Niederrhein-Pokal
Wer folgt Angermund ins Finale: Ratingen oder Langenfeld?
Das Duell der beiden Regionalligisten ist das vorweggenommene Endspiel. Gegner dort wird der Oberligist TV Angermund sein, der in der Meisterschaft gegen den Abstieg kämpft.

Zupackend: Thomas Bahn (links) und Sam Schäfer (rechts) haben gegen Langenfeld vermutlich wieder vor, energisch zur Sache zu gehen – wie hier gegen Opladens Johannes Sonnenberg. (Foto: Thomas Ellmann)

Es ist vermutlich so etwas wie das vorweggenommene Endspiel, für das ein Teilnehmer ja bereits feststeht. Weil der Verbandsligist SG Überruhr nach dem tragischen Tod seines Spielers Lars Krüger auf das Halbfinale verzichtete, ist der TV Angermund schon durch – der auf Rang zwölf um den Klassenerhalt kämpfende Oberligist, der im Finale auf jeden Fall der krasse Außenseiter sein wird. Das Team um Trainer Eric Busch bekommt es definitiv mit einem Regionalligisten zu tun, der noch dazu bereits über Erfahrung in der 3. Liga verfügt. Am Dienstagabend werden die SG Ratingen und die SG Langenfeld ab 20 Uhr in der Halle an der Gothaer Straße ermitteln, wer am 12. Dezember gegen Angermund um die Eintrittskarte für den Deutschen Amateur-Pokal kämpft. Wo die Vorteile fürs reizvolle Kreisderby liegen? Kaum mit hoher Treffergarantie abzuschätzen.

Manches spricht für die Hausherren, die nach einem enttäuschenden Saisonstart zuletzt deutlich besser in Fahrt gekommen sind und zweimal hintereinander mehr als 40 Treffer erzielten – 41:30 beim TSV Bonn rrh. und 42:31 gegen die HG Remscheid. Als das Konto nach dem 26:32 am sechsten Spieltag beim TuS 82 Opladen bei 5:7 Zählern stand, gab es erneut Gesprächsbedarf – verbunden mit einem klaren Zwei-Teile-Auftrag ans Team, das aus den restlichen fünf Meisterschaftsspielen bis Weihnachten zumindest acht Punkte holen sollte. Es folgte das 26:28 gegen den TV Rheinbach, ehe das Team des als Spielertrainer in die Saison gestarteten Ace Jonovski (jetzt nur noch Coach) mit neuem Schwung und dem Überschreiten der 40-Tore-Grenze begann. Der andere Punkt: Bastian Schlierkamp, Manager/Geschäftsführer der SG, nahm den Triumph im Niederrheinpokal in den Forderungs-Katalog auf. Und er bleibt unmittelbar vor dem Halbfinale dabei: „Klar. Wir befinden uns im Leistungssport und da musst du solchen Druck aushalten.“ Durch die jüngsten Ergebnisse sieht sich Schlierkamp zudem in seiner Einschätzung bestätigt. Ganz nebenbei: Wer mit einem personell derart prominent besetzten Team antritt, zu dem Ex-Profis wie Alexander Oelze oder Filip Lazarov gehören, muss sowieso andere Maßstäbe anlegen. Für die SG ist auch ein Startplatz im Deutschen Amateur-Pokal durchaus verlockend – und in diesem Bereich hat Langenfeld dem Konkurrenten ausnahmsweise einen großen Schatz an Erfahrungen voraus. Im Jahr 2016, dem erfolgreichsten in der Langenfelder Handball-Geschichte, erreichte die SGL das Finale und gewann dort mit 29:25 gegen den HC Glauchau/Meerane aus der Mitteldeutschen Oberliga. Das oder den aufregenden Weg nach Hamburg ebenfalls zu erleben, dürfte tatsächlich ein erstrebenswertes Ziel sein.

Lagebesprechung: Langenfelds Trainer Markus Becker (Mitte) will/muss sich fürs Halbfinale des Niederrheinpokals was einfallen lassen. (Foto: Tobias Swawoll)

Langenfelds Trainer Markus Becker hat die Einschätzung des Klassen-Konkurrenten registriert, aber naturgemäß seine eigenen Ziele: „Ratingen ist jetzt gut drauf, aber wir freuen uns auf das Spiel. Sie dürfen uns nicht unterschätzen.“ Insgesamt geht er davon aus, dass die SGL alles für eine spannende Partie aus sich herausholen wird – was zumindest defensiv erheblich mehr sein muss als am vergangenen Samstag bei der ziemlich ernüchternden 33:34-Niederlage gegen den TSV Bonn rrh., als die Hausherren in der Abwehr nie den richtigen Zugriff bekamen. Ein Grund: Im verletzten Felix Korbmacher (Schulter) fehlte Beckers zurzeit wohl wichtigster Spieler, der vorne wie hinten eine Schlüsselrolle hat. In seinem Fall wird Langenfeld im Pokal kein Risiko eingehen. Korbmacher könnte eventuell am nächsten Samstag in der Regionalliga für die Aufgabe bei der HG Remscheid wieder zum Einsatz kommen.

Wenn es nach dem ersten Aufeinandertreffen in der Meisterschaft geht, ist ziemlich jedes Ergebnis denkbar: Vor gut zwei Monaten gab es am 28. September ein 28:28-Unentschieden, aus dem für Langenfeld beinahe ein Sieg geworden wäre. Seinerzeit parierte Ratingens Keeper Petar Angelov, dessen Vertrag mit der SG inzwischen aufgelöst ist, vier Sekunden vor der Schluss-Sirene den Wurf nach einem Tempogegenstoß von Felix Korbmacher, der jetzt ebenfalls nicht dabei ist. Vor einem Jahr hatten die beiden Kontrahenten wegen des Langenfelder Intermezzos in der 3. Liga nichts miteinander zu tun und 2017/2018 gab es in den direkten Duellen kaum messbare Unterschiede. Zu Hause gewann die SGL mit 31:28, während sie an der Gothaer Straße mit 26:31 unterlag. In der Abschluss-Tabelle lag Langenfeld als Meister (46:10 Punkte) später allerdings deutlich vor dem Vizemeister Ratingen (39:17). Sicher dürfte eigentlich nur sein, dass es zu hundert Prozent kein Unentschieden geben wird. Wer ins Finale einzieht, entscheidet sich zur Not in einer Verlängerung oder sogar in einem Siebenmeterwerfen.