Pulheimer SC ist offensichtlich auf den Geschmack gekommen und nicht bereit, den Platz an der Sonne schnell zu räumen. Seit dem vergangenen Wochenende ist das Team von Trainer Kelvin Tacke nach seinem hauchdünnen 25:24-Erfolg beim Aufsteiger BTB Aachen II sogar die einzige ungeschlagene Mannschaft in der Oberliga Mittelrhein – weil der TuS Derschlag eine in dieser Form unerwartete 24:28-Heimniederlage gegen den TV Birkesdorf hinnehmen musste. Die Pulheimer (13:1 Punkte), die zusammen mit dem TSV Bayer Dormagen II (12:2) und Derschlag (11:3) das Spitzentrio bilden, werden selbst wissen, dass sie sich für die kommenden Wochen wieder steigern müssen – auch im Heimspiel am Samstag gegen den SC Fortuna Köln. Das Team um SC-Trainer Stephan Schulze steht zwar bei eher übersichtlichen 5:9 Zählern, scheint aber insgesamt auf dem richtigen Weg zu sein. Oberstes Ziel der Fortuna ist es ja, so schnell wie möglich den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen. Dabei gibt die Mannschaft offensichtlich keine Partie ohne höchsten Einsatz verloren – wie sie zuletzt beim HC Weiden II unter Beweis stellte. Da lagen die Gäste fünf Minuten vor dem Ende mit 21:26 hinten, schafften aber durch fünf Treffer in Folge in den letzten Sekunden durch den von Jonas Degner verwandelten Siebenmeter das 26:26-Unentschieden. Pulheims Coach Tacke wird sein Team vermutlich ziemlich intensiv davor warnen, die Aufgabe auf die leichte Schulter zu nehmen. Viel besser würde es ihm gefallen, den siebten Saisonsieg zu holen und damit eine perfekte Basis fürs Spitzenspiel am 30. November in Derschlag zu haben.

Ralph Weinheimers Derschlager, eine Woche vorher überzeugender Derbysieger beim HC Gelpe/Strombach, mussten gegen die von Boris Lietz trainierten Birkesdorfer den ersten schmerzhaften Rückschlag hinnehmen. Der Auftritt des TuS hatte nichts Souveränes, dafür aber eine deutlich zu hohe Fehlerquote, sodass die Niederlage unter dem Strich in Ordnung ging. Weinheimer hatte anschließend direkt das Rezept für die Aufarbeitung zur Hand: „Du musst versuchen, die Dinge bis nächste Woche wieder geradezurücken.“ Das ist am Samstag beim Klassen-Neuling HC Weiden II zwar möglich – aber durchaus nicht selbstverständlich. Die Weidener mit Trainer Philipp Havers unterlagen in eigener Halle deutlich gegen die TuS-Konkurrenten Gelpe-Strombach (23:34) und Pulheimer SC (27:38), sind jedoch mit 6:8 Zählern und Rang neun insgesamt gut in der Saison angekommen. Und von der hohen Pleite gegen Pulheim zeigte sich die Weidener in Köln gut erholt – ohne dass Havers sein Team bereits am Limit sieht. „Für uns muss wieder im Fokus stehen, unsere Abwehr zu stabilisieren. In Köln sind wir endlich noch mal unter 30 Gegentoren geblieben. Diesen Weg wollen wir weitergehen“, sagt der HC-Trainer, der viel Respekt vor den Gästen hat: „Das Team von Ralph Weinheimer hat sein Gesicht deutlich verändert, aber nicht unbedingt an Qualität eingebüßt.“

Das muss sich ändern: Dennis Breuer, der neue Trainer des TuS 82 Opladen II, will mit seinem stark gefährdeten Team die Klasse halten und den Favoriten Dormagen II ärgern. (Foto: Thomas Ellmann)

Dormagens Zweite, für die der Verein den Aufstieg in die Regionalliga als Ziel ausgegeben hat, geht als klarer Favorit in die Aufgabe beim sieg- und punktlosen Vorletzten TuS 82 Opladen II. Opladen hatte nach fünf Niederlagen aus den ersten fünf Spielen bereits Handlungsbedarf gesehen und sich vom erst zu dieser Saison verpflichteten (Ex-) Trainer Oliver Dorn getrennt. Zumindest von den Ergebnissen her konnte Dorn-Nachfolger Dennis Breuer bisher keine Wende herbeiführen, denn unter seiner Regie verlor der TuS 82 weitere zwei Mal – unglücklich mit 21:23 gegen den MTV Köln und unglücklich mit 27:32 beim SSV Nümbrecht. Sowohl gegen den MTV als auch beim SSV führten die Opladener jeweils, konnten den Vorsprung aber nicht ins Ziel bringen. In Nümbrecht bewies der Aufsteiger erneut viel Kampfgeist, denn nach einer frühen 7:4-Führung (12.) geriet er später mit 23:26 (53.) in Rückstand und glich zum 26:26 aus (56.). Erst auf das 26:29, das sich innerhalb von 60 Sekunden entwickelte, fand Breuers Team keine Antwort mehr, sodass das Konto nun 0:14 Zähler aufweist – eine schwere Hypothek. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Bilanz am Samstagabend noch schwieriger aussieht.

Unten hinken nach sieben Spieltagen nur zwei andere Teams ähnlich weit hinterher. Fortuna Köln (5:9) auf Rang elf hat zurzeit bereits vier Punkte Vorsprung auf den Drittletzten BTB Aachen II (1:13), der einen Wimpernschlag vor den Opladenern und dem TK Nippes liegt (beide 0:14). In den kommenden Wochen könnte sich bereits entscheiden, wer für den Rest der Serie ein Keller-Abo löst – und wer vielleicht doch hoffen darf. Am Samstag trifft Nippes auf Aachen II, das seinen bislang einzigen Punkt beim 22:22 am fünften Spieltag im Derby gegen Weiden II holte. Und nach der kurzen Meisterschafts-Unterbrechung am 23./24. November (Totensonntag) stehen sich Nippes und Opladen II gegenüber (am 30. November), ehe es Opladen II und Aachen II miteinander zu tun bekommen (7. Dezember). Klarer Fall: Wer den Abstieg vermeiden will, braucht aus diesen Begegnungen eine optimale Ausbeute an Punkten. Plätze im Tiefparterre der Liga sind keine Kassenschlager, sondern Ladenhüter. Keiner will sie und keiner kommt auf den Geschmack, sich dort länger aufzuhalten.