26. November 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Beim Blick auf die Tabelle der Oberliga Niederrhein wirkt Eric Busch ein wenig angefressen. „Sportlich schaffen wir es gerade ja nicht in die Schlagzeilen“, meint der Coach des TV Angermund. Dabei war Busch vor der Saison mit großen Ambitionen in den Düsseldorfer Norden gekommen. Doch was die Angermunder im Laufe der Vorbereitung an personellen Hiobsbotschaften ereilte, ist mit Pech wohl nicht mehr angemessen beschrieben. Dass Kreisläufer Nico Merten eine Weltreise machen würde, war immerhin vorher klar. Die Verletzungen von Kapitän Martin Gensch, Florian Hasselbach (beide Schulter), Björn Thanscheidt (Meniskus) und Dennis van Wesel (Kreuzbandriss) gehörten dann zu den heftigeren Nachrichten. Daniel Plöger (Knorpelschaden) gesellte sich im Laufe der Saison noch zusätzlich zu den langfristigeren Ausfällen. Die Folge: Mit 3:11 Punkten steht der TVA derzeit nur hauchdünn vor den Abstiegsplätzen auf Rang elf.
Es spricht für den Zusammenhalt im Team, dass ein Spieler wie Hasselbach sich zumindest in der Abwehr schon wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Busch: „Ich hoffe, das war nicht kontraproduktiv. Er hat demnächst noch einmal einen MRT-Termin. Wir wünschen uns natürlich alle, dass der ein positives Ergebnis bringt.“ Der Coach rechnet insgesamt frühestens im Januar damit, dass sich das Lazarett wieder lichtet: „Und selbst dann wird es natürlich etwas dauern, bis die Jungs wieder richtig dran sind. Mit etwas Glück werden wir dann Woche für Woche stärker und können im Laufe der Saison noch einmal zeigen, was wir draufhaben.“ Bis dahin lautet die Marschroute, sich möglichst etwas von der Gefahrenzone zu entfernen. Der Blick auf die bisherigen Ergebnisse bietet immerhin eine Erkenntnis: Angermund hat schon gegen sechs der sieben Teams aus der oberen Tabellenhälfte gespielt. Bedeutet im Umkehrschluss: Die Aufgaben gegen die Konkurrenz im Keller kommen jetzt erst.
Für den Trainer selbst ist die Situation eher ungewohnt. 2012 kam der aus Norddeutschland stammende Busch aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf. Nach einem Jahr komplett ohne Handball fand er bei Fortuna Düsseldorf eine Heimat, zunächst als Spieler, 2015 dann auch als Trainer der Damen. Mit zwei Aufstiegen in Folge führte Busch das Team von der Landes- in die Oberliga. Es folgte – erneut aus beruflichen Gründen – eine einjährige Handball-Pause, bevor Eric Busch im Sommer die Nachfolge von Uli Richter bei den Angermundern antrat. „Natürlich wollten wir an die guten Platzierungen aus den Vorjahren anknüpfen. Wenn ich mit allen Spielern aus dem Kader in die Saison gegangen wäre, wäre der Anspruch ein ganz anderer. Dann hätten wir oben mitgespielt“, meint der TVA-Coach, der aber die Personalsituation nicht als Ausrede für alles gelten lassen will: „Wir haben trotzdem zu wenig Punkte geholt. In einigen Spielen haben wir uns nicht clever angestellt und die Punkte selbst weggeworfen.“
Lichtblicke bot in diese Saison bis jetzt vor allem der Niederrhein-Pokal. Nach dem Erfolg über den Ligarivalen Borussia Mönchengladbach (30:29) schaltete Angermund im Viertelfinale den Regionalliga-Aufsteiger HG Remscheid aus (28:26). Das Halbfinale fiel nun aus, weil Gegner SG Überruhr die Partie nach dem tragischen Tod seines Spielers Lars Krüger verständlicherweise absagte. Die Angermunder warten daher nun im Finale auf den Sieger des Duells zwischen den beiden Regionalligisten SG Ratingen und SG Langenfeld. Klar ist jetzt schon: Der TVA wird im Endspiel auf jeden Fall der Außenseiter sein. Tendenziell wünschen sie sich in Düsseldorf wohl eher den Nachbarn aus Ratingen als Gegner. „Das wäre schon ein Spiel mit Derby-Charakter, das vielleicht noch einmal den einen oder anderen Zuschauer in die Halle bringt“, findet Busch, für den der Pokal insgesamt aber eher nachrangige Bedeutung hat.
Der Coach verfolgt eine Spielphilosophie, die auf die ganze Mannschaft ausgerichtet ist: „Ich arbeite weniger mit der Kleingruppe, sondern lieber mit der ganzen Breite. Außerdem wünsche ich mir eine gute Umschaltbewegung und hätte auch gerne ein Konzept für die Schnelle Mitte.“ Dass solche Ziele schwieriger zu erreichen sind, wenn teilweise nur sieben gesunde Spieler beim Training sind, versteht sich von selbst. Etwas neidisch geht da der Blick zum Spitzenreiter HC Wölfe Nordrhein (15:1 Punkte), der für Busch wenig überraschend auf Platz eins steht: „Die sind einfach unfassbar gut eingespielt.“ Für Angermund heißt die Realität im Moment dagegen erst mal Abstiegskampf. Der geht am kommenden Samstag mit der Partie beim Sechsten SG Langenfeld II weiter, bevor vor Weihnachten die Aufgaben gegen die direkte Konkurrenz warten. Nach den Spielen gegen den Neunten TV Krefeld-Oppum (7:9 Punkte), beim Zehnten Unitas Haan (6:10) und beim Vorletzten HSG Neuss/Düsseldorf II (2:12) werden alle Beteiligten mehr wissen. Busch: „Aus den vier Spielen wollen wir gerne sechs Punkte holen. Dann könnten wir etwas ruhiger unterm Weihnachtsbaum sitzen.“