01. Dezember 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TuS Derschlag – Pulheimer SC 24:29 (7:15). Natürlich sind da erst neun Spieltage absolviert und es werden 17 andere folgen. Und natürlich wird im weiteren Saisonverlauf noch eine Menge passieren. Trotzdem führt der Weg zur Meisterschaft definitiv nur über die Pulheimer. Das Team von Trainer Kelvin Tacke, das sich vor dem Serienstart nicht mal annähernd als Titelkandidat gesehen hatte, lässt immer wieder Taten sprechen – wie jetzt in Derschlag, das erst vor einer Woche im Finale des Mittelrheinpokals so überzeugend beim Regionalligisten HC Weiden aufgetreten war (32:29). Die Hornissen, die grundsätzlich sehr friedfertige Tiere sein sollen, stachen kräftig zu und entschieden das Spitzenspiel souverän für sich. Auch TuS-Trainer Ralph Weinheimer zeigte sich einigermaßen beeindruckt: „Das war ein sehr starker Auftritt der Pulheimer. Über den verdienten Sieger gibt es keine zwei Meinungen.“ Kollege Kelvin Tacke konnte seiner Mannschaft mit Fug und Recht die Note eins geben und der SC ist mit jetzt 17:1 Punkten weiter das einzige ungeschlagene Team der Klasse. „Wir haben eine tolle Leistung abgeliefert, im Paket mit dem Torhüter eine überragende Abwehrarbeit gezeigt und vor allem in der ersten Halbzeit bärenstark gespielt.“
Tatsächlich fiel den Hausherren lange kaum etwas ein und die Hornets legten schnell das 3:0 vor (7.). Nach dem 8:5 (29.) zog Pulheim eindrucksvoll weg und ließ dem TuS in dieser Phase nicht den Hauch einer Chance – 15:7 (30.). Weinheimer fand reichlich viele Haare in der Derschlager Suppe: „Da stimmte bei uns wenig bis gar nichts.“ Während der TuS hier sogar Feuer und Leidenschaft vermissen ließ, bissen sich die Gäste immer mehr in die Partie hinein und übernahmen komplett die Kontrolle. Die verloren sie selbst dann nicht, als die wacher aus der Kabine gekommenen Hausherren durch einen 4:0-Lauf innerhalb von drei Minuten auf 11:15 (33.) verkürzen konnten. Die Antwort des Tabellenführers kam eiskalt, weil er seinerseits einen 4:0-Lauf hinlegte und auf 19:11 erhöhte (37.). „Das war ein Lehrbeispiel dafür, wie man abgezockt und clever spielt“, lobte Weinheimer, dem es unter anderem Pulheims Lars Jäckel angetan hatte: „Seine Fehlerquote lag bei null.“
Tacke wollte sein Siegerteam allerdings ganz und gar nicht auf den starken Rückraumspieler reduziert sehen: „Wir haben hier als Team toll aufgetrumpft und als Team gewonnen.“ Tatsächlich konnte Pulheim auf insgesamt vier Akteure mit jeweils fünf Treffern bauen: Davide Semeraro, Jan Giesen, André Nicklas und eben Jäckel (zwei seiner sieben Tore waren Siebenmeter). Über die ausgeglichene Mannschaftsleistung mit viel Disziplin und Geduld fanden die Gäste auch auf alle Versuche des TuS eine Antwort. „Das war so, wie ich mir das vorgestellt habe“, urteilte der Hornets-Coach, „seit Strombach ist bei uns eine Entwicklung zu erkennen gewesen.“ Gemeint: Am 5. Oktober gab es ein 27:27 beim HC Gelpe/Strombach. Es war seinerzeit zwar der bislang einzige Punktverlust, aber gleichzeitig ein wertvolles Unentschieden – weil der HC ja ebenfalls zu den Top-Teams der Klasse gehört.
Fünf Spiele und 10:0 Zähler später sieht die Lage so aus: Der Klassen-Primus Pulheimer SC, der sich vor der Fahrt ins Oberbergische selbst als David im Duell mit Goliath gesehen hatte, kommt wohl sportlich um ein neues Rollenverständnis kaum herum. Auf jeden Fall haben die Hornets die Chance, ihre Spitzenposition mindestens bis in die Weihnachtspause hinein zu verteidigen – wenn sie in den Spielen gegen den Longericher SC (7. Dezember) und beim MTV Köln (15. Dezember) erneut ihre aktuell blendende Form abrufen können. Für Ralph Weinheimer besteht unter dem Strich längst kein Zweifel mehr daran, dass der SC zu Großem in der Lage ist: „Der Vergleich mit David und Goliath war absurd, denn der Goliath hat ja gewonnen. Für uns hat nie gestimmt, dass wir zu den Meisterschafts-Favoriten gehören. Wir schauen jetzt nach vorne und wir werden weiter versuchen, ein bisschen dranzubleiben.“ Daraus spricht viel Respekt. Und natürlich kann noch eine ganze Menge passieren. Erst mal hat der Pulheimer SC aber ein Machtwort gesprochen.
TuS Derschlag: Ritter, Sierau – Wandschneider, Weißner (3), Schneider (4), Romanov (7), Welke, Borisch (1), Ignacio Cabrales Vergara (1), Krause, Krefting (6/1), Bay (2).
Pulheimer SC: Middell (1), T. Giesen, Lankert – Heinen, Gottschling (1), Bartsch, Waldecker (3), Semeraro (5), Jacoby (2). J. Giesen (5), Jäckel (7/2), Nicklas (5), Bleckat, Geerkens.