Regionalliga Nordrhein
Dramatisches Finale: Weiden stürzt Opladen vom Thron
Der TuS gibt die Tabellenführung nach der zweiten Niederlage in Folge ab. Die SG Ratingen schießt sich in Bonn ihren Frust von der Seele.

Er glaubt es nicht: Markus Sonnenberg (Mitte) und die Opladener kassierten in letzter Sekunden den Siebenmeter, den Weidens Simon Bock (rechts) zum 27:28-Endstand verwandelte. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – HC Weiden 27:28 (13:13). Die Enttäuschung war natürlich riesig bei den Opladenern, die ihre ersten sechs Spiele gewonnen hatten und nun nach dem 26:32 in Langenfeld die zweite Niederlage hintereinander kassierten. „Wir haben es nicht einmal geschafft, wenigstens einen dreckigen Punkt zu behalten“, fand TuS-82-Trainer Fabrice Voigt, der sich grundsätzlich gar nicht besonders lange mit dem aufregenden Finale aufhalten wollte. Da hatten die Hausherren ein 24:27 (57.) aufgeholt und durch Johannes Sonnenberg zehn Sekunden vor Schluss sogar zum 27:27 ausgeglichen. Es passierte das Folgende: Weiden wollte den letzten Angriff nutzen und unbedingt noch einmal zum Abschluss kommen – was Vincent Gremmelspacher verhinderte und dabei in den Augen der Unparteiischen eine Torchance verhinderte. Das konnte Voigt so nicht ganz nachvollziehen: „Wir waren alle hinter dem Ball.“ Nach konsequenter Regelauslegung gab es danach trotzdem einen Siebenmeter für Weiden, den Simon Bock mit seinem zehnten Tor zum 28:27 versenkte.

Schmerzhafter für Voigt als die verlorenen Punkte: Der TuS 82 zeigte nicht mal ansatzweise die Reaktion, die er nach der Pleite in Langenfeld erwartet hatte. „Wir waren nicht clever genug, wir haben keinen Zugriff bekommen und wir waren in der Abwehr viel zu zaghaft. Das war von Anfang an schlecht“, urteilte Voigt. In Schutz nehmen mochte er sein Team nicht: „Natürlich gewinnen wir zusammen und wir verlieren zusammen. Aber so kann das nicht weitergehen.“ Offensichtlich ist für die Meisterschaftspause bis zum 1. Dezember und der Partie beim MTV Rheinwacht Dinslaken ausreichend Arbeit zu erledigen. In Opladen besteht plötzlich Gesprächsbedarf.

TuS 82 Opladen: Fuchs, Prützel, Strock – Rachow, J. Sonnenberg (3), Ellmann (1), Taymaz (2), Barwitzki (4/1), Göddertz (5), Jagieniak (5), M. Sonnenberg (5), Rinke (1), Gremmelspacher (1).

HC Weiden: Bayer, Rüttgers – Kuck, Hoffmann (2), Beckers (3), Scheidtweiler (4), Lübcke (1), Flossbach (4), Eiche (2), Micke (1), Habisch (1), Bock (10/3).

TV Rheinbach – SG Langenfeld 30:25 (15:15). Der TV Rheinbach mit seinem Trainergespann Jan Hammann/Dietmar Schwolow entwickelt sich immer mehr zur Überraschungs-Mannschaft der Hinrunde, denn der verdiente Sieg über den Drittliga-Absteiger Langenfeld reihte sich fast nahtlos an die guten Leistungen aus den Wochen zuvor ein (24:24 beim TV Aldekerk, 24:23 gegen TuSEM Essen II, 28:26 gegen SG Ratingen). Das Ergebnis war auch kein Produkt des Zufalls, weil die Hausherren nach einer Anlaufzeit über das 5:8 (11.) und 6:9 (12.) immer mehr Zugriff fanden und mit dem 10:9 (16.) zum ersten Mal in Führung gingen. Die Entscheidung bahnte sich kurz vor und direkt nach der Pause an, als Rheinbach durch sechs Tore hintereinander aus dem 14:15 (28.) einen fast komfortablen 20:15 (36.) machte. In Gefahr gerieten die Hausherren, die beim 28:21 (55.) mit sieben Toren den höchsten Vorsprung hatten, anschließend nicht mehr.

TV-Trainer Hammann bescheinigte den Gastgebern eine überzeugende Gesamtleistung: „Das war ein sehr schönes und starkes Spiel, hinten wie vorne. Wir haben in der Abwehr klug gearbeitet und den Ball vorne mit viel Disziplin laufen lassen.“ Die SGL, vor einer Woche noch feiernder Derbysieger gegen den TuS 82 Opladen (32:26),  versuchte in der zweiten Halbzeit taktisch zwar alles, um den Lauf der Hausherren zu stoppen, und probierte es sogar mit einer doppelten Manndeckung gegen die Rheinbacher Achse mit Oliver Dasburg und René Lönenbach – ohne durchschlagenden Erfolg. SGL-Trainer Becker konnte bisweilen nur den Kopf schütteln. „Wir kommen aus der Halbzeit und sind völlig von der Rolle“, stellte der SGL-Coach ratlos fest. Am Ende hofft er, dass die Niederlage sogar heilsame Wirkung hat: „Ich habe den Jungs gesagt, dass du mit zwei Siegen im Rücken noch keine Meisterschaft gewonnen hast. Das ist ein Dämpfer für uns, aber wir arbeiten natürlich weiter.“

TV Rheinbach: Funke, Hoven – Schwolow (5), Kurth (6), Lönenbach (6), Prell, Schöneseiffen (4), Dasburg (7/4), Künkler, Wolff, Genn (2), Stief.

SG Langenfeld: Jahn, Schmidt – Poetsch (1), Jung (3), Preissegger, Rahmann, Schirweit (1), Korbmacher (10), Eich (4/2), Boelken (1), Schulz (1), Voelker (3), Raschke (1), Pagel.

 

TSV Bonn rrh. – SG Ratingen 30:41 (11:21). Die zuletzt arg gebeutelten Ratinger bekamen in Bonn die Gelegenheit, sich ihren Frust von der Seele zu schießen. Die von vielen als Titelfavorit gehandelte SG hatte von Beginn an alles im Griff und legte schnell eine 10:2-Führung (12.) vor. TSV-Trainer David Röhrig probierte alles, um hier gegenzusteuern und nahm in der 22. Minute bereits seine zweite Auszeit. Bis zum 11:19 (27.) blieb der Abstand jetzt zumindest gleich. Im Anschluss setzten sich die Gäste aber weiter ab – 11:23 (32.). Die Partie war zu diesem Zeitpunkt im Grunde bereits entschieden und Ratingen verwaltete den Vorsprung nun gefahrlos. Beim 23:37 (54.) lag die SG erstmals mit 14 Treffern vorne und Bonn durfte allein nach dem 25:39 (56.) in den letzten Minuten noch etwas Ergebniskosmetik betreiben. Kaum zu glauben: Der TSV wegen seines guten Saisonstarts liegt als Siebter mit 8:8 Punkten in der Tabelle immer noch vor den Ratingern (7:9 Zähler).

TSV Bonn rrh.: Rieder, Meißenburg – Krohn (2), Palmen (3), S. Röhrig (7/2), Bock, Benninghoff-Lühl (5/3), Wilhelms (1), Fischer, Maeser (6), Bohrmann (2), Struiff, Rohloff (4).

SG Ratingen: Schmidt (1), Karmaat – Funke (3), Schäfer (12), Bauer, Nitzschmann (5), Oelze (7), Mergner (2), Mensger, Lazarov (6/1), Bahn (3), Ditzhaus (2).

 

HSG Siebengebirge – TV Aldekerk 29:32 (12:17). Siebengebirge, das vor zwei Wochen nach seinem klaren Sieg über den TV Jahn Köln-Wahn (34:26) noch einen Weg aus dem Keller zu beginnen schien, steckt nun doch wieder tiefer unten fest und das Team von Trainer Werner Klöckner geht bei 3:13 Punkten auch als Tabellenletzter in die Meisterschafts-Unterbrechung (Totensonntag). Mit dem 3:1 (3.) erwischten die Hausherren noch einen ordentlichen Start, aber nur knapp acht Minuten später sah alles ganz anders aus – 5:11 (10.). Das 16:12 zur Pause brachte den Gästen die nötige Sicherheit für den zweiten Durchgang, in dem Aldekerk beim 21:15 (38.) seinen höchsten Vorsprung erreichte. Mehr als eine Ergebnisverbesserung gelang den kämpfenden Hausherren trotz allen Einsatzes nicht mehr.

Aldekerk, mit 4:6 Punkten eher sehr durchschnittlich in die Saison gestartet, schaffte mit dem Erfolg in Siebengebirge seinen dritten Sieg hintereinander und ist nun mit 10:6 Punkten die vierte Kraft in der Regionalliga. Das Ziel fürs Team von Trainer Nils Wallrath ist klar: Nach der Meisterschafts-Unterbrechung will Aldekerk den schönen Schwung auch am 30. November gegen den TV Jahn Köln-Wahn fortsetzen – und dann vielleicht am 6. Dezember beim neuen Ersten TV Korschenbroich eine Art Spitzenspiel bestreiten.

HSG Siebengebirge: Schulze, Löcher – Dziendziol (6/1), Kreutz (4), Steinhaus (6/3), Nahry (4), Al-Zaidi, Hayer, Stöcker (1), Lee (1), Marcinkovic (4), Schulz (3), Kirfel.

TV Aldekerk: Schoemackers, Köß – Jonas Mumme (1), Kleinelützum (4), Greven (1), Phlak (9/3), Jentjens (7), Upiet (2), Rampyapedi (1), Tobae (2), Zwarg (2), Julian Mumme (2), Appelhans (1).

 

HG Remscheid – TuSEM Essen II 25:24 (8:11). Beide Teams hatten mit personellen Problemen zu kämpfen – die Gastgeber aber das bessere Ende für sich. Während TuSEM-Trainer Nelson Weisz einen umgebauten Kader mit sieben A-Jugendlichen vorbereiten musste, plagte Remscheid sich mit zahlreichen Verletzungssorgen. Am gravierendsten dürfte dabei der Ausfall von Rückraumspieler Michael Heimannsfeld (Zehenbruch) gewesen sein. Und selbst Trainer Frank Berblinger fehlte erkrankt. „Ich denke, dass wir aufgrund dessen noch enger zusammengerückt sind“, fand HG-Kapitän Tobias Geske. So kamen die Remscheider zunächst auch besser in die Partie – 6:4 (12.).

Danach taten die Hausherren sich aber im Angriff schwerer und Essen drehte die Begegnung zum 8:12 (31.). „Wir haben dann einen kleinen Bruch im Spiel“, fand Weisz, der erleben musste, wie Remscheid über das 14:14 (36.) und 19:19 (48.) auf 24:20 und 25:21 (jeweils 58.) davonzog. In den letzten zweieinhalb Minuten wurde es dann noch einmal spannend, weil TuSEM mit seiner offenen Deckung alles probierte. Am Ende brachte Remscheid den Sieg aber über die Ziellinie.

HG Remscheid: Geske, Franz – Schiewe, Faust (3), Baier (1/1), Pütz, Voss (4), Schönfeld (2), Rother (2), Jansen (5), Rath (3), Bonekämper (2), Hermann (3).

TuSEM Essen II: Lohe, Stumpf – Homscheid (3), Schmidt (4), Reidegeld (2), Daamen, Hufschmidt, Engels (1), Lewandowski (3), Kraus (3), Ingenpass, J. Weisz (1), Koenemann (7/5), Sahin.