Oberliga Mittelrhein
Fünf Titelkandidaten: Wer wagt sich aus der Deckung?
Die Top-Teams haben ihre Ziele bis jetzt vorsichtig formuliert. Vier von ihnen treffen in direkten Duellen aufeinander.

Drin ist er: Lennart Niehaus (Mitte) und die HSG Refrath/Hand haben ihren Hut im Aufstiegskampf zuletzt ganz neu in den Ring geworfen. (Foto: Thomas Schmidt)

Irgendwie versuchen in der Oberliga-Mittelrhein fast alle Teams, ein bisschen unter dem Radar zu fliegen. Blöd nur: Das kann gar nicht funktionieren, weil es dafür  zu viele Mannschaften sind. Es beginnt beim Spitzenreiter Pulheimer SC, der kurz vor dem Ende der Hinrunde bei 21:3 Punkten steht und damit über den eigenen Erwartungen. Erster Anwärter auf die Regionalliga? Antwort: „Wir doch nicht.“ Danach wäre der HC Gelpe/Strombach (20:4) an der Reihe, dessen Trainer Michiel Lochtenbergh natürlich mit der Mannschaft irgendwann in die Regionalliga will. Aber in diesem Jahr schon? „Antwort: „Wir haben keinen Druck. Ist kein Muss in dieser Saison.“ Dritter ist der TSV Bayer Dormagen II (18:6), bei dem sich immerhin der Verein den Sprung nach oben wünscht, damit die in der 2. Liga angesiedelte Erste einen passenderen Unterbau haben möge. TSV-Trainer Frederic Rudloff hört die Forderung in dieser Klarheit nicht besonders gerne: „Klar, wir können es irgendwie schaffen – aber nur dann, wenn alles zusammenpasst.“ Die Euphorie bremsende Argumente führt auch der Vierte Tus Derschlag an (17:7), dem vielleicht tatsächlich der relativ kleine Kader im Wege steht. Und beim Fünften HSG Refrath/Hand (17:7) war Trainer Mario Jatzke von Beginn an immer dagegen, seine Mannschaft in den Favoritenkreis zu heben. Vielleicht schafft der bevorstehende letzte Spieltag der Hinrunde wieder etwas mehr Klarheit darüber, wer wirklich für die Meisterschaft in Frage kommt. Vier der oberen fünf treffen sich zu direkten Duellen.

Die Top-Partie des Wochenendes steigt in Dormagen, wo die Bayer-Zweite den Spitzenreiter aus Pulheim erwartet. Beide Seiten begannen das Jahr 2019 erfolgreich – Dormagen mit einem 33:25 gegen den HC Weiden II, die Hornets mit einem 24:19 über den SSV Nümbrecht. Erstaunlich: Der TSV verlor zu Hause gegen Derschlag (28:30) und gegen die HSG Refrath/Hand (27:29) sowie bei der HC Gelpe/Strombach (26:32). Anders gerechnet: Der aktuelle Dritte kassierte alle sechs Minuspunkte in Spielen gegen direkte Kontrahenten. Vermutlich werden Trainer Rudloff und seine Mannschaft einiges dafür tun, dass diese Serie endet. Und genauso  sicher werden die Hornets und Trainer Kelvin Tacke nach den richtigen Mitteln suchen, die ihre Position an der Spitze festigen könnten.

Zweikampfstark: Lars Jäckel (grünes Trikot) und die Pulheim Hornets fühlen sich unglaublich wohl an der Tabellenspitze. (Foto: Thomas Ellmann)

Sollten die Dormagener tatsächlich gewinnen und dem Spitzenreiter die zweite Saison-Niederlage zufügen, schlägt vielleicht die große Stunde des HC Gelpe/Strombach – der dann zum ersten Mal in dieser Saison die Tabellenführung übernehmen könnte. Der nicht kleine Haken: Der Zweite muss bei der HSG Refrath/Hand antreten, die den Stolperstart in die Saison hinter sich gelassen hat und im neuen Jahr zumindest die Konkurrenz mächtig ärgern will. Vier Erfolge hintereinander sind keine schlechte Empfehlung für die Mannschaft von HSG-Coach Mario Jatzke, die das mühselige 28:27 beim Aufsteiger BTB Aachen II abgehakt hat und am liebsten ein Signal für die Rückrunde setzen würde. Um die eigenen Chancen zu wahren, hilft den Refrathern allerdings im Grunde nur der fünfte Erfolg hintereinander. Alles andere wäre vermutlich zu wenig – was so ähnlich auch für den TuS Derschlag gilt, der beim um den Klassenerhalt kämpfenden MTV Köln vor einer durchaus nicht einfachen Aufgabe steht.

Der MTV mit Trainer Moritz Adam liegt mit 8:16 Zählern auf Rang elf, der normalerweise zum Klassenerhalt reicht. Anders wäre es, wenn es zu erhöhtem Abstieg aus der Regionalliga Nordrhein in die Oberliga Mittelrhein käme, weil in diesem Fall bereits der zwölfte Platz richtig gefährlich wird – und bis zum BTB Aachen II (6:18) sind es nur zwei Punkte Unterschied. Selbst der Zehnte HC Weiden II (9:15) sieht sich da noch lange nicht in Sicherheit. „Für uns handelt es sich um ein Vier-Punkte-Spiel, das uns weiteren Abstand auf die Abstiegsränge verschaffen soll“, sagt Weidens Trainer Philipp Havers vor der Aufgabe beim sieglosen Letzten TK Nippes. Weil jedoch das Schlusslicht unbedingt den ersten Erfolg holen will, um neuen Schwung für die Rückrunde mitzunehmen, rechnet Havers mit viel Widerstand: „Wir müssen über 60 Minuten hinweg konzentriert auftreten.“ Gewinnt Weiden, ist der Aufsteiger im Kampf um mehr Sicherheit einen wichtigen Schritt weiter – und Nippes um eine Hoffnung ärmer. Läuft es anders herum, wird es unten noch enger – erst recht dann, wenn der Vorletzte TuS 82 Opladen II im Heimspiel gegen den TV Birkesdorf einen Erfolg schaffen sollte.