Regionalliga Nordrhein
Ehe geschieden: HSG Siebengebirge und Trainer Werner Klöckner trennen sich
Beim Tabellenletzten gab es viele Gespräche. Der erst zur neuen Saison gekommene Coach und der Verein sahen dann in einer weiteren Zusammenarbeit keinen Sinn mehr.

Steht jetzt nur noch am Rande: Trainer Werner Klöckner (rechts) war mit durchaus großen Hoffnungen zur HSG Siebengebirge gekommen. (Foto: Tobias Swawoll)

Am Anfang des Jahres hörte sich das alles stark nach Aufbruchstimmung an. Die HSG Siebengebirge gab beizeiten die Verpflichtung von Werner Klöckner als Cheftrainer der ersten Mannschaft zur Saison 2019/2020 bekannt. Beide Seiten zeigten sich zuversichtlich. Beispiel Sebastian Hoffmann, der damals auch Trainer war (zusammen mit Jamal Naji) und inzwischen „nur“ in der Rolle des Sportlichen Leiters für die HSG arbeitet: „Werner hat eine enorme Erfahrung und wird unser Team und den Verein voranbringen. Egal, in welcher Klasse er trainiert hat, immer hat er die Mannschaft auf ein höheres Niveau bringen können. Genau das erwarten auch wir von ihm: Das junge Team fördern, in der Regionalliga etablieren und zum Spitzenteam formen.“ Klöckner hatte ebenfalls wenig Zweifel, dass die Ehe funktionieren werde: „Ich sehe mich als Teamspieler und möchte dabei helfen, gemeinsam mit der Mannschaft und dem Verein die mittelfristigen Ziele mit Perspektive auf die 3. Liga zu erreichen.“ Zehn Monate darauf und nach acht Spieltagen in dieser Saison ist Siebengebirge mit bescheidenen 3:13 Punkten Letzter – und Werner Klöckner nicht mehr Trainer der HSG. Nach dem 29:32 gegen den TV Aldekerk gab es am „Sonnenhügel“ vor allem viele Gespräche. Die Quintessenz war, dass die Vorstellungen von Trainer und Mannschaft zu weit auseinanderlagen. Klöckner handelte konsequent und stellte sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Verein und (Ex-) Trainer beschlossen dann, die Zusammenarbeit zu beenden.

„Natürlich ist es sehr enttäuschend, dass Trainer und Mannschaft keine gemeinsame Basis mehr sehen. Werner Klöckners konsequenter Schritt ist einerseits schade, auf der anderen Seite aber für uns nun der richtige Impuls, um im Sinne der Mannschaft den bestmöglichen Trainer zu finden“, sagt Hoffmann in der offiziellen Erklärung des Vereins, der nun intensiv einen Nachfolger sucht – der eine durchaus schwierige Mission Klassenerhalt übernehmen muss. Mit nur einem Sieg auf dem Konto liegen die HSG und der Vorletzte MTV Rheinwacht Dinslaken drei Zähler hinter dem rettenden Ufer. Die nächste Aufgabe führt die HSG am 1. Dezember zur zweiten Mannschaft von TuSEM Essen, die nach einem starken Auftakt (7:1 Zähler) durch vier Niederlagen hintereinander auf den zehnten Rang abgerutscht ist (7:9) und vermutlich nichts zu verschenken hat.

Werner Klöckner, der seit über drei Jahrzehnten im Trainergeschäft tätig ist, wirkt ebenfalls enttäuscht. „Ein guter Trainer muss flexibel sein und die beste Taktik für das Spielerpotenzial finde, das ihm zur Verfügung steht“, findet der Coach, „notfalls muss er dabei auch Abstriche an seiner eigene Spielphilosophie in Kauf nehmen. Beide Seiten müssen sich anpassen.“ Und genau darin liegt seiner Ansicht nach einer der Punkte dafür, dass eine Fortsetzung der Tätigkeit in Siebengebirge keinen Sinn ergeben habe: „Bei mir ist die Grenze des Anpassens erreicht. Ich habe aufgrund meiner langen Erfahrung das Gespür dafür entwickelt, wenn ich das Vertrauen der Leistungsträger nicht mehr zu hundert Prozent spüre. Es ist wie in einer Beziehung. Man entwickelt sich gemeinsam aufeinander zu oder man entfremdet sich. In diesem Fall ist die Trennung alternativlos.“

Klöckner wirkte insgesamt enttäuscht darüber, dass sich die Dinge allgemein nicht in die gewünschte Richtung entwickelt haben. Trotzdem hält er eine Schuldzuweisung für total unangebracht: „Die HSG ist ein toller Verein und ich habe jederzeit das Vertrauen der Sportlichen Leitung gespürt. Ich wünsche dem Verein, den Fans und dem Team alles erdenklich Gute.“ Nach dem Aus bei der HSG Siebengebirge will der Trainer-Routinier keinesfalls dem Handball den Rücken kehren – im Gegenteil. „Ich möchte zur kommenden Saison ein neues Projekt starten“, betont Klöckner.