3. Liga Nord-West
Stress im Advent: Longericher wollen, Vikings können, Pirates müssen gewinnen
Der letzte Spieltag der Hinrunde hält viele Mannschaften unter Strom. Vom Kampf um die Tabellenspitze bis zum Kampf gegen den Abstieg ist alles dabei.

Du denkst dran? Marian Dahlke scheint hier seinen Trainer Andreas Klisch (Mitte) fast noch mal darauf hinzuweisen, dass Tim Hartmann den Longerichern ziemlich sicher fehlen wird. (Foto: Thomas Schmidt).

Von einer besinnlichen Adventszeit kann weiter keine Rede sein. Und die Drittligisten ziehen ihre Saison sogar bis zum 22. Dezember durch, ehe sie sich für drei Wochen in die meisterschaftsfreien Weihnachtsferien verabschieden. Wer das in welcher Stimmung tun kann, wird sich auch jetzt am 15. Spieltag zeigen, mit dem die Hinrunde 2019/2020 zu Ende geht. Es ist alles dabei – von jenen, die sich selbst den Druck machen, bis hin zu jenen, die sich längst nicht mehr aussuchen können, wie hoch die Belastung denn werden soll. Irgendwo mittendrin liegen zum Beispiel die aus der 2. Liga abgestiegenen Rhein Vikings, die vor dem Spiel am Freitagabend gegen den VfL Eintracht Hagen auf Rang acht mit 15:13 Punkten keine Bedrohung von unten haben und wenig Chancen, den direkten Kontakt zu den Top-Teams herzustellen. Einer dieser Kontrahenten ist der Vierte Longericher SC, auf dessen Wunschzettel ein vorweihnachtliches Spitzenspiel gegen den Tabellenführer Wilhelmshavener HV ganz weit oben steht.  An Ähnliches verschwenden sie beim Leichlinger TV gerade gar keinen Gedanken, denn für den Drittletzten geht es ausschließlich um den Klassenerhalt.

Zweitliga-Absteiger Hagen zählte zumindest am Anfang der Saison zu den Favoriten auf die Meisterschaft, konnte diesem Anspruch aber höchstens in Ansätzen gerecht werden. Nach der Heimniederlage gegen die abstiegsgefährdeten SG Menden Sauerland Wölfe erklärte Trainer Uli Kriebel vor zwei Wochen seinen Rücktritt und kurz darauf stand in Stefan Neff der neue Mann an der Seitenlinie fest (vorher TuS Volmetal, SG Schalksmühle-Halver Dragons). Sein Einstand war mit dem 31:26 aus erfolgreich und Rang zwei sieht auch brauchbar aus – wenn da die sechs Punkte Rückstand auf Wilhelmshaven nicht wären. Trainer Neff fordert die Eintracht auf jeden Fall zu höchster Wachsamkeit auf: „Wir müssen dieses Spiel mit viel Respekt angehen. Die Vikings sind eine Mannschaft, die sehr flexibel verteidigt und oft zwischen offensiven und defensiven Abwehrformationen wechselt. Das bedeutet für uns, dass wir im Kopf bereit sein und uns immer wieder auf neue Situationen einstellen müssen.” Vikings-Kollege Jörg Bohrmann hofft, dass sein Team ans 26:25 beim VfL Gummersbach II anknüpfen kann. „Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren und alles geben. Dann haben wir auch in diesem Spiel eine Chance, können vielleicht die Überraschung schaffen und zwei Punkte in Neuss behalten.“ Aktuell sind die Wikinger als Achter bei 15:13 Zählern das Schlusslicht der oberen Tabellenhälfte.

Abgespielt: Brian Gipperich (hinten) und die HSG Rhein Vikings wollen gegen Hagen möglichst die richtigen Mittel zum Erfolg finden. (Foto: Thomas Ellmann)

Ganz Longerich ist schon heiß auf den 13. Dezember und die Partie gegen Wilhelmshaven. „Da wollen wir unbedingt hin“, betont LSC-Coach Andreas Klisch, „wir werden alles dafür geben, dass das ein Spitzenspiel bleibt. Das wäre ein absolutes Highlight.“ Wer die Kölner daran hindern könnte, ist der TuS Volmetal. Der ist erstens im Kampf gegen den Abstieg um jeden Punkt verlegen, zweitens zu Hause immer doppelt kampfstark und drittens für jede Überraschung gut. Zwei Belege: Am 5. Oktober gabs gegen Wilhelmshaven jenes sensationelle 27:26 und am 16. November das nicht viel weniger erstaunliche beim Dritten TuS Spenge. „Die sind brandgefährlich“, bestätigt Longerichs Trainer Andreas Klisch. Er geht davon aus, dass auf seine Mannschaft eine Menge Arbeit zukommt – weil die Hausherren oft sehr kompakt auftreten und weil sie in Jan König über einen herausragenden Denker und Lenker verfügen. Handicap für den Tabellenvierten Longerich, der nach Minuspunkten besser liegt als der Zweite Hagen und der Dritte Spenge: Kapitän Tim Hartmann fällt aus (umgeknickt).

Ganz andere Sorgen plagen den Leichlinger TV, der vor dem wegweisenden Heimspiel am Sonntag gegen die Ahlener SG kaum weiß, welche Baustelle er zuerst bearbeiten soll. Besonders der Ausfall von Alexander Senden (Syndesmoseband) und Maurice Meurer (Schulter) reißt ein dickes Loch in den Kader, weil nun im restlichen Aufgebot kein klassischer Halblinker mehr zu finden ist. Darüber hinaus fehlen Sebastian Linnemannstöns (Kreuzband), Fynn Natzke (Knöchel), Vibulan Sivanathan (Knöchel) und Jose Rosendahl (Finger). Mit reduziertem Personal müssen die Leichlinger vor allen Dingen daran arbeiten, ihre Fehlerquote zu reduzieren – die zuletzt im Spiel bei den Bergischen Panthern einer der Gründe für den hohen Endstand war (21:28). Es ist unter dem Strich die raue Wirklichkeit, dass sich der LTV im Duell mit Ahlen im Grunde keine weitere Niederlage erlauben kann. Beide Teams haben schließlich 8:20 Zähler und beide sind auf den Rängen 13 und 14 nur durch ein paar Millimeters übers Torverhältnis voneinander getrennt. Gleichzeitig werden beide wenigstens mit einem Auge die Resultate der Keller-Konkurrenz beobachten (müssen), denn der Letzte TSV GWD Minden II erwartet hier den Vorletzten Sauerland Wölfe und der Elfte VfL Gummerbach II tritt beim Zehnten OHV Aurich an. Mit besinnlicher Adventszeit hat das alles eher nichts zu tun.