Oberliga Niederrhein
Kellerduell zu Weihnachten: HSG II erwartet Angermund
Beide Teams brauchen im Abstiegskampf dringend einen Sieg. Für den Neusser Trainer Uli Richter ist es auch sein emotional spannendes Treffen mit seinem "alten" Verein.

Falsche Sportart? Patrik Ranftler (links) und sein damaliger Gegenspieler Thomas Prinz aus Mönchengladbach schienen hier eher als Textiltester unterwegs zu sein. Im Abstiegsduell dürfte es ähnlich packend zur Sache gehen. (Foto: Burkhard Kasan)

Für die einen könnte es ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk geben. Dann wäre aber klar, dass er andere zusätzliche Sorgen mit ins neue Jahr schleppen muss. Ganz sicher bringt ein Unentschieden überhaupt keinen weiter – weil mehr Kellerduell nicht geht. Am Freitagabend komplettieren die HSG Neuss/Düsseldorf II und der TV Angermund ab 20.30 Uhr in der Halle Hammfeld das Handball-Jahr 2019 in der Oberliga Niederrhein. Rein tabellarisch ist es ein Duell von Not gegen Elend, denn beiden geht es auf den Abstiegsplätzen schlecht bis schlechter.  Der Vorletzte Angermund steht bei 3:17 Zählern und 241:284 Treffern, während die HSG gleich drei Negativrekorde hält, auf die sie gerne verzichten würde. Bei 2:18 Punkten sowie dem schwächsten Angriff und der schlechtesten Abwehr kommen 238:334 Tore heraus – ein Wert von minus 96.

HSG-Trainer Uli Richter muss gerade in allen Bereichen den Mangel verwalten, denn ihm ist mittlerweile der eine oder Spieler abhandengekommen – was er nicht kommentieren mag, weil es nicht in dem Bereich liegt, mit dem er sich als Coach zu beschäftigen hat. Die personellen Voraussetzungen sind allerdings erkennbar andere geworden und die Zweite des Drittligisten muss inzwischen dezimiert weitermachen. Zuletzt waren für die Partie gegen den Zweiten Borussia Mönchengladbach gerade mal sechs Feldspieler und ein Torwart dabei, sodass die hohe Niederlage (20:42) kaum überraschend kam. „Dass wir so mit dem Rücken zur Wand stehen, hätte ich auch nicht gedacht“, sagt Richter, der trotzdem kein bisschen ans Aufgeben denkt: „Natürlich mache ich weiter. Ich ziehe das gnadenlos durch.“

Das Duell ist für ihn nicht nur sportlich etwas Besonderes, sondern auch emotional. Richter hatte sich schließlich erst vor dieser Saison für die Aufgabe bei der HSG entschieden – nach 18 Jahren im Dienst des TV Angermund. Dass er für die Angermunder bis heute in der Führung der Abteilung tätig ist, sieht der Trainer aus Leidenschaft nicht als Problem oder sogar Interessen-Kollision: „Es geht da nur um administrative Dinge.“ Eric Busch, sein Kollege und Nachfolger beim TVA, bestätigt das: „Mit dem Bereich erste Herren hat er nichts zu tun. Ich habe überhaupt kein Problem mit Uli.“ Zumindest für die 60 Minuten am Freitagabend wollen sich die Herren trotzdem die größten möglichen Probleme bereiten – weil sie dann als Trainer die Interessen ihrer jeweiligen „Arbeitgeber“ verfolgen wollen.

„Wir spielen gegen Neuss und nicht gegen Uli Richter“, betont Eric Busch, der zuletzt ebenfalls mit größeren Personalproblemen zu kämpfen hatte, „für uns ist das ein Muss-Spiel. Wir haben die Chance, durch einen Sieg im zwei Plätze nach oben zu klettern. Diese Partie wird definitiv über den Kampf entschieden und ich erwartet keinen besonders schönen Handball-Abend.“ Eine Übersetzung: Die Qualität ist ihm ausnahmsweise mal völlig gleichgültig, falls denn aus Angermunder Sicht das Ergebnis stimmt. Auch Richter lässt keinen Zweifel daran, dass er mit der HSG alles für einen dringend benötigten Erfolg geben will: „Das verlangt mein sportlicher Ehrgeiz. Für uns ist es doch ein Vier-Punkte-Spiel.“

Gewinnt der TVA, überholt er die HSG Hiesfeld/Aldenrade und den TSV Aufderhöhe (beide 4:18 Punkte), sodass er auf einem Nicht-Abstiegsplatz ins neue Jahr geht. Nur Hiesfeld, Aufderöhe, Angermund und die HSG II werden auf den Rängen elf bis 14 die beiden Absteiger unter sich ausmachen, weil beim Zehnten Mettmann-Sport (10:12/Torverhältnis plus 2) die Sicherheitszone beginnt. Deshalb wäre der Sieg im Kellerduell wirklich wie ein etwas verfrühtes Weihnachtsgeschenk.