25. Januar 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TuS Derschlag – HSG Werratal 24:18 (12:10). Das Wetter am Samstagabend im Oberbergischen war grau und trüb. Streckenweise sorgten Nebelschwaden für eine ziemlich bescheidene Sicht. Drinnen behielt aber der Mittelrhein-Oberligist TuS Derschlag in der Halle der Gesamtschule ganz gut den Durchblick – vor allem defensiv. Weil die Abwehr vor Keeper Axel Sierau am obersten Limit arbeitete, dürfen sie in Derschlag auch weiter von Hamburg träumen. „Da will ich gerne hin“, sagte Torhüter Sierau (49), der die Gäste aus der Thüringenliga am Anfang der Partie und nach der Pause durch seine Glanztaten an den Rand der Verzweiflung trieb. Den Haken daran lieferte er gleich mit: „Da kommt ja erst noch das Viertelfinale.“ Dort haben die Derschlager dann am Karnevals-Wochenende (22./23. Februar) zudem kein Heimrecht, denn sie müssen reisen – wobei sich der Aufwand für die Anreise in Grenzen hält: Der TuS tritt beim Regionalligisten SG Langenfeld, der mit rund 75 Kilometer keine Weltreise entfernt zu Hause ist.
Offensiv lieferten die beiden Kontrahenten wenig Feuerwerk ab, weil sie immer wieder an den gegnerischen Deckungsreihen oder ihrer bisweilen viel zu hohen Fehlerfquote scheiterten. Bis zum 4:2 (10.) standen erst sechs Treffer im Spielbericht, beim Stande von 8:5 nur 13. Auf den 9:10-Anschluss der HSG (23.) antworteten die Hausherren mit dem 12:9 (27.), ehe sie den zweiten Abschnitt über eine knapp fünfminütige Nulldiät mit dem 13:10 (35.) und 14:10 (37.) von Norman Krause beantworteten. Werratal gab nach dem 11:16 (41.) noch nicht auf und verkürzte sogar auf 14:16 (48.). Derschlag sorgte jedoch für die Entscheidung, als es auf dem 17:15 (50.) mit einem 5:1-Lauf das 21:16 machte (55.). Der Rest des Abends war ein rauschhaftes Erlebnis für die Gastgeber, denen nun fast alles gelang – während Werratal keinerlei Mittel mehr fand.
Axel Sierau war einer der Helden des Abends, weil er nach einem tollen Start eine etwas schwächere Phase überstand und später wieder wie eine unüberwindbare Wand zwischen den Pfosten stand – als es besonders darauf ankam. Darüber hinaus zeigte Derschlag eine überragende Teamleistung und die Bereitschaft, sich in jeder Szene mit allen Reserven fürs Weiterkommen einzusetzen. „Die Motivation hat gestimmt“, stellte Trainer Weinheimer relativ sachlich fest – ein stiller Genießer in diesem besonderen Moment. In der Kabine stand etwas später unter anderem plötzlich eine Kiste Bier. Für Sekt war die Zeit eben (diesmal) noch nicht reif. Sollte der Sprung nach Hamburg gelingen, wo Anfang April das Halbfinale und das Endspiel ausgetragen werden, lässt sich das aber bestimmt nachholen.
TuS Derschlag: Sierau, Ritter – Höffken, Wandschneider (1), Weißner (1), Schneider (5), Romanov (4), Welke, Borisch (2), Calabres (1), Krause (5/1), Krefting (5), Bay.
SG Langenfeld – SF Loxten 40:33 (21:13). Die Trefferquote des Derschlager Spiels hatten die Beteiligten in der Halle am Konrad-Adenauer-Gymnasium bereits kurz nach dem Beginn der zweiten Halbzeit erreicht, als Felix Korbmacher das 23:16 (33.) für den Regionalligisten erzielte. Insgesamt hatte die Mannschaft von SGL-Trainer Markus Becker das Duell mit dem Zweiten der Oberliga Westfalen von Beginn an überraschend deutlich in der Hand, sodass die SGL nun ebenfalls nur noch einen Schritt von Hamburg entfernt sind. Gewinnt Langenfeld das Viertelfinale gegen Derschlag, ist zum zweiten Mal nach 2016 der ganz große Wurf denkbar. Seinerzeit hatte der damalige Oberligist die beste Saison der Vereinsgeschichte mit dem ersten Aufstieg in die 3. Liga und dem Triumph im Amateurpokal gekrönt (Finale 29:25 gegen den HC Glauchau-Meerane aus der Mitteldeutschen Oberliga).
Den Langenfeldern schien der Meisterschafts-Erfolg vom Wochenende zuvor über den Regionalliga-Zweiten TV Korschenbroich noch einmal einen deutlichen Schub gegeben zu haben, denn die Hausherren sorgten im Treffen mit dem stärker eingeschätzten Oberligisten von der ersten Minute an für klare Verhältnisse – 3:0 (5.),7:2 (11.), 13:5 (18.), 18:10 (27.), 21:13 (30.). Loxten konnte sich zwar in der zweiten Halbzeit am Abend der offenen Tür ein bisschen steigern und verkürzte bis auf 26:30 (45.), zeigte aber in der letzten Viertelstunde zunehmend Auflösungs-Erscheinungen – während die Hausherren ihr Tempo voll durchzogen und bis zur Schluss-Sirene einen sehr entschlossenen Eindruck machten. Besonders viel Spaß an diesem Abend hatte Rückraumspieler Felix Korbmacher, auf dessen Konto insgesamt zehn Tore gingen.
Trainer Becker zeigte sich später ebenso geschafft wie erleichtert: „Das war eine überragende Mannschaftsleistung.“ Gegen die enorme Geschwindigkeit in den Aktionen der Gastgeber fand Loxten erstaunlich wenig Mittel und vorne wie hinten griffen bei Langenfeld fast alle Rädchen ineinander. Einer der Schlüssel zum Sieg: Kapitän Vinzenz Preissegger bot als vorgezogener Deckungsspieler eine erstklassige Leistung. „Wir freuen uns riesig“, fand der SGL-Coach, „und jetzt ist es noch ein Spiel bis Hamburg.“
SG Langenfeld: Jahn, Schmidt – Pagel (2), Pötzsch (3), Jung (4), Preissegger (4), Rahmann (1) Schirweit (2), Korbmacher (10), Eich (6/4), Boelken, Schulz (2), Völker (3), Raschke (3).