Regionalliga Nordrhein
Samstagsgewitter: Ratingen überrollt Remscheid, Bonn überrascht die SGL
Die SG führte schon nach neun Minuten mit 10:1 und übertraf am Ende beim 42:31 erneut die 40-Tore-Marke. Drittliga-Absteiger Langenfeld verlor nach einer spannenden Partie mit 33:34.

Unter Geschwistern: Bonns Trainer David Röhrig (links) sah neun Treffer seines Bruder Simon (rechts), der in der 47. Minute die Rote Karte sah und in der Schlussphase zusehen musste. (Foto: Thomas Schmidt)

SG Langenfeld – TSV Bonn rrh. 33:34 (15:19). Langenfeld hatte sich fest vorgenommen, im Heimspiel eine Art Wiedergutmachung für den wenig überzeugenden Auftritt aus der Woche zuvor beim TV Rheinbach (25:30) zu betreiben und sich bis Weihnachten auf jeden Fall einen festen Platz in der oberen Tabellenhälfte zu sichern. Dass es unter Umständen sehr schwierig werden könnte, war vielleicht schon vorher klar, weil den Hausherren in Felix Korbmacher eine zentral wichtige Stammkraft nicht zur Verfügung stand: Der Rückraumspieler fehlte wegen einer Verletzung aus dem Viertelfinale des Kreispokals am vergangenen Donnerstag beim Verbandsliga-Zweiten HSG Bergische Panther II, sodass der 26:25-Erfolg hier am Ende teuer erkauft war.

Die Gäste aus der ehemaligen Bundeshauptstadt führten meist, aber die SGL kam selbst nach dem 21:25 (40.) noch einmal zurück ins Geschäft. Beim 30:30 (54.), 31:31 (57.) und 32:32 (58.) schien wieder alles möglich zu sein, doch Bonn machte nach dem 33:32 (58.) von Daniel Fischer mit dem 34:32 durch Daniel Rohloff 20 Sekunden vor Schluss alles klar – was für Trainer Röhrig auch so in Ordnung ging: „Ich denke, wir haben verdient gewonnen. Mit elf Zeitstrafen haben wir sehr viel Zeit des Spiels in Unterzahl verbracht. Wir hatten ohnehin große Wechselprobleme, weil bei uns schon vorher vier Spieler ausgefallen waren.“ Darüber hinaus machten den Gästen zwei Rote Karten (34./Fabian Struiff, 47./Simon Röhrig) und die Verletzung von Tim Wilhelms (25./Knie) zu schaffen. Richtig viele Möglichkeiten, personell etwas zu verändern hatte er insgesamt nicht mehr. „Wenn man das Ding dann trotzdem gewinnt, darf man sich auch freuen“, fand der TSV-Coach.

Kollege Markus Becker wirkte – kein Wunder – weit weniger glücklich: „Wir haben eigentlich ganz gut angefangen. Bei 33 Toren lag es diesmal aber definitiv nicht an der Angriffsleistung, sondern an der Deckung. Da hatten wir relativ wenig Zugriff. Am Ende kam ab und zu auch etwas Pech dazu.“ Dass es letztlich trotz eingeschränkter taktischer Möglichkeiten bei den Gästen nicht zu einer richtigen Wende reichte, machte den SGL-Coach insgesamt traurig: „Wir mussten uns nach dem Spiel erst einmal sammeln.“

SG Langenfeld: Jahn, Schmidt – Pötzsch, Jung (4), Preissegger, Rahmann, Schirweit, Eich (9/6), Boelken (8), Schulz (3), Völker (7), Raschke (1), Pagel (1), Nelte.

TSV Bonn rrh:  Rieder, Meißenburg – Krohn (1), S. Röhrig (9/2), Bock, Benninghoff-Lühl (5/1), Wilhelms, Fischer (2), Maeser (6), Bohrmann (4), Struiff (1), Rohloff (6).

 

SG Ratingen – HG Remscheid 42:31 (21:12). Als der Aufsteiger aus dem Bergischen meinte, dass es nun Zeit sei, sich aktiv am Spiel zu beteiligten, war es bereits zu spät. Und die ersten neun Minuten und 15 Sekunden der Partie bei der SG Ratingen mussten den Gästen am Samstagabend wie ein gefährliches Gewitter vorgekommen sein. Der hier zum ersten Mal für die Hausherren erfolgreiche Yannik Nitzschmann traf zum nahezu unwirklichen 10:1 für Ratingen, in dessen Wirbel die HG komplett unterging. Damit war zwar das Schlimmste irgendwie vorbei, doch die ohne Rückraumspieler Michael Heimannsfeld (konnte nur auf der Bank sitzen) angetretenen Remscheider kamen fortan höchstens für eine Schadensbegrenzung in Frage. Ob es anschließend tatsächlich weniger schmerzhaft war, ist wohl eine Frage des Standpunkts: Keine Mannschaft lässt sich gerne derart viele Gegentore einschenken. Die SG fand den Tag der offenen Tür definitiv wesentlich unterhaltsamer und sie übertraf nur eine Woche nach dem 41:30 beim TSV Bonn rrh. erneut die 40-Tore-Marke, sodass sie nach ihrem Fehlstart (5:9 Punkte) jetzt bei einem ausgeglichenen Konto angekommen ist (9:9).

Aufsteiger Remscheid (6:12) darf vor allem froh darüber sein, dass hinter ihm im MTV Rheinwacht Dinslaken und der HSG Siebengebirge zwei Kontrahenten erst drei Zähler ergattern konnten – was sich aber zumindest theoretisch am Sonntag ändern könnte. „Wir sind sehr mutlos aufgetreten“, urteilte der ziemlich enttäuschte HG-Torhüter Tobias Geske, „wir haben hinten keinen Zugriff bekommen, vorne sehr viele Fehler gemacht und eine sehr große Zahl an einfachen Gegentoren bekommen.“

SG Ratingen:  Schmidt, Karmaat – Funke (1), Schäfer (9), Bauer, Nitzschmann (3), Oelze (8/2), Mergner (4), Plaumann, Lazarov (6), Bahn (4), Ditzhaus (7).

HG Remscheid:  Geske, Franz – Schiewe (1), Faust (7), Baier (4/4), Voss (3), Schönfeld (3), Rother (4), Jansen (4), Rath (5), Bonekämper, Hermann.

 

HC Weiden – TV Rheinbach 26:26 (12:13). Mit dem Unentschieden hielten auf eine gewisse Weise beide Serien. Der Aufsteiger Weiden wies erneut nach, dass er das für den Klassenerhalt nötige Potenzial besitzt – und die Gäste bestanden eine weitere intensive Prüfung. sodass sie längst nicht mehr von ungefähr im oberen Tabellendrittel angesiedelt sind. Dass sie den bisherigen Rang drei wegen des Torverhältnisses an den BTB Aachen abtreten mussten (beide 12:6 Punkte), wird die Mannschaft des Trainerduos Jan Hammann/Dietmar Schwolow ziemlich locker verkraften können. Der TV startete deutlich wacher in die Partie und zwang Gastgeber Weiden beim 1:7 (10.) zu einer frühen ersten Auszeit. In der Folge kämpfte der Aufsteiger sich Stück für Stück heran und war beim 11:12 (26.) wieder in Schlagdistanz.

Nach der Pause gelang dem HC beim 16:16 (37.) der Ausgleich und beim 20:18 (43.) und 25:22 (52.) durften die Weidener Fans tatsächlich von einem doppelten Punktgewinn träumen. In der Schlussphase hatte dann aber Rheinbach keinesfalls vor, sich kampflos zu ergeben und drehte die Partie durch Tobias Wolff (54.), René Lönenbach (55.), Florian Genn (58.) und Marcel Kurth (60.) zum 25:26. Weiden kam noch ein letztes Mal an den Ball und schließlich einen finalen Siebenmeter zugesprochen. Simon Bock behielt die Nerven und rettete seinem Team vom Punkt den einen Punkt.

HC Weiden: Bayer, Rüttgers – Kuck (1), Weidenhaupt, Hoffmann, Beckers (6), Scheidtweiler (1), Lübcke (1), Eiche (2), Micke (5), Pieper, Habisch, Bock (10/4), Moll.

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (2), Kurth (4), Lönenbach (5), Prell, Dasburg (3/1), Kazimierski (3), Künkler (3), Voihs, Wolff (4), Genn (2), Hoven.

 

TV Aldekerk – TV Jahn Köln-Wahn 26:26 (14:11). Es kam zunächst in etwa so, wie das die Kölner erwartet hatten, denn das vorwiegend um den Klassenerhalt kämpfende Team von Trainer Olaf Mast hatte mit einer extrem schwierigen Aufgabe gerechnet. Nach einem überraschend guten Start führte der Außenseiter mit 4:1 (9.), doch die zur erweiterten Spitzengruppe zählenden Hausherren drehten den Spieß bald um, ohne die Gäste vor der Pause entscheidend abhängen zu können – 5:4 (13.), 10:5 (18.), 11:9 (25.), 14:11 (30.), 15:11 (31.). Wer nun geglaubt hatte, die favorisierten Hausherren könnten die Sache ruhig nach Hause bringen, sah sich gründlich getäuscht. Wahn sorgte zunehmend für ein völlig offenes Duell und war auf dem besten Weg zu einer großen Überraschung – 21:20 (45.), 22:21 (48.), 24:24 (52.), 25:25 (58.). Nachdem Daniel Zwarg für die Gastgeber das 26:25 (59.) erzielt hatte,  nahm Mast für den TV eine letzte Auszeit. 34 Sekunden später durfte Köln tatsächlich jubeln, weil es sich durch den Siebenmeter von Davidson Idahosa, der hier seinen einzigen Treffer an diesem Abend erzielte, mit dem 26:26-Ausgleich auf den allerletzten Drücker für seine richtig gute Einstellung belohnte. Mast war begeistert: „Mit einer leidenschaftlichen Abwehrleistung mit Gregor Pohl als Turm in der Schlacht sowie einem überragenden Oliver Kierdorf im Tor haben wir einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf geholt.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Köß – Jonas Mumme (4), Kleinelützum (1), Greven, Phlak (5), Jentjens (2), Upietz (1), Tobae (2), Zwarg (4), Julian Mumme (5), Menke, Appelhans (2).

TV Jahn Köln-Wahn: Kierdorf, Rotscholl – Akintunde (5), Branding (5/2), Pestinger, Rus, Wendler (6), Denis (2), Idahosa (1/1), Pohl (4), Giacobbe, Lange (3).