10. Dezember 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Einer wie er kann sich aussuchen, wo er spielen will. Erstens: Maik Schneider ist aktuell der beste Feldtorschütze der 3. Liga Nord-West. In der Gesamt-Torjägerliste belegt er den vierten Platz hinter Christopher Klasmann vom Tabellendritten SG Schalksmühle-Halver, der bei 116 Treffern steht – dabei aber auch 39 Mal mit Siebenmetern erfolgreich war. Auf den Rängen zwei und drei folgen Spieler, die sich ebenfalls Abzüge gefallen lassen müssen: Jens Peter Reinarz (92/31) von den Bergischen Panthern und Maxim Schalles (90/40) vom Team HandBALL Lippe II. Schneiders 88 Tore sind dagegen ein Netto-Wert, weil er beim Leichlinger TV nicht für die Siebenmeter zuständig ist und so nach der Hälfte der Saison aus 15 Spielen bei einem reinen Durchschnitt von fast sechs Treffern pro Partie steht. Sein zweites dickes Plus: Der 31-Jährige ist Linkshänder. Damit gehört er zur relativ seltenen Gattung jener Handballer, die für die Position im rechten Rückraum beste Voraussetzungen mitbringen. Der um den Klassenerhalt kämpfende LTV ist deshalb glücklich darüber, dass er weiter mit Schneider planen kann, nachdem dessen Zusage aus beruflichen Gründen zunächst bis Ende 2019 befristet war. Nun ist klar, dass der erfahrene Rückraumspieler bis zum letzten Spieltag am 25. April 2020 trotz Anfragen anderer Vereine weiter das Trikot der Pirates trägt. Die Entscheidung ist für Leichlingen wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk und sie sendet ein Signal aus – was Schneider bestätigt: „Ich bin zusammen mit den Jungs in die Saison gestartet. Und jetzt ziehen wir das gemeinsam durch. Wir wollen das positiv zu Ende bringen.“
Viele sehen in Maik Schneider eine Art sportlicher Lebensversicherung für den LTV. Das hört Schneider gar nicht so gerne, weil er sich eher als Teil des Ganzen sieht, zu dem auch andere erfahrene Leute wie Valdas Novickis und Alexander Kübler oder junge wie Timo Blum, Fynn Natzke, Maurice Meurer und Alexander Senden gehören. Sicher ist trotzdem, dass sich die Leichlinger Chancen auf den Klassenerhalt durch Schneiders Bleiben erhöht haben. Er selbst sieht die Dinge realistisch, weil die sportliche Situation fürs nach der vergangenen Serie stark umgebaute Team kompliziert ist: Es gibt nach der Hinrunde definitiv bessere Szenarien als 9:21 Punkte und den drittletzten Tabellenplatz. „Ich kann es nicht garantieren, dass wir es schaffen“, betont Schneider, „aber ich will das zu hundert Prozent.“
Trainer Lars Hepp ist wie alle Leichlinger heilfroh, dass eine der wichtigsten Stützen der Mannschaft ein Pirat bleibt – und das nicht nur aus sportlichen Gründen, die ja tatsächlich für sich sprechen. „Maik ist von Woche zu Woche besser in seine Rolle als Führungsspieler hineingewachsen“, findet Hepp, „er hat einen unheimlichen Weitblick und er sieht immer das Ganze. Was man nicht direkt spürt: Maik ist sehr humorvoll.“ Dass es zumindest im Training durchaus relativ locker zugeht, kann Schneider ebenfalls bestätigen: „Die Stimmung ist gut.“ Der LTV weiß sowieso, dass er den richtigen inneren Zusammenhalt braucht und es ohne kaum was werden dürfte mit dem Weg zurück ans rettende Ufer.
Wie steinig der zu werden droht, zeigte noch einmal das 35:35 vom vergangenen Wochenende gegen die Ahlener SG, als Leichlingen aus einem 33:26 knapp zehn Minuten vor dem Ende letztlich nur ein Unentschieden machen konnte. „Das ist eigentlich ein Unding“, betont Maik Schneider, „und so etwas habe ich auch noch nie erlebt. Uns fehlt die Kaltschnäuzigkeit, wir verlieren zu oft den Kopf. So ist das manchmal, wenn du unten stehst.“ Er sagt „uns“ und „wir“. Nicht „der“ oder „der“. Seine Hoffnung geht auf die Rückrunde oder besser gesagt aufs gesamte neue Jahr, in dem vermutlich der seit Wochen verletzte Alexander Senden wieder an Bord sein und für Entlastung im linken Rückraum sorgen wird.
Teil zwei der Serie beginnt für Leichlingen am Samstag mit dem Heimspiel gegen den Zweitliga-Absteiger HSG Rhein Vikings. Ans 30:31 vom Saisonstart erinnert sich der LTV nicht richtig gerne, weil er damals einen Rückstand zum 26:26 und 27:27 ausglich und dann wieder vom Kurs abkam – was ein bisschen typisch war für den späteren Verlauf einiger anderer Spiele. Einer der erfolgreichsten Werfer damals: Fynn Natzke, der sein hervorragendes Drittliga-Debüt mit sieben Treffern krönte. Der zweite Leichlinger mit sieben Treffern: Maik Schneider. Wer sonst. Es ist einer von denen, die frei darüber wählen können, wo sie spielen wollen. Schneider hat sich wieder den LTV ausgesucht. Was nach dieser Saison passiert, ist wieder eine andere Geschichte.