Regionalliga Nordrhein
TV Korschenbroich verliert nach Fehlerfestival in Langenfeld
Der Tabellenzweite bleibt vieles schuldig, während sich die SGL für ihre Leidenschaft belohnt.

Heute ist ein schöner Tag: Kapitän Vinzenz Preissegger (ganz links) und seine Langenfelder genossen den Triumph in vollen Zügen. (Foto: Michael Jäger)

SG Langenfeld – TV Korschenbroich 29:25 (11:12). Der TV Korschenbroich spielte mal wieder auswärts mit dem Feuer und erneut bekam er den Brand nicht gelöscht. Was beim MTV Rheinwacht Dinslaken (27:26) oder beim TV Rheinbach (29:28) im ersten Drittel der Saison noch glücklich ausgegangen war, ließ sich am Samstagabend nicht mehr überbrücken – wie beim 23:27 in Aachen im späten Herbst. Korschenbroichs Trainer Dirk Wolf unternahm auch gar nicht den Versuch, etwas zu beschönigen: „Langenfeld hat das gut gemacht und verdient gewonnen.“ Das Resultat, das sich die Gäste nur eine Woche nach ihrer 34:26-Gala über die SG Ratingen ganz allein zuzuschreiben hatten, war ganz nebenbei noch ein Geschenk für den TuS 82 Opladen. Der Spitzenreiter, der die Hinrunde mit einem 30:25-Pflichtsieg über den akut gefährdeten Aufsteiger HG Remscheid abschloss, steht jetzt mit seinen 22:4 Zählern vorerst ungefährdet auf Platz eins. Der TVK (18:8) wird sich vor allem überlegen müssen, wie er es am nächsten Wochenende beim Klassen-Neuling HC Weiden, der in eigener Halle bereits die Ratinger (26:25) und die Langenfelder (28:27) bezwingen konnte, deutlich besser macht. Hinter den Korschenbroichern wartet ein vom TSV Bonn rrh. (16:10) angeführtes breites Feld an Verfolgern darauf, sich näher heranarbeiten zu dürfen.

Der TVK fiel gegen Langenfeld seiner phasenweise irrwitzigen Fehlerquote zum Opfer – wonach es nach knapp 20 Minuten nicht mal ansatzweise aussah. Die Gäste machten das 0:2 (2.) und 2:4 (5.) relativ unbeeindruckt wett und erarbeiteten sich mit dem 8:5 (12.) durch Justin Kauwetter die erste deutlichere Führung. Torhüter Max Jäger bot bis dahin eine brillante Vorstellung und trieb die SGL fast in die Verzweiflung – aber eben nur fast. Bis zum 11:7 (21.) lief alles ganz im Sinne der Korschenbroicher, ehe beide Seiten die Fehlerquote steigerten – mit dem etwas geringeren Wert bei den Hausherren. Nachdem Jäger den Heber von Jung stark abgewehrt hatte (22.), schien Wolfs Mannschaft trotzdem auf dem Weg zum Sieg zu sein, doch die Auszeit nach dem 8:11-Anschluss (23.) für Langenfeld durch Jung brachte nur eins – einen schlechten Pass und das 9:11 (24.) durch Jan Schirweit. Die Szene sollte für den Rest des Abends ziemlich typisch sein.

Ob der reingeht? Auch der sonst so treffsichere Korschenbroicher Außen David Biskamp (sechs Tore) hatte am Ende einigen Respekt vor SGL-Keeper Jascha Schmidt. (Foto: Michael Jäger)

Das bestens motivierte Team von SGL-Trainer Markus Becker sorgte zunächst für ein Duell auf Augenhöhe – 13:13 (33.), 14:14 (34.), 15:15 (36.). Mit dem 19:17 (40.) von Justin Kauwetter und dem 20:17 (42.) von Philipp Schneider (42.) wähnte sich Korschenbroich wohl das nächste Mal auf dem richtigen Kurs, aber der Rest des Abends entwickelte sich aus Korschenbroicher Sicht zu einem Alptraum. Ole Völker, der schon das 20:20 (46.) erzielt hatte, brachte Langenfeld zum ersten Mal seit Langem nach vorne – 21:20 (47.). Während sich die mit hoher Intensität kämpfenden Gastgeber beinahe in einen Rausch aus Leidenschaft kämpften, traf der TVK viel zu oft falsche Entscheidungen – sowohl vorne als auch hinten. Bisweilen brauchte der Drittliga-Absteiger Langenfeld nur auf Schnitzer des Tabellenzweiten zu warten, die prompt kamen. Zwei Beispiele aus einer langen Liste: Regisseur Mats Wolf passierte jener schlechte Pass, den Völker per Tempogegenstoß zum 24:21 (50.) für die SGL nutzte, bevor Aaron Jennes kurz darauf am Kreis frei zum Wurf kam – und das Spielgerät hoch über das Tor jagte (51.). Doppelt bitter: Langenfeld stand hier wegen der Zeitstrafe gegen Nils Raschke gerade in Unterzahl auf dem Platz. Noch bitterer: Der erst in der zweiten Halbzeit eingewechselte Tim Rahmann schaffte im Angriff darauf trotzdem die 26:22-Führung (52.). Der Rest war ein verzweifelter TVK-Versuch, die Niederlage vielleicht irgendwie abzuwenden. Der Zug war allerdings längst abgefahren, wie eine Szene beim Stande von 25:27 (58.) eineinhalb Minuten vor der Schluss-Sirene zeigte. Da hatte TV-Coach seine letzte Auszeit genommen – und er durfte wenig später zum wiederholten Mal den Kopf schütteln. Es folgte der nächste Ballverlust, den Raschke mit dem entscheidenden 28:25 (60.) bestrafte.

Den geringsten Anteil an der Niederlage mussten sich die beiden TVK-Keeper Max Jäger und Felix Krüger ankreiden lassen. Jäger hielt vor der Pause richtig stark und Krüger, der für die letzten zwölf Minuten kam, verhinderte ebenfalls den einen oder anderen Gegentreffer. Das alleine konnte dennoch kaum reichen, zumal ihr Langenfelder Torhüter-Kollege Jascha Schmidt gerade im zweiten Durchgang immer mehr aufdrehte und seinen Kasten fast vernagelte. „Ich habe immer gesagt, dass bei uns für einen Erfolg alle Rädchen greifen müssen“, fand Trainer Wolf, der einen erstaunlich gefassten Eindruck machte: „Das war heute nicht so.“ Ein paar brauchbare Phasen sind unter dem Strich tatsächlich zu wenig, um einen Brand zu löschen. Dass die SGL mit Herz und Power unermüdlich Öl in jenes Feuer goss, durfte ihr keiner vorwerfen. Korschenbroich wusste das alles vorher.

SG Langenfeld: Jahn, Schmidt – C. Pagel, Pötzsch (2), Jung (5), Preissegger, Rahmann (4), Schirweit (1), Korbmacher (3), Moser (4), Boelken (3), Schulz, Völker (4), Raschke (3).

TV Korschenbroich: Krüger, Jäger – Wistuba (2), Dicks (1), Jennes (1), Brinkhues (6), Zidorn (1), Wolf (2), Kauwetter (4), Biskamp (6/2), Schneider (2), Franz.