3. Liga Nord-West
Leidenschaftliche Leichlinger verpassen Befreiungsschlag
Der um den Klassenerhalt kämpfende LTV musste nach einem 26:23 und einer dramatischen Schlussphase mit einem Unentschieden gegen Longerich zufrieden sein.

Mit vereinten Kräften: Simon Schlösser (beim Wurf) und der Longericher SC stießen in Leichlingen auf heftigen Widerstand. (Foto: Thomas Schmidt)

Leichlinger TV – Longericher SC 26:26 (13:14). Es war spannend, es war leidenschaftlich. Vielleicht stand dann nach 60 intensiv geführten Minuten sogar das gerechte Ergebnis auf der Anzeigetafel, weil die spielerische Qualität nicht unbedingt für den Sieg einer der beiden Mannschaften gesprochen hätte – die über einige Strecken schwer verdauliche Kost boten. Eine Hand an den beiden Punkten hatte über weite Strecken zunächst der Longericher SC, der beim Leichlinger TV oft vorlegte – bis sich in der dramatischen Schlussphase das Blatt zugunsten der tief im Kampf gegen den Abstieg steckenden Hausherren wendete. Zweimal führte das Team von Trainer Lars Hepp im Freitagabend-Krimi sogar mit drei Treffern – 25:22 (54.), 26:23 (55.). Es folgte ein aus Leichlinger Sicht schmerzhaftes Muster, denn eine fatale Mischung aus Fehlern, mangelnder Cleverness und Entscheidungen, die sich als schwerer Irrtum erweisen sollten, brachten Longerich zurück und den 26:26 (13:14)-Endstand. Mit diesem Ergebnis konnte zuerst kaum jemand etwas anfangen und selbst LSC-Coach Andreas Klisch durfte nur darüber zufrieden sein, dass es nach einem fast aussichtslosen Rückstand wenigstens zum Unentschieden gereicht hatte. „Das war halt keine Qualität heute“, stellte Klisch fest.

Die Kölner waren im Vergleich zum jüngsten 23:22 über den Zweiten TuS Spenge nur ein Schatten ihrer selbst – ein Grund dafür, dass der LTV lange im Spiel blieb und später die Hand an zwei Punkte bekam. Ein anderer: Die Hausherren, die schon früh mal wieder zur Kunst des Improvisierens greifen mussten, gaben zu keiner Sekunde auf. Vielleicht war es ja aufbauend gemeint, als während der Behandlung des Leichlinger Rückraumspielers Maurice Meurer plötzlich in Leichlingen kölsches Liedgut aus den Lautsprechern drang: „Da simmer dabei, dat is prima.“ Selbst einige Longericher schienen sich über die musikalische Unterstützung durch „ihre“ Höhner gewundert zu haben.

Meurer musste anschließend  draußen weiterbehandelt werden – und beim LTV begann der Umbau. Regisseur Valdas Novickis, nach einer langen Verletzungspause erst seit Kurzem wieder an Bord, griff ins Geschehen ein und bestückte fortan in der ersten Halbzeit gemeinsam mit Christoph Gelbke und Maik Schneider den Rückraum. Dass diesmal nicht alle Aktionen von Novickis den erhofften Erfolg brachten, ärgerte ihn selbst am meisten – und er überprüfte gleich mehrmals intensiv die Stabilität der Hallenwand. Als er beim Stande von 2:2 (5.) früh den ersten Siebenmeter des Abends verwarf, deutet sich das nächste große Manko der Gastgeber an: Der LTV ließ insgesamt drei Strafwürfe ungenutzt. Nach der Pause verpasste Timo Blum den 14:14-Ausgleich (32.) und – noch bitterer – 50 Sekunden vor Schluss beim Stande von 26:26 die 27:26-Führung, die vielleicht den Sieg gebracht hätte.

Da geht was: LTV-Keeper Linus Mathes war mit einigen Paraden daran beteiligt, dass sein Team sogar an einen Sieg glauben durfte. (Foto: Thomas Schmidt)

Nach dem 26:23 von Maik Schneider hatte der LTV die Gelegenheit, auf vier Tore wegzuziehen, weil Longerichs Simon Schlösser den Ball hoch über den Kasten jagte (56.). Genau 250 Sekunden standen jetzt noch auf der Uhr. Aber Schneiders Ballverlust nutzte Longerich zum 24:26 (57.) und nach einer Auszeit verkürzte der Favorit wiederum durch Daniel Koenen auf 25:26 (58.). Es kam jetzt noch bitterer für Hepps Team, das beim Schneider-Wurf an den Pfosten (59.) viel Pech hatte – und auf der Gegenseite das 26:26 (59.) durch Tim Hartmann kassierte. Im aufregenden letzten Kapitel hätten die Gäste dann noch das 27:26 erzielen können – das allerdings definitiv des Guten zu viel gewesen wäre,

LTV-Coach Hepp trauerte später natürlich der vergebenen Chance auf zwei Zähler nach, wirkte insgesamt jedoch sehr gefasst: „Ich nehme aus diesem Spiel ein positives Gefühl mit.“ Obwohl es nicht zum ganz großen Befreiungsschlag reichte, durfte er mit Kampf und Leidenschaft der Leichlinger sehr zufrieden, sein. Die Mannschaft zeigte trotz vieler Hemmnisse, dass sie voller Leben steckt – was für den weiteren Kampf gegen den Abstieg besonders wertvoll sein dürfte. Und im Ergebnis war das Unentschieden ohnehin hilfreich, weil die SG Menden Sauerland Wölfe, Konkurrent im Tabellenkeller, überraschend beim VfL Eintracht Hagen gewann (29:26). Ohne sein 26:26 wäre der LTV auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Über die Qualität einzelner Spiele werden sie in Leichlingen vermutlich später wieder nachdenken.

Leichlinger TV: Ferne, Mathes – Schneider (4), Zulauf, Meurer (2), Rosendahl, Novickis (1), Kuebler (2), Gelbke (5), Richartz, Blum (5/3), Jagieniak (3), Graef, Natzke (4).

Longericher SC: Inzenhofer, Ruch – Koenen (4), Peters (2), Pyszora (1), Hartmann (5), Schlösser (4), Mestrum, Duckert, Wolf, Tomassini, Schulz (5/1), Johnen (5), Zerwas, Dahlke.