22. November 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
In Würselen gibt es die Sporthalle an der Parkstraße, in denen der HC Weiden 2018 seine Heimspiele auszutragen pflegt. Sie nennen ihre Spielstätte gerne die „Hölle West“ und tatsächlich gibt es dort immer wieder heiße Duelle – bisweilen sogar welche mit extrem hohen Temperaturen. So war es etwa am 9. Februar 2019, als rund 700 Handball-Fans für eine verrückte Atmosphäre sorgten. Das Team von Trainer Andreas Heckhausen bezwang den großen Meisterschafts-Konkurrenten TuS Derschlag im Spitzenspiel der Oberliga Mittelrhein mit 28:26. Es war einer der Bausteine für den späteren Aufstieg in die Regionalliga Nordrhein. Den machte der HC dann am 27. April ab 20 Uhr durch ein 32:24 über den SSV Nümbrecht klar. Ebenso klar: Bei den Weidenern scheuten sie sich nicht davor, den großen Erfolg noch größer zu feiern. Also wurde es spät und noch später, sodass es letztlich fast wieder früh war. Blöderweise stand nur 21 Stunden später am 28. April ab 17 Uhr das Finale des Kreispokals auf dem Programm. Wieder in eigener Halle. Und das gegen die eigene Zweite, die seinerzeit in der Verbandsliga spielte (und später als Dritter in die Oberliga nachrückte).
Es kam irgendwie so, wie es kommen musste. Weiden I befand sich beim Anpfiff erstens körperlich nicht wirklich auf der Höhe und hatte zweitens sowieso größere personelle Probleme. Trotzdem versuchte es eine Notbesetzung, die am Ende bloß aus der Mindestanzahl an Spielern für ein vollständiges Team bestand. Das Ergebnis: Die mit mehr Personal und damit mehr Kondition ausgestattete Zweite gewann das enge interne Duell mit 34:33. Deshalb ist in den Mittelrheinpokal nach offizieller Lesart tatsächlich auch der HC Weiden II eingezogen, der nun am Samstag um 18.30 Uhr das Finale bestreitet. Auflaufen wird allerdings das durch Spieler aus der Zweiten ergänzte Weiden I mit Trainer Heckhausen. Der Regionalligist trifft – wie passend in diesem Fall – auf den TuS Derschlag.
Dessen bislang letzter Besuch in der „Hölle West“ liegt erst eine Woche zurück und da gewann der Mittelrhein-Oberligist mit Trainer Ralph Weinheimer beim echten HC Weiden II mit 33:27. Es wäre wohl die perfekte Einstimmung aufs Finale des Mittelrheinpokals gewesen – wenn nicht der erst nach dem Saisonbeginn zum TuS gestoßene Russe Yuri Pishchukhin in der 48. Minute wegen einer Tätlichkeit die Blaue Karte gesehen hätte. Pishchukhin wurde für zwei Spiele auf Verbandsebene gesperrt, sodass er den Derschlagenern sowohl jetzt in Weiden als auch am 30. November fehlen wird. Dann tritt der Oberliga-Dritte zur Top-Partie beim aktuellen Tabellenführer Pulheimer SC an. „Im Moment fällt uns tatsächlich unser kleiner Kader auf die Füße“, sagt Weinheimer. Obwohl in Michael Romanov, Philipp Krefting und Norman Krause drei Schlüsselspieler angeschlagen sind, freuen sich die Derschlager aber auf das Finale: „Wir haben Bock darauf zu spielen.“ Ganz weit im Hinterkopf kennen sie natürlich im Bergischen die Regel, dass ihnen ein Triumph im Mittelrheinpokal die Eintrittskarte in den Deutschen Amateurpokal bringt, der im besten Fall bis ins Endspiel nach Hamburg führt. Weinheimer weiß, wie hoch die Hürde ist: „Wir sind der Außenseiter. Bei uns müsste alles passen, aber wir werden alles geben und eine Überraschung versuchen.“
Ebenfalls extrem viel Lust auf die Partie haben die Weidener, die in der Meisterschaft mit Platz sechs und 9:7 Punkten auf einem ordentlichen Weg zum Saisonziel Klassenerhalt sind. Dass sich der Klassen-Neuling so gut zurechtgefunden hat, liegt nicht zuletzt an Linkshänder Simon Bock, der vom Nachbarn BTB Aachen zum HC kam – und ausgerechnet im Derby gegen die Aachener (21:26) mit vier Toren seine bisher magerste Ausbeute erzielte. Ansonsten stehen in seiner persönlichen Liste dreimal jeweils sieben Tore, einmal acht, einmal zehn und zweimal zwölf. In der Addition sind das 67 Tore und damit 8,5 pro Partie. Zuletzt bewies Bock zudem erneut Nervenstärke, denn beim (entthronten) Spitzenreiter TuS 82 besorgte er in der Schluss-Sekunde per Siebenmeter das entscheidende 28:27. Hinten lieferte zudem die gesamte Abwehr vor dem überragenden Torhüter Bobo Bayer eine erstklassige Partie, sodass Trainer Heckhausen allgemein sehr zufrieden sein durfte: „Das war eine reife Leistung.“ Auf eine Wiederholung hofft der Weidener Coach, der erneut auf einige Stammkräfte verzichten muss, nun im Pokalfinale gegen den TuS Derschlag – obwohl er vor dem Kontrahenten viel Respekt hat: „Das ist eine auch körperlich sehr starke Mannschaft. Ich hoffe natürlich trotzdem, dass wir gewinnen.“ Ein Gewinner wird auf jeden Fall die Deutsche Krebshilfe sein, weil sich der für den Endspieltag verantwortliche Handball-Verband Mittelrhein und die beteiligten Mannschaften darüber einig sind, die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittskarten zu spenden.