3. Liga Nord-West
Bitteres Finale: Leichlingen verliert sieben Tore Vorsprung
Der kämpferisch überzeugende LTV führte im Abstiegskrimi gegen die Ahlener SG zehn Minuten vor dem Ende mit 33:26, musste sich aber mit einem 35:35 begnügen. Gummersbach II ist in Aurich chancenlos.

Ab durch die Mitte: Valdas Novickis (beim Wurf) trug elf Treffer zum Leichlinger 35:35 bei und verwandelte auch acht von zehn Siebenmetern sicher. (Foto: Thomas Ellmann)

Leichlinger TV – Ahlener SG 35:35 (17:16). Der Tatort am Sonntagabend war um gut drei Stunden vorverlegt und er wurde nicht in der ARD ausgestrahlt, sondern im Ostermann-Forum, das früher Halle Am Hammer hieß. Vielleicht können die Damen und Herren Kommissare zwischen Hamburg und München ja demnächst mal ermitteln, warum die Leichlinger im für den Abstiegskampf wichtigen Duell mit ähnlich stark gefährdeten Gästen eine 33:26-Führung aus der 51. Minute nicht über die Runden brachten. Für das Team von Trainer Lars Hepp war das Finale jedenfalls eine gefühlte Niederlage und für Ahlen deutlich eher ein Erfolg. Mit jeweils 9:21 Zählern hält sich Ahlen soeben am rettenden Ufer, während derzeit der LTV, der TSV GWD Minden II (ebenfalls 9:21) und die SG  Menden Sauerland Wölfe (8:22) absteigen müssten.

Die personell arg gebeutelten Hausherren machten lange Zeit einen guten Eindruck und sie probierten gegen körperlich klar stärkere Ahlener so etwas wie den „Zwergen-Aufstand“: Die Regisseure Valdas Novickis und Christoph Gelbke tauchten im Wechsel im linken Rückraum auf, der ohne die verletzten Alexander Senden und Maurice Meurer auskommen musste. Zusammen mit Maik Schneider, der sportlichen Lebensversicherung im rechten Rückraum, sorgten beide dafür, dass der LTV in einer Partie mit einigen Wellen lange von zwei dringend benötigten Zählern träumen durfte. Dass es die SG zunehmend mit einer engen Deckung gegen Novickis und Gelbe probierte, war zunächst noch kein entscheidendes Problem.

Wie seht ihr das? Die Leichlinger Linus Mathes und Maik Schneider (von rechts) stiegen kurz nach dem Spiel bereits ins sachliche Gespräch mit Ahlens Philipp Lemke ein. (Foto: Thomas Ellmann)

Vielleicht passierten die wegweisenden Szenen beim Stande von 33:27 und 33:28, als es nach dem Foul an Kapitän Alexander Kübler einen Siebenmeter gab. Valdas Novickis, der sonst eine starke Leistung ablieferte, übernahm erneut die Verantwortung – und scheiterte diesmal (52.). Einen Angriff später hatte der LTV Pech, als Linksaußen Timo Blum mit seinem Wurf den rechten Pfosten traf (53.). Dann kassierte Kris Zulauf eine Zeitstrafe (53.) und wenig später erwischte es Maik Schneider (55.). Eine Folge: Ahlen verkürzte auf 32:33 (56.). Kurz darauf hätten Kübler und Novickis mit dem 34:32 antworten können, doch sie brachten den Ball nicht unter. Nach dem 35:34 (60.) von Blum durfte der LTV erneut hoffen, aber der 35:35-Ausgleich durch Ferdi Hümmecke ein paar Sekunden vor Schluss machte einen Strich durch viele Rechnungen.

Weil Leichlingens Chefcoach Lars Hepp nach der Partie aus beruflichen Gründen zügig den Ort des Geschehens verlassen musste, übernahm Co-Trainer Bjorn Aust die erste Analyse. „Wir haben die Zahl unserer technischen Fehler reduziert“, stellte Aust fest, „und du kannst den Jungs auch kämpferisch keinen Vorwurf machen. Die Mannschaft hat alles gegeben. Den Vorsprung müssen wir natürlich trotzdem nach Hause bringen.“ Ob es die zu hohe Belastung des dezimierten Kaders war oder der Mangel an Erfahrung bei anderen? Der LTV wird weiter darüber rätseln und er wird sich vermutlich zu Weihnachten wünschen, dass dieses Phänomen des Vorsprung-Hergebens irgendwann aufhört.

Leichlinger TV: Ferne, Mathes – Schneider (8), Rosendahl, Sivanathan, Novickis (11/8), Zulauf, Kübler (3), Gelbke (5), Richartz, Blum (6), Graef, Natzke (2).

 

OHV Aurich – VfL Gummersbach II 34:14 (15:8). Die Zweitvertretung des Bundesligisten kommt im Kampf gegen den Abstieg kein Stück vom Fleck. Beim direkten Konkurrenten an der Nordsee war die Mannschaft von Trainer Maik Thiele weitgehend chancenlos. Dabei hätten die Gummersbacher (jetzt 11:21 Punkte) mit einem Sieg sogar am OHV vorbeiziehen können. Stattdessen gab es eine richtig deutliche Pleite und nun kann Aurich die kommenden Aufgaben mit jetzt 14:14 Zählern entspannter angehen. Der VfL dagegen rangiert jetzt nur noch zwei Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz, den die Leichlinger (9:21) einnehmen.

Thieles Team verschlief bereits den Start in die Partie – 0:4 (4.), 1:7 (12.). Nach dem 3:10 (18.) nutzten die Gäste eine Überzahlsituation, um auf 5:10 (20.) zu verkürzen. Mehr als ein ganz kurzes Strohfeuer war das aber nicht und nach dem 8:13 durch Mathis Häseler (27.) blieben die Gummersbacher fast 13 Minuten lang ohne eigenen Treffer – 8:20 (38.). Als Florian Schmidt mit dem 9:20 (40.) den Bann brach, war die Begegnung natürlich längst entschieden. Ein echtes Aufbäumen zeigte der VfL nicht, stattdessen zeichnete sich beim 10:26 (46.) das Debakel ab. In den letzten Minuten wurde aus dem 14:30 (56.) noch der 14:34-Endstand, sodass die Gummersbacher die weite Heimreise tatsächlich mit einer 20-Tore-Klatsche im Gepäck antreten mussten.

VfL Gummersbach II: Krouß, Hasenforther – da Rocha Viana, Bisten, Weiler (3), Häseler (2), Schuster (1), Schmidt (2), Perey (1), Meinhardt (2/1), Athanassoglou, Kiesler, Kaysen (3).