Mittelrhein-Pokal
TuS Derschlag gewinnt Finale: „Fühlt sich sehr geil an“
Für den Oberligisten ging am Samstagabend ein Traum in Erfüllung. Der Außenseiter qualifizierte sich durch den Erfolg beim Regionalligisten HC Weiden für den Deutschen Amateur-Pokal.

Da ist das Ding: Norman Krause (Nummer 29) präsentiert seinen Teamkollegen den Pokal, den sich der TuS Derschlag durch einen couragierten Auftritt verdiente. (Foto: HCW)

HC Weiden II – TuS Derschlag 29:32 (12:16). Der Oberligist aus dem Oberbergischen musste zwar als Außenseiter gelten, zeigte sich aber in der „Hölle West“ insgesamt wenig beeindruckt und über weite Strecken eine überzeugende Leistung – wie im Halbfinale, als die Mannschaft von Trainer Ralph Weinheimer beim TV Jahn Köln-Wahn ebenfalls einen Regionalligisten ausgeschaltet hatte (26:17). Am Samstagabend nahmen die Derschlager zunächst eine Revanche für die schmerzhafte 26:28-Niederlage vor einigen Monaten (Februar), die damals den Kampf um den Aufstieg entschieden hatte. Außerdem brachte der Erfolg im Finale des Mittelrheinpokals die Eintrittskarte für den Deutschen Amateurpokal – womit für den TuS durch den ersten Titel in der laufenden Saison schon ein Traum in Erfüllung geht. „Das fühlt sich sehr geil an. Ich glaube, wir wollten den Sieg ein bisschen mehr. Und wir waren ganz gut auf Weiden eingestellt.“

Die kompakte Deckung der Gäste ließ den ersten Treffer des HC – amtlich mit seiner zweiten Mannschaft ins Finale eingezogen – erst nach acht Minuten zu und legte bereits hier den Grundstein zum späteren Erfolg. Nach der Pause geriet der Oberligist beim Stande von 18:17 (40.) vorübergehend noch einmal ins Wanken, doch er fiel nicht und blieb weiter diszipliniert. Weinheimer kam unter dem Strich lediglich auf neun technische Fehler – was seinen Plänen entsprach: „Wenn wir unter zehn bleiben, haben wir gegen jede Mannschaft eine Chance.“ Klar: Die über 100 Kilometer weite Heimfahrt nach Derschlag nutzten Team und Trainer zu einer ersten Feier – und zu einem Blick voraus. „Kann ja sein, dass der Stress jetzt erst anfängt, wenn du irgendwo nach Usedom musst oder an den Bodensee.“

Mit dem 4:1 (8.) und 9:3 (15.) erwischte der TuS einen starken Beginn. Nachdem er sein Polster bis zur Pause fast gehalten hatte, verkürzte Weiden durch zwei Tore von Marcel Habisch auf 14:16 (33.). Beim 18:19 (40.) waren die nicht aufsteckenden Hausherren bis auf einen Treffer dran, doch der Oberligist befreite sich wieder – 26:21 (49.), 27:22 (51.). Auch auf das 27:29 (55.) oder 28:30 (57.) des HC fand Weinheimers Mannschaft die passende Antwort. Das 31:28 (59.) von Thorben Schneider und das 32:28 (60.) durch Norman Krause machten dann endgültig alles klar.

Weidens Coach Andreas Heckhausen erwies sich später als fairer Verlierer: „Das war ein verdienter Sieg für Derschlag. Wir haben in der Anfangsphase nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Man hat gemerkt, dass Derschlag das aggressivere Team war.“ Nach dem Wiederbeginn sah Heckhausen die beste Phase seiner Mannschaft und aus seiner Sicht wäre vielleicht noch eine Wende drin gewesen. „Bei uns hat sich sicher das Fehlen der steuernden Hände auf der Rückraum-Mitte bemerkbar gemacht“, urteilte Heckhausen, „wir sind aber nicht so mega enttäuscht, weil wir uns jetzt wieder mehr auf den Ligabetrieb konzentrieren können.“

HC Weiden II: Bayer, Rüttgers – Bergerhausen, Kuck, Hoffmann (5), Beckers, Scheidtweiler (1), Eich (2), Flossbach (4), Eiche, Micke (2), Habisch (5), Bock (9/5).

TuS Derschlag: Ritter, Sierau – Wandschneider, Weißner (2), Schneider (5), Romanov (7), Welke (4), Borisch (1), Ingacio Cabrales Vergara, Krause (10/4), Krefting (3).

Das Ergebnis schützte übrigens beide Seiten vor einem möglicherweise sehr unangenehmen Nachsitzen. In den Durchführungs-Bestimmungen des Deutschen Handball-Bundes für den Deutschen Amateurpokal heißt es im ersten Abschnitt unter Punkt 3, Teilnahmeberechtigung und Meldeverzicht: „An den Spielen um die Deutsche Amateur-Pokalmeisterschaft der Männer können nur Mannschaften teilnehmen, die im Kalenderjahr 2018 als LV-Pokalsieger oder als Zweitplatzierter (nur wenn eine II. Mannschaft oder ein Aufsteiger in die 3. Liga Pokalsieger ist) im LV-Pokalwettbewerb ermittelt wurden.“ Die Passage braucht eine generelle Übersetzung und entscheidend für die Weidener ist, was der DHB eingeklammert hat. Darin enthalten ist eine ebenso simple wie einfach Schlussfolgerung: Zweite Mannschaften dürfen nicht am Amateurpokal teilnehmen. Sollte dieser Zweite das Finale gewonnen haben, geht das Recht zur Teilnahme auf ihn über.

Unter dem Strich wären den Weidenern bei einem Sieg im Mittelrheinpokal der 27. und 28. April dieses Jahres auf die Füße gefallen. Damals machte der HC I durch ein 32:24 über den SSV Nümbrecht den Aufstieg aus der Oberliga in die Regionalliga klar. Den großen Erfolg feierten sie anschließend noch größer – was vermutlich jeder so oder ähnlich gehandhabt hätte. Das Problem: Nur 21 Stunden später stand das Finale des Kreispokals auf dem Programm – gegen die eigene Zweite, die seinerzeit in der Verbandsliga spielte (und später als Dritter in die Oberliga nachrückte). Weiden I befand sich nicht wirklich auf der Höhe und versuchte es mit einer Notbesetzung. Ergebnis: Die mit mehr Personal und damit mehr Kondition ausgestattete Zweite gewann das interne Duell mit 34:33. Deshalb zog in den Mittelrheinpokal nach offizieller Lesart tatsächlich der HC Weiden II ein.  Zum Einsatz kam allerdings sowohl im Halbfinale als auch im Finale das Personal von Weiden I (ergänzt durch Spieler aus der Zweiten). Wie das mit der Teilnahme am Deutschen Amateurpokal gewesen wäre  – ein spannendes Thema, das sich nun allerdings erledigt hat.