Regionalliga Nordrhein/3. Liga Nord-West
Handschke und Weis: Remscheid holt zwei Wikinger
Die Spieler der insolventen Rhein Vikings helfen dem gefährdeten Aufsteiger schon heute in Rheinbach.

Antreiber: Ex-Viking Felix Handschke (links) pflegt sein Team auch dann zu unterstützen, wenn er eine Pause auf der Bank hat. (Foto Thomas Schmidt)

Sofort heißt in diesem Fall wirklich sofort. Im Sinne von unverzüglich. Und eine besonders riesige Überraschung ist es ja nicht, dass sich die  bisher in der 3. Liga für die Rhein Vikings aktiven Spieler nach deren Rückzug aus finanziellen Gründen (Insolvenz-Verfahren beantragt) nach einer anderen Beschäftigungsmöglichkeit umsehen – und auf der Suche schnell fündig werden. Das wird nicht allen gefallen, die als Gegner davon betroffen sind, weil sich die Wechsel sportlich auf den weiteren Saisonverlauf vor allem im Abstiegskampf auswirken werden. Auf der anderen Seite: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hätten alle ähnlich gehandelt, die dazu ebenfalls die Möglichkeit gehabt hätten (oder eventuell noch auftun werden). Einer der Vereine, die für die Rückrunde namhaften Zuwachs bekommen, ist der Regionalliga-Aufsteiger HG Remscheid, der inzwischen als Vorletzter akut vom direkten Wieder-Abstieg bedroht ist. Für den Vorletzten sind bereits am Samstagabend in der Partie beim Sechsten TV Rheinbach die Rückraumspieler Felix Handschke (29) und Niklas Weis (29) im Aufgebot. Beide waren für die Vikings in der Saison 2018/2019 sogar in der 2. Liga unterwegs und beide bringen sowohl Erfahrung als auch hohe handballerische Qualität mit ins Bergische.

Für Handschke, den bisherigen Kapitän der Vikings, gab es nach den erneut turbulenten Ereignissen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die erste: Ich lege mich für die nächsten Monate auf die Couch. Die zweite: Es gibt einen Verein, in dem ich meinen Ehrgeiz und die Leidenschaft für den Handball verwirklichen kann. Möglichkeit eins war schnell abgehakt, weil das Feuer für Handball auf hohem Niveau immer noch brennt – und selbst durch die unerfreuliche Ereignisse bei den Vikings nicht erloschen ist. Anfragen für einen Wechsel kamen erwartungsgemäß schnell und bald bekam Remscheid den Zuschlag. Handschke ist vom gesamten Paket überzeugt und sagte dem Klassen-Neuling deshalb für den Rest der laufenden Saison zu: „Ich glaube, das passt gut und ich sehe da eine reizvolle Aufgabe. Ich will dort Spaß haben – und Erfolg.“ Dass Vikings-Teamkollege Weis seine Tore jetzt gleichfalls fürs Team von Trainer Frank Berblinger erzielt, dürfte die Eingewöhnung zusätzlich erleichtern. Ganz besonders schwierig sollte sie ohnehin nicht werden, weil Handschke einige HG-Spieler wie den Rückraum-Kollegen Michael Heimannsfeld seit Langem kennt.

Als Zauberer, die für einen erfolgreichen Kampf um den Klassenerhalt nur auf einen geheimen Knopf zu drücken brauchen, sehen sich die beiden Neu-Remscheider sowieso nicht. „Da spielen doch jetzt schon gute Jungs“, betont Handschke, „wir sind super aufgenommen worden. Wir beide müssen uns im Team unterordnen und wir können das alles nur gemeinsam hinbekommen.“ Der erste Gegner, der das umgebaute Team des Klassen-Neulings auf den Prüfstand holt, sind die Rheinbacher – die mit dem Thema sehr gelassen umgehen. „Sollten wie schon spielberechtigt sein, sind sie sicher eine erhebliche Verstärkung für Remscheid“, meint Rheinbachs Coach Jan Hammann, „wir konzentrieren uns aber primär auf unsere eigene Leistung.“ Weil der TV in diesem Jahr nach dem 25:31 beim BTB Aachen und dem jüngsten 17:21 zu Hause gegen den TSV Bonn rrh. noch auf den ersten Erfolg wartet, scheint das ein vernünftiges Rezept zu sein.

Niklas Weis wird nur in der bevorstehenden Rückrunde 2019/2020 für Remscheid auflaufen, weil er für 2020/2021 kürzlich der Mönchengladbacher Borussia, Tabellenzweiter der Oberliga Niederrhein, zugesagt hat. Die Vereinbarung zwischen der HG und Felix Handschke gilt zunächst ebenfalls für den Rest der laufenden Saison. Was danach kommt? „Da ist noch nichts entschieden“, erklärt Handschke, der für die kommenden Monate bereits ein ganzer Remscheider zu sein scheint: „Ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen.“ Er sagt wir und er meint es so. Ab sofort.