28. Dezember 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die ersten sechs Monate des Jahres 2019 würden die Wölfe Nordrhein vermutlich am liebsten schreddern lassen. Von April bis Anfang Mai gab es dort in den letzten vier Spielen immerhin 6:2 Punkte – was den Abschied aus der Regionalliga trotzdem nicht verhindern konnte, weil die vorherige Ausbeute eben nicht gut genug war. Noch schlechter ging es damals eigentlich nur der DJK Adler Königshof, die als Schlusslicht den Weg nach unten antreten musste. Am bittersten dürfte der Abstieg trotzdem für den VfB Homberg gewesen sein, der als Drittletzter zunächst auf Rettung hoffen konnte. Mit Verspätung bekam der VfB trotzdem eine Fahrkarte im Aufzug nach unten, obwohl er ein solches Ticket gar nicht gebucht hatte: Weil der Meister MTV Rheinwacht Dinslaken die Qualifikation für die 3. Liga verpasste, traf die Homberger ebenfalls die Verbannung in die Oberliga Niederrhein 2019/2020. Dort werden zwei der Ex-Regionalligisten vermutlich 2020/2021 weiter zu Hause sein, denn die Königshofer sind bei ihrem Umbau für die Zukunft auf Rang fünf stark unterwegs, leiten daraus jedoch keine Träumereien ab. Und die Homberger liegen nach dem personellen Umbruch mit einem ausgeglichenen Konto und Rang neun voll auf dem Kurs zum Klassenerhalt. Das wäre für die Wölfe von Anfang an kein passendes Ziel gewesen – und Trainer Thomas Molsner hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er seine Mannschaft möglichst zum Titel zu führen gedenkt.
Dass der Weg zurück extrem steinig werden kann, wenn nicht hundert Prozent Leistung da sind, erlebte der bis dahin ungeschlagene Tabellenführer mit dem 18:27-Debakel bei Borussia Mönchengladbach. Nur eine Woche darauf ließ der Spitzenreiter aber mit dem 26:20 gegen Mettmann-Sport nichts anbrennen, sodass nun vermutlich fast die ganze Liga dem Wiederbeginn der Meisterschaft am 12. Januar entgegenfiebert – wenn die Wölfe beim LTV Wuppertal antreten, der sich nach einem durchwachsenen Start längst gesteigert und mittlerweile auf Rang drei in der Spitze etabliert hat. Als aufmerksamer Beobachter und unter Umständen lachender Dritter steht der aktuelle Zweite LTV Wuppertal bereit, der nach der 28:30-Niederlage gegen die Borussia noch ziemlich betrübt wirkte und doch durch zwei folgende Siege den Anschluss hielt.
Mönchengladbach mit Trainer Tobias Elis ist die Mannschaft der Stunde, deren 21:30 vom Saison-Auftakt gegen Unitas Haan gut drei Monate später ein echtes Rätsel bleibt. Nach dem 29:34 vom 12. Oktober gegen die Adler Königshof begann Mönchengladbach eine Serie von sechs Siegen – mit dem 30:28 in Wuppertal und dem 27:18 über die Wölfe als Höhepunkten. Sollte die Borussia am 11. Januar zu Hause gegen die SG Langenfeld II gewinnen, könnte sie einen Tag darauf am 12. Januar sogar geschlossen nach Wuppertal fahren und sich dort die Top-Partie der beiden Konkurrenten ansehen. Eine der möglichen Rechnungen ist einfach, weil im Moment die Wölfe mit 19:3 Zählern und plus 39 Toren vor der Borussia (17:5/plus 34) und den Wuppertalern liegen (16:6). Sollte Molsners Mannschaft etwa mit drei Treffern Differenz verlieren und Mönchengladbach mit drei Toren Unterschied die Oberhand behalten, gäbe es bei Punktgleichheit über das Torverhältnis einen Wechsel an der Spitze. Logisch: Die Wölfe haben ganz und gar nicht vor, dass so einfach passieren zu lassen.
Hinter dem Führungstrio beansprucht weder der Vierte TV Lobberich noch der Fünfte Adler Königshof die Meisterschaft oder den Aufstieg – ein Thema, das für die Langenfelder Zweite ohnehin nicht in Frage kommt. Der Vorjahres-Vizemeister Unitas Haan, der TV Krefeld-Oppum, der VfB Homberg und Mettmann-Sport bilden ab Rang sieben jenes Quartett, das zum dichten Mittelfeld gehört. Hinter Rang zehn folgen eine riesige Lücke von sechs Punkten und ein dicker Strich. Wer darunter steht, gehört zu den Abstiegskandidaten. Eine Flucht nach oben scheint ausgeschlossen zu sein: Wer dabei ist, wird es über weite Strecken der Saison oder ganz bleiben. Es sind der TV Angermund, die beiden Aufsteiger HSG Hiesfeld/Aldenrade und TSV Aufderhöhe sowie die HSG Neuss/Düsseldorf II, die zuletzt fast schon Auslösungs-Erscheinungen hatte und gegen Mönchengladbach mit nur einem Torwart und sechs Feldspielern chancenlos war (20:42).
Kurz vor Weihnachten griffen die Verantwortlichen in Neuss deshalb in die personelle Trickkiste und zauberten vier junge Spieler aus den Drittliga-Kader ins Aufgebot der zweiten Mannschaft: Paul Dreyer (Tor), Paul Skorupa, Moritz Görgen, Sebastian Schön. Trotzdem brachte das Kellerderby gegen den TV Angermund keinen Sieg, denn die Gäste aus dem Düsseldorfer Norden erkämpften sich in den letzten knapp drei Minuten nach einem 21:23 noch das 23:23- was aber für beide eher zu wenig ist. Geändert hat sich da unten nur die Reihenfolge ein bisschen, weil der TVA nun wegen des besseren Torverhältnisses vor Aufderhöhe und auf einem Nicht-Abstiegsplatz liegt. Bis zum letzten Spieltag der laufenden Saison am zweiten Mai-Wochenende kann wohl noch das eine oder andere passieren. Genau 50 Prozent der Beteiligten werden aber wieder mit dem ersten Halbjahr nichts anfangen können.