22. Dezember 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Wenn es nach den Bläck Fööss geht, verstehen sie in jenem Stadtteil von Düren einigermaßen ausgiebig zu feiern. Wer es genau wissen will, könnte sich dieses Stück anhören: „Wenn en Berkersdörp d’r Buur op d’r Huhzick danz.“ Die Übersetzung für Nicht-Kölner: „Wenn in Birkesdorf der Bauer auf der Hochzeit tanzt.“ Ausgesprochen stimmungsvoll dürfte es am Samstagabend auch bei der Weihnachtsfeier für die Handballer des Birkesdorfer TV gewesen sein, bei der es für die Beteiligten aber nicht nur kühle Getränke und andere leckere Dinge gab – sondern auch eine wichtige personelle Nachricht. Trainer Boris Lietz wollte seiner Mannschaft im passenden Rahmen und persönlich mitteilen, dass er den Oberligisten am Ende dieser Saison verlässt. „Nach dann fünf Jahren ist es an der Zeit, ein bisschen was anderes zu machen“, sagt Lietz. Er legt sehr viel Wert auf die Feststellung, dass er im Guten geht: „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt. Birkesdorf ist eine der sympathischsten Vereine, die du dir vorstellen kannst.“
Als er Mitte 2015 beim TV zusagte, stand der Abstieg der ersten Herren praktisch fest und ließ sich dann tatsächlich nicht mehr vermeiden. Es folgte ein starker personeller Aderlass, sodass für den Neu-Aufbau viele Spieler aus der A-Jugend und der Zweiten hochgezogen wurden – ein schwieriges Unterfangen, dem sich Lietz trotzdem gerne stellte: „Das hat mir viele Freude bereitet. Und ich bin sehr stolz darauf, wie sich die Jungs entwickelt haben.“ Kein Zufall, sondern Mischung aus harter Arbeit und passendem Betriebsklima: Am Ende der Serie 2017/2018 kehrte Birkesdorf als Meister der Verbandsliga mit glänzenden 49:3 Punkten in die Oberliga zurück.
Dort folgte ein fast traumhaftes Jahr 2018/2019, in dem der Klassen-„Neuling“ nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatte: Rang sechs und 34:18 lagen über den Erwartungen. Zur Winterpause 2019/2020 reichen 11:11 Zähler bei einem deutlichen Abstand nach unten zum achten Platz – obwohl etwa im Langzeitverletzten Jakob Ernst eine zentrale Stütze ausfällt. Trotzdem hielt die Mannschaft selbst in Duellen mit den Top-Teams wie Gelpe/Stromnach (28:28), Pulheimer SC (24:26) oder Derschlag (28:24) sehr gut mit. „Ich denke, wir haben eine gute Basis“, findet Lietz, der mittlerweile in Dorsten lebt und fürs Training eine deutlich über 100 Kilometer weite Anfahrt auf sich nimmt.
Den hohen Aufwand hätte er weiter betrieben – wenn das Gefühl da wäre, auf Dauer noch ein Stück weiterzukommen. In letzter Zeit haben Lietz allerdings zunehmend ein paar Zweifel beschlichen, dass es mittelfristig sportlich vorangeht. Sein Standpunkt: Der Verein müsse sich fragen, ob er mit dem Erreichten zufrieden oder ob er bereit zu Veränderungen ist. „Vielleicht hilft es dem TV Birkesdorf, wenn er einen neuen Impuls von außen bekommt“, meint Boris Lietz, der Infrastruktur und Lage in der Stadt sogar für besser hält als die benachbarter Regionalligisten (Aachen, Weiden). Der Entschluss, in Birkesdorf nach dieser Saison aufzuhören, bedeutet am Ende auch nicht, dass sich der B-Lizenz-Trainer Lietz zur Ruhe setzt. Ob er mit dem Handball aufhört? Boris Lietz würde die Frage gar nicht verstehen.