30. Dezember 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Auch Hornissen überwintern. Und zwar nur die künftigen Königinnen. Und meistens einzeln. Aktivitäten sind dann erst wieder im Frühjahr festzustellen, meistens ab April. Da passt es ganz gut, dass die Handballer des Pulheimer SC in der Oberliga Mittelrhein bloß dem Namen nach als Hornets unterwegs sind. Erstens: Das Team des erfahrenen Trainerduos aus Kelvin Tacke und Manfred Zybarth steht nach überzeugenden drei Monaten am Ende des Jahres 2019 verdient auf dem ersten Tabellenplatz, ist also eine Art König in der Klasse. Und sicher ist es so, dass sich alle auf die Pause über Weihnachten und Neujahr gefreut haben. Aber Rückzug bis in den April hinein? Dann müssten die Pulheimer ja für glatte elf Spiele von der Bildfläche verschwinden. Weiter geht es aber in Wirklichkeit bereits am 11. Januar 2020 mit dem Heimspiel gegen den SSV Nümbrecht und das Hinrunden-Finale bestreiten die Hornets am 18. Januar beim TSV Bayer Dormagen II. Es wird eine Partie, in der Pulheim ebenfalls noch einmal zeigen kann/will/muss, wie es um die Chancen im Kampf um den Aufstieg steht. In einem Punkt hat es der Tabellenführer sowieso schon zu einer Art Meisterschaft gebracht, denn Trainer Tacke wiederholt unablässig, womit er bis jetzt tatsächlich nicht schlecht gefahren ist: „Wir müssen immer von Spiel zu Spiel denken.“
Diese Art der besonderen Handball-Philosophie verfolgen eigentlich alle, die sich jetzt gerade da oben bewegen. Aktuell auf Rang zwei finden sich Trainer Michiel Lochtenbergh und der HC Gelpe/Strombach, die vorübergehend sehr geschickt unter dem Radar segelten, mittlerweile bis auf Rang zwei vorgedrungen sind und nur noch einen Zähler hinter den Pulheimern liegen. Das Credo: „Klar wollen wir irgendwann aufsteigen, aber jetzt müssen wir nicht.“ Beim Dritten Dormagen hatte der Verein vor der Saison den Aufstieg in die Regionalliga als Idee ausgegeben – ein Ziel, das Trainer Frederic Rudloff vor allem deutlich modifiziert gelten lässt: „Das geht höchstens dann, wenn alles passt.“ Zuletzt passte in diesem Zusammenhang jedoch weniger, denn die TSV-Zweite verlor gegen die HSG Refrath/Hand (27:29) und in Gelpe/Strombach (26:32).
Stichwort Refrath/Hand: Trainer Mario Jatzke hatte zwar stets betont, dass er seine Mannschaft um Kapitän Jonathan Benninghaus ohnehin nicht zu den Titel-Favoriten zählt – und bezog damit eine deutlich andere Position als fast alle Kollegen, die der HSG durchaus den großen Wurf zutrauten und jetzt vielleicht wieder zutrauen. Mittlerweile stehen die Refrather schließlich auf dem vierten Platz und in Lauerstellung, sodass die Dinge fürs neue Jahr wohl ein bisschen anders laufen könnten. „Wir wollen mal sehen, was noch drin ist“, sagt Jatzke.
Nummer fünf im Kreis der Aufstiegs-Anwärter ist der Fünfte TuS Derschlag – was dessen Trainer Ralph Weinheimer unter anderem angesichts der Turbulenzen in der Vorbereitung für ausgeschlossen hielt. Zwei Faktoren sprechen für den spielerisch stark besetzten Kader, der allerdings im Vergleich zur Konkurrenz relativ klein ist. Der TuS scheint in der Lage zu sein, Rückschläge wie ein 24:29 gegen Pulheim oder ein 28:35 beim SC Fortuna Köln wegzustecken und er hat den Triumph im Mittelrheinpokal im Rücken. Dort wies Derschlag mit seinem 32:29 beim Regionalligisten HC Weiden gehobene Qualität nach. Nun fiebern sie im Oberbergischen der Teilnahme am Deutschen Amateurpokal entgegen, der für die meisten Nicht-Profis ein seltener Karriere-Höhepunkt ist. Im Optimalfall führen erfolgreiche Auftritte dort dazu, dass die Dinge in der Liga plötzlich fast wie von selbst laufen. Mit den „Rebellen des Handballs“, wie sich der TuS selbst nennt, ist zu rechnen.
Im Tiefparterre der Tabelle geht es deutlich weniger eng zu und der erste Absteiger scheint im Turnerkreis Nippes bereits festzustehen. Die 0:22 Punkte und 229:310 Tore (minus 81) belegen, dass die Mannschaft von Trainer Stefan Tuitje im Schnitt jede Partie mit gut sieben Treffern Differenz verliert. Das war Ende November selbst zu Hause gegen den Vorletzten TuS 82 Opladen II so ähnlich – 18:24. Opladens Verantwortliche wie der Sportliche Leiter Markus Sonnenberg betonen immer wieder, dass ihnen der Klassenerhalt der Zweiten als Unterbau fürs Regionalliga-Team sehr wichtig ist. Deshalb gab es nach fünf Runden und 0:10 Punkten auch den Trainerwechsel von Oliver Dorn zu Dennis Breuer, der mit dem TuS 82 zunächst drei weitere Niederlagen hinnehmen musste. Es folgten der wichtige Erfolg in Nippes und ein 21:21 gegen BTB Aachen II sowie das 23:30 gegen zu starke Refrather. Der Mit-Aufsteiger Aachen II ist auf Platz zwölf genau jenes Team, das die drei Zähler hinten liegenden Opladener zurzeit für die Rettung einholen müssten. Davor dürfte bereits der Elfte MTV Köln zu weit weg sein, zumal die Mannschaft von Trainer Moritz Adam in der Regel ihre Hausaufgaben erfüllt – wie beim 25:24 gegen Aachen II, beim 26:21 gegen Nippes oder beim 23:21 in Opladen.