3. Liga Nord-West
Warum der LTV den Longerichern alle Daumen drückt
Die weiter gefährdeten Leichlinger gelten beim Spitzenreiter Wilhelmshaven als krasser Außenseiter. Der LSC tritt beim Vorletzten TSV GDW Minden II an.

Der Schein trügt: Tim Hartmann (unten) und seine Longericher mussten zwar gegen Wilhelmshaven (Nummer 33 Tobias Schwolow/links Stanko Sabljic) eine klare Niederlage hinnehmen, sind aber nicht am Boden zerstört. (Foto: Thomas Schmidt)

Trainer Andreas Klisch muss jetzt wohl eher seine Fähigkeiten als Psychologe einbringen. Dabei geht es weniger darum, dass der Longericher SC nach dem intensiven Hinfiebern auf das Top-Spiel gegen den Wilhelmshavener HV genau dort eine ziemlich kalte Dusche erlebte und eine 25:31-Niederlage hinnehmen musste. Der Spitzenreiter, der seit Wochen wie auf Schienen auf dem Weg zurück in die 2. Liga unterwegs ist, war einfach an diesem Abend eine Nummer zu groß. Punkt. Weil der Terminplan aber vor Weihnachten eine weitere Aufgabe vorsieht, müssen die Kölner schnell den Schalter umlegen. Diesmal gibt es eine Reise nach Ostwestfalen, die sie zugleich in eine völlig andere Welt in der Tabelle führt – denn der LSC aus dem oberen Drittel tritt beim stark gefährdeten Vorletzten TSV GWD Minden II an. „Nach dem Highlight vom vergangenen Wochenende tritt für uns wieder der normale Alltag ein“, findet der LSC-Coach, der die bevorstehende Aufgabe aber keineswegs in den Bereich der lockeren Übungen einsortiert – im Gegenteil: „Einfache Spiele gibt es in dieser Saison überhaupt nicht. Wir dürfen nichts auf die leichte Schulter nehmen.“

Der Respekt vor den Gastgebern ist groß: „Minden ist eine sehr gute zweite Mannschaft. Die hatten bisher das Pech, dass sie oft nicht auf Spieler aus der Ersten zurückgreifen konnten. Das wird gegen uns anders sein. Und dann sind die wirklich stark und jederzeit in der Lage, andere zu schlagen.“ Das jüngste 19:27 der Mindener bei der SG Schalksmühle/Halver lässt Klisch nicht als Maßstab gelten, sondern eher Ergebnisse wie das knappe 29:30 in Wilhelmshaven, das 22:21 bei der Ahlener SG oder das 25:20 gegen die Rhein Vikings. „Wir fahren natürlich trotzdem nicht hin, um nur einen Punkt mitzuehmen“, betont der LSC-Coach, „wir wollen unbedingt gewinnen.“ Insgesamt gehe es schließlich darum, der „tollen Hinrunde“ eine ebenso gute zweite Serie folgen zu lassen. Dafür bietet der aktuelle Rang fünf in der Tat alle Möglichkeiten.

Wer hat eine Idee? Der Leichlinger TV muss sich für die hohe Hürde Wilhelmshaven was einfallen lassen. Trainer Lars Hepp (Mitte) und sein Team würden gerne zugreifen, falls sich eine Chance ergibt. (Foto: Thomas Ellmann)

Wenigstens ein Klassen-Konkurrent wird sich sehr wünschen, dass die Longericher Hoffnungen in Erfüllung gehen mögen, denn der um den Klassenerhalt kämpfende Leichlinger TV kann jede Hilfe gebrauchen. Am vergangenen Samstag half sich das Team von Trainer Lars Hepp zunächst selbst, weil es den Krimi gegen die Vikings beim 25:24 zu einem Happy End führen und dadurch sogar auf den elften Platz klettern konnte – der allerdings höchstens etwas Erleichterung, aber keinerlei Sicherheit bietet. Hinter den Leichlingern (11:21 Punkte), dem VfL Gummersbach II (11:23) und der Ahlener SG (9:23) liegen genau jene Mindener (9:23), bei denen der LSC auf den Prüfstand tritt. Der LTV hat parallel dazu eine deutlich über 300 Kilometer lange Fahrt an die Nordsee anzutreten. Dort ist er bei jenen starken Wilhelmshavenern ganz bestimmt der krasse Außenseiter und eine Niederlage käme wenig überraschend. Der Vorteil auf der anderen Seite: Der Druck auf Leichlingen liegt bei null oder darunter, die Mannschaft hat nichts zu verlieren.

Weil die ebenfalls stark gefährdeten Gummersbacher ihre Partie gegen die Bergischen Panther vorgezogen hatten (28:26), können sie jetzt nicht punkten. Daraus folgt: Leichlingen bleibt über das Torverhältnis vor dem VfL II. Ahlen spielt beim Vierten Eintracht Hagen und müsste dort gewinnen, um den LTV zu überholen. Sollte Minden die Longericher bezwingen, bliebe es über das Torverhältnis ebenfalls hinter Hepps Mannschaft. Unter Umständen stehen nach diesem Spieltag sogar vier gegen den Abstieg kämpfende Klubs bei jeweils 11:23 Zählern. Sollte darüber hinaus das Schlusslicht SG Menden Sauerland Wölfe gegen den Dritten Schalksmühle-Halver überraschen, wäre ein Fünfter im Abstiegs-Roulette mit 10:24 Punkten ausgestattet. Nicht das Geringste mit diesem besonderen vorweihnachtlichen Stress haben die Rhein Vikings zu tun, die das Jahr mit dem Heimspiel gegen den Zweiten TuS Spenge beenden und mit 17:15 Punkten trotz der Niederlage in Leichlingen noch ein positives Konto haben.