02. Januar 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Einer thront über allen und die anderen werden sich auf den Kopf stellen können, ohne daran etwas zu ändern. Am Ende des Jahres 2019 sieht es in der 3. Liga Nord-West ganz so aus, dass der Absteiger Wilhelmshavener HV auf direktem Weg in die 2. Liga zurückkehren und den Betriebsunfall aus der vergangenen Serie schnell reparieren wird. Nach 17 von 30 Spieltagen hat der Tabellenführer ganz vorne das, was kürzlich jemand treffend als „XXL-Vorsprung“ bezeichnet hat. Und jene Übergröße passt keinem – nicht den beiden anderen Zweitliga-Absteigern VfL Eintracht Hagen, der als Dritter acht Zähler zurückliegt, und auch nicht der HSG Rhein Vikings, die als Siebter weder einen Anspruch noch eine Chance auf die Meisterschaft hat. Das am besten platzierte Team aus dem Harzhelden-Gebiet ist sowieso der Longericher SC, der allerdings seine Top-Position in den vergangenen fünf Spielen vor Weihnachten nicht mehr halten konnte und auf Rang fünf abgerutscht ist.
Der LSC steht bei 19:13 Zählern und hat das auf den 9. April verlegte Hinrunden-Spiel beim Achten OHV Aurich noch nachzuholen. Ob das den Kölnern richtig hilft? Nach dem über viel Leidenschaft erkämpften und mit Recht gefeierten 23:22 vom 9. November 2019 gegen den aktuellen Vierten TuS Spenge schien sich Klischs Mannschaft vorne einzunisten, doch der Motor begann zu stottern – 26:26 beim Leichlinger TV, 29:29 beim Team HandbALL Lippe II, 27:27 beim TuS Volmetal. So war das Duell mit Wilhelmshaven letztlich kein Gipfeltreffen mehr, sondern „nur“ ein Spitzenspiel – in dem Longerich beim 25:31 klar seine Grenzen aufgezeigt bekam. „Alle sehnen sich nach der Pause“, sagte Klisch vor dem Ausklang beim gefährdeten TSV GDW Minden II. Der brachte dann eine 22:25-Pleite und das Team um den erhofften Schub fürs neue Jahr. Die 3:7 Zähler im Endspurt haben den Druck erhöht, weil der LSC mit dem derzeitigen fünften Platz in der Abschluss-Tabelle ganz gut leben könnte – mit viel weniger eher nicht. Die obere Hälfte endet bei den Aurichern, die nur einen Punkt weniger auf dem Konto haben. Der Wiederbeginn am 11. Januar gegen die SG Menden Sauerland Wölfe wird zeigen, ob der LSC zum früheren Schwung zurückkehren kann – und wie er die Nachricht verkraftet, dass Simon Schlösser den Verein nach dieser Saison verlässt. Der 27-Jährige wird seine Tore 2020/2021 für den Klassen-Konkurrenten HSG Bergische Panther erzielen.
Die laufende Serie zeigt, dass die Panther auch dringend einen breiter und flexibler aufgestellten Kader benötigen. Das Team von Trainer Marcel Mutz lag nach dem 31:30 am achten Spieltag bei LiT Tribe Germania mitten im Feld der Top-Teams, ehe eine Woche darauf mit dem 25:25 gegen den OHV Aurich eine Talfahrt begann – die vor allem aufs personelle Pech zurückzuführen war. Ganz böse erwischte es die Panther Anfang November mit dem 27:35 gegen den Longericher SC, das besonders für Simon Wolter bitter war: Der erst kurz zuvor aus einer langen Verletzungspause zurückgekehrte Rückraumspieler erlitt eine komplizierte Fußverletzung. Nicht viel später erwischte es seinen Linkshänder-Kollegen Henrik Heider, der die Folgen eines Auto-Unfalls (Schleudertrauma) soeben überwunden hatte, dann beim Comeback eine Knöchelverletzung erlitt und den Rest des Jahres ebenfalls verpasste. Mit 17:17 Zählern aus acht Siegen, einem Unentschieden und acht Niederlagen überwindet die HSG auf dem neunten Platz – was inzwischen Mittelmaß ist. Für die Panther dürfte der Beginn der Pause nach dem 22:29 gegen Eintracht Hagen wie eine Erlösung gewesen sein und damit verbunden ist die Hoffnung, dass der Neustart am 10. Januar 2020 gegen die Rhein Vikings gelingt und der alte Schwung wenigstens zum Teil zurückkehrt. Ansonsten droht im ungünstigsten Fall das Saisonziel, eine Position zwischen sechs und neun, in Gefahr zu geraten.
Irgendwie jenseits von Gut und Böse haben sich die Rhein Vikings als Zweitliga-Absteiger einsortiert. Die mit einem knappen Sieg über den Leichlinger TV und drei folgenden Niederlagen gestartete Mannschaft von Trainer Jörg Bohrmann überzeugte unter anderem bei den Siegen gegen die Spitzenteams SG Schalksmühle-Halver Dragons (36:31), gegen den VfL Eintracht Hagen (32:29) und gegen den TuS Spenge (26:25), wirkt aber insgesamt (noch) nicht konstant genug. Mit ihren 6:4 Punkten aus den letzten fünf Spielen vor Weihnachten 2019 sind die Vikings aber das erfolgreichste Harzhelden-Team – und haben inzwischen die Longericher in Sichtweite. Weil die HSG in den vergangenen Monaten alle davor platzierten Kontrahenten bezwingen konnten, scheinen sie tatsächlich in der Endabrechnung ein Kandidat fürs obere Drittel zu sein.
Die Sorgen des Bergischen Nachbarn Panther hätten sie beim Nachbarn Leichlinger TV nicht gerne – aber in der Tabelle würden sie sofort mit ihm tauschen. Am Ende des Jahres 2019 ist lange nicht raus, ob das vor der Saison erheblich umgebaute Team von Trainer Lars Hepp die Klasse halten kann. Wäre jetzt Schluss, hätten es die Leichlinger gerade eben geschafft: Rang zwölf und 11:23 Zähler würden über das Torverhältnis reichen. Die Angelegenheit könnte im weiteren Verlauf des Abstiegskampfes richtig dramatisch werden, weil unter dem Strich ja der direkte Vergleich und nicht das Torverhältnis entscheidet. Gegen die Keller-Konkurrenten TSV GWD Minden II (31:31) und VfL Gummersbach II (26:27/beide 11:23) sowie gegen die Ahlener SG (35:35/9:25 Zähler) und die SG Menden Sauerland Wölfe (22:25/8:26) hat der LTV seine Hausaufgaben höchstens ansatzweise erfüllt. Mit ein Grund: Am Anfang der Saison stand Regisseur Valdas Novickis noch nicht zur Verfügung, später lag nach den Verletzungen von Alexander Senden und Maurice Meurer der linke Rückraum brach. Für die Fortsetzung der Meisterschaft am 11. Januar könnte es wohl mit Sendens Rückkehr etwas werden – was fürs wegweisende Duell mit Minden immerhin eine echte Alternative wäre. Der Monat Januar scheint insgesamt ohnehin die Wochen der Wahrheit zu beinhalten, weil die zweite Aufgabe 2020 am 18. Januar zum Schlusslicht Sauerland Wölfe führt. Anschließend könnte der LTV ein bisschen besser wissen, wohin sein Weg in der 3. Liga führt.
Die Leichlinger Leiden teilt im Prinzip der VfL Gummersbach II, der ohne seinen damaligen Erfolg im „Ostermann-Forum“ noch schlechter stünde als ohnehin. Die Mannschaft von Trainer Maik Thiele, die der Unterbau fürs Zweitliga-Team sein soll, ist eine echte Wundertüte. Für Gummersbach sprechen Resultate wie das 28:26 gegen die Panther, das 32:25 gegen Minden II oder das 36:29 gegen den Longericher SC. Kräftigster Ausschlag in die andere Richtung war die 14:34-Pleite beim OHV Aurich, als der VfL jegliche Form von Klassentauglichkeit vermissen ließ. Auch auf die Gummersbacher warten wichtige Aufgaben – am 11. Januar in Ahlen und am 18. Januar gegen Volmetal. Was sich positiv für Trainer Thiele auswirken könnte: Da genau in diesem Zeitraum wegen der Europameisterschaft der Spielbetrieb in der 1. und 2. Bundesliga ruht, würden ihm sämtliche zum Kader der Ersten zählenden Kräfte zur Verfügung stehen. Was das für den weiteren Abstiegskampf und die Konkurrenz dort heißt? XXL-Spannung wahrscheinlich.