Regionalliga Nordrhein
Erster Neuzugang: Korschenbroich holt Henrik Schiffmann zurück
Der Linkshänder, der den TVK bestens kennt, lebt derzeit mit der HSG Krefeld seinen Traum von der 2. Liga.

Beobachter: Henrik Schiffmann (Mitte) muss immer wieder sehen, dass die HSG Krefeld in der 2. Liga einen verdammt schweren Stand hat. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Regionalligist TV Korschenbroich weiß zwar am Ende des Handball-Jahres 2019 noch nicht genau, in welcher Klasse er in der nächsten Saison zu Hause ist – was er aber nicht als Problem sieht, weil niemand den Aufstieg in die 3. Liga bereits in dieser Saison fordert. Unabhängig davon kommt der Verein zurzeit in den personellen Planungen für Stück voran. Wichtigste Weichenstellung: Erst vor Kurzem hat Trainer Dirk Wolf seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis zum Ende der Saison 2021/2022 verlängert, weil er den TVK mittelfristig zurück in die 3. Liga führen will – in die der Verein seiner Ansicht nach sowieso gehört. Jetzt steht auch der erste „Neuzugang“ fest, der zum eingeschlagenen Weg passt und in Wirklichkeit ein ganz guter Bekannter in der Waldsporthalle ist: Linkshänder Henrik Schiffmann (25), der aktuell noch bei der HSG Krefeld in der 2. Bundesliga unter Vertrag steht, kehrt zu seinem früheren Verein zurück.

Die Verantwortlichen sind begeistert, dass die Rückholaktion klappt. „Linkshänder gibt es so wenige, die können sich ihre Klubs ja mehr oder weniger aussuchen“, sagt der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock, „deshalb finde ich es großartig, dass er zu uns kommt. Er wird uns sicherlich enorm weiterhelfen.“ Schiffmann, der bei anderen Vereinen ebenfalls ziemlich weit oben auf dem Wunschzettel stand, war bis zum Ende der Serie 2016/2017 bereits für zwei Jahre im TVK-Trikot unterwegs und wird seine Tore nun zumindest bis Mitte 2022 erneut für Korschenbroich erzielen. Auch Trainer Dirk Wolf freut sich über die Verstärkung: „Er wird mit seiner Erfahrung eine wichtige Stütze für uns sein. Außerdem ist er ein Super-Typ.“ Dass Henrik Schiffmann als guter Freund des Trainersohns Mats Wolf gilt, dürfte die Eingewöhnung – falls überhaupt erforderlich – noch einmal einfacher machen.

Der Student brauchte nicht lange zu überlegen, ob der das Angebot des TVK annehmen solle, zumal ihn der TVK am liebsten bereits vor zwölf Monaten für die aktuelle Saison verpflichtet hätte. Dem stand allerdings das Unternehmen Aufstieg der HSG Krefeld entgegen – und Schiffmann wollte unbedingt erleben, wie sich die 2. Liga anfühlt: „Damit habe ich mir einen Traum erfüllt.“ Dass sich der Traum von Krefelder Klassenerhalt kaum erfüllen lässt, hat mit dem Wechsel zurück eher nichts zu tun. Es geht darum, dass jenes Abenteuer unter zumindest halbprofessionellen Bedingungen einen hohen Aufwand erfordert. Außerdem war der gebürtige Wittener irgendwie immer mit seinem alten/neuen Verein verbunden, zumal er seit einigen Jahren in der Stadt lebt und dort sogar am Schützen-Umzug teilnimmt: „Korschenbroich liegt mir am Herzen. Das Umfeld und die Fans sind toll.“

Am vergangenen Wochenende gab es in der Krefelder Glockenspitzhalle eine Art Familientreffen. Oben auf der Tribüne saß Trainer Dirk Wolf, der das Geschehen unten sehr interessiert zur Kenntnis nahm. Auf dem Programm stand schließlich das Kellerduell zwischen der HSG vom Niederrhein und der HSG Konstanz vom Bodensee, in dem die Hausherren beim 18:28 vor gut 600 Zuschauern nicht die Spur einer Chance hatten. Wolf dürfte als Vater dennoch sehr einverstanden gewesen sein, wie sich die Dinge unten entwickelten, denn sein Sohn Tom erzielte vier Treffer und führte die Gäste als Kapitän zum verdienten Erfolg. Sein künftiger Schützling Henrik Schiffmann konnte zwar die Niederlage der Hausherren nicht verhindern, zeigte aber, warum er für Korschenbroich eine extrem wertvolle Verpflichtung ist. Mit drei Treffern lag er diesmal auch vor Kevin Christopher „KC“ Brüren, mit dem er sich die Einsätze im rechten Rückraum teilt.

Wie früher: Henrik Schiffmann (rechts) wird demnächst wieder im Trikot des TV Korschenbroich zu sehen sein. (Foto: Michael Jäger)

Während Teile des TVK und Teile der Familie Wolf über Weihnachten mal an etwas anderes als den Sport denken können, ist Henrik Schiffmann zunächst weiter ohne Pause als Handlungsreisender in Sachen Handball unterwegs. Am kommenden Samstag ist der Reise-Stress noch überschaubar, weil ein Heimspiel gegen den Neunten HSV Hamburg auf dem Programm steht. Am zweiten Weihnachtsfeiertag muss Krefeld allerdings um 17 Uhr im Norden Deutschlands beim knapp 500 Kilometer entfernten Zwölften VfL Lübeck-Schwartau antreten – wo es vermutlich nicht einfacher wird. Danach dürfen die Zweitligisten endlich die Beine hochlegen und die Pause geht wegen der Handball-Europameisterschaft vom 10. bis 26. Januar in Österreich, Schweden und Norwegen erst am 31. Januar zu Ende.

Henrik Schiffmann wird nach dieser Saison wertvolle Erfahrungen mit nach Korschenbroich bringen, doch als Ein-Mann-Show sieht er sich keineswegs – im Gegenteil. „Ich werde ja nicht in jedem Spiel 25 Tore aus dem Hut zaubern“, sag Schiffmann, der sich viel eher als Teamplayer sieht und zusammen mit seinem Positionskollegen Justin Kauwetter ein starkes Duo bilden will: „Justin spielt da jetzt schon einen guten Part. Ich denke, wir sind ein ganz gutes Gesamtpaket.“ Nun wird er für den Rest der aktuellen Saison weiter seinen Traum von der 2. Liga leben, um anschließend mit Korschenbroich anzugreifen. Unter dem Strich weiß der TVK zwar noch nicht, in welcher Klasse er dann zu Hause ist. Sicher ist allerdings, dass er Klasse hinzubekommt: Henrik Schiffmann.