28. November 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Begeisterung scheint bei beiden schon mal größer gewesen zu sein. Dabei ist Derbyzeit im Bergischen – und wie. Wenn die HSG Bergische Panther auf den Leichlinger TV trifft, geht es schließlich immer zur Sache und rund. Diesmal haben aber so ziemlich alle Beteiligten ausreichend mit sich selbst zu tun. Erstens: Den von reichlich personellem Pech geplagten Panthern droht der erstklassige Saisonstart mit 12:4 und 13:5 Punkten zu entgleiten. Das Team von Trainer Marcel Mutz bewegt sich zwar auf Rang sechs (15:13 Zähler) noch im vor der Saison abgesteckten Zielkorridor, droht aber bei anhaltendem Trend vom breiten Mittelfeld geschluckt zu werden. Das wiederum wäre eine Position, von der sie in Leichlingen aktuell nicht mal träumen können. Der vor der Saison personell umgebaute LTV steckt auf Rang 13 in großer Gefahr und nur die geringfügig bessere Tordifferenz hält ihn vor der Ahlener SG (beide 8:18), die den ersten der der drei Abstiegsplätze einnimmt. Für ein Handball-Fest spricht am Freitagabend eher weniger, weil es sowohl für die Panther als auch für die Leichlinger vorwiegend auf das Ergebnis ankommt. Wenn das stimmt, braucht es kein handballerischer Leckerbissen zu sein.
Panther-Coach Mutz hat in seinem Kader drei Spieler, die auf ihren alten Verein treffen. Bei Jens Peter Reinarz ist die Leichlinger Zeit ein paar Jahre her, während Henning Padeken und Bastian Munkel erst nach der vergangenen Saison die Seiten wechselten. Für zwei Außen ist das Derby deshalb was Besonderes, weil sie im jeweils „feindlichen Lager“ unterwegs sind: Jan Blum für die Panther, Timo Blum für die Pirates. Weil sich die Brüder als Rechtsaußen (Jan) und Linksaußen betätigen, werden sie sich zudem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum direkten Duell auf dem Feld begegnen. Das eine oder andere Wiedersehen wird es zudem für Leichlingens Coach Lars Hepp geben, zumal die Partie Am Schwanen stattfinden wird – in jener Halle, in der früher der TuS Wermelskirchen zu Hause war. Bis Ende 2012 Spieler, Spielertrainer und Trainer des TuS, der seine Glanzzeiten in der 3. Liga erlebte: Lars Hepp. „Ich freue mich auf die Rückkehr“, erklärt der 41-Jährige.
Leichlingen steckt unter anderem deshalb unten fest, weil es immer wieder Chancen zum Sieg nicht zu Ende spielt. So war es unter anderem zuletzt beim 26:26 gegen den Zweiten Longericher SC, als eine 26:23-Führung in der 55. Minute nicht zum Erfolg reichte. Bezeichnend dafür, dass sich die Waage oft auf die aus LTV-Sicht falsche Seite neigte, war eine Szene wenig später. Beim Stande von 26:25 für die Gastgeber traf Maik Schneider mit seinem Versuch den Pfosten (59.) und alle waren sich einig, dass ein 27:25 die Entscheidung gewesen wäre. Vorwürfe an Schneider, der mit 72 Toren aus 13 Partien der bisher beste Feldtorschütze der 3. Liga Nord-West ist, gab es natürlich nicht. Und insgesamt bescheinigt Hepp der Mannschaft ohnehin viel Willen, die Wende zu schaffen: „Die Moral ist ausgezeichnet, ich bin mit der Einstellung total zufrieden.“ Weil das so ist, sieht er fürs Derby keinen ausgemachten Favoriten: „Das ist ein 50:50-Spiel. Wir müssen aber sehen, dass wir nicht zu viele Fehler machen. Und wir dürfen in Stress-Situationen nicht den Kopf verlieren.“
Panther-Coach Mutz ist sich in einem mit Hepp einig: „Die Chancen stehen 50:50.“ Sein Team sieht er jedenfalls nicht in der Favoritenrolle – erstens aus personellen Gründen. In den Langzeit-Verletzten Simon Wolter und Henrik Heider sind beide Linkshänder für den Rückraum außer Gefecht, andere Spieler sind angeschlagen. „In Gummersbach hatten wir mehr Leute hinter der Bank als auf der Bank“, meint Mutz, der den Nachbarn aus Leichlingen für deutlich unter Wert platziert hält: „Eigentlich müssten sie wesentlich höher stehen, weil sie mit Spielern wie Maik Schneider und Valdas Novickis richtig gute Leute in der Mannschaft haben. Wir dürfen uns von der Tabelle nicht blenden lassen.“ Vielleicht trifft jener Standpunkt zu: „Es geht gegen Leichlingen auch nur um zwei Punkte.“
Im Vergleich mit den Klubs aus dem Bergischen Land herrscht ein paar Kilometer weiter in Köln beim Longericher SC schon mitten im November so etwas wie Karneval. Vor zwei Wochen durfte sich der LSC in Leichlingen trotz einer überschaubaren Leistung darüber freuen, noch einen Punkt ergattert zu haben. Und dafür wurde die Mannschaft von Trainer Andreas Klisch durch die Ergebnisse der Konkurrenz sogar mit dem Sprung auf den zweiten Tabellenplatz belohnt. Mit 17:7 Zählern sind die Longericher im Augenblick der erste Verfolger des Wilhelmshavener HV (21:3), der dem direkten Wieder-Aufstieg in die 2. Liga entgegenzusteuern scheint. „Die Jungs sind brandgefährlich“, betont Klisch, der damit aber gar nicht den Kontrahenten aus Ostfriesland meint, sondern das auf Rang sieben geführte Team HandBALL Lippe II, auf das der LSC am Samstag trifft. Eine Woche darauf geht es zum TuS Volmetal (7. Dezember), ehe der Höhepunkt gegen Wilhelmshaven auf dem Programm steht (13. Dezember).
Longerich will alles dafür geben, die gute Position zu verteidigen. „Dann hätten wir es geschafft, uns das Mega-Spitzenspiel zu erarbeiten“, meint der LSC-Coach, „aber das ist ferne Zukunft.“ Was er zurzeit in den Trainings-Einheiten merkt: „Die Jungs haben richtig Bock. Es macht schon mehr Spaß, wenn du oben stehst.“ Wer das bestätigen kann, sind definitiv Panther und Pirates.