Oberliga Mittelrhein
Auch das Oberbergische bekommt seinen Wikinger
Dennis Aust vom insolventen Drittligisten Rhein Vikings verstärkt den HC Gelpe/Strombach - was Derschlags Trainer Ralph Weinheimer gut findet.

Die Aust-Faust: Nach dem Ende der Vikings in der 3. Liga hilft Dennis Aust dem Mittelrhein-Oberligisten HC Gelpe/Strombach im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga Nordrhein. (Foto: Thomas Schmidt)

Das ist die eine Seite: Wer solche Personal-Entscheidungen trifft, will nicht einfach ein bisschen vorne mitspielen. Das ist die andere: Die Insolvenz der bis vor Kurzem in der 3. Liga angesiedelten Rhein Vikings wirkt nun auch in die Oberliga Mittelrhein hinein. Zuerst hatte der Niederrhein-Oberligist Borussia Mönchengladbach seine Finger drauf, als er sich zur kommenden Saison unter anderem die Dienste der bisher für die Wikinger aktiven Niklas Weis (29/rechter Rückraum) und Dennis Aust sicherte (35/Linkshänder und Allrounder). Dann trat die HG Remscheid aus der Regionalliga Nordrhein auf den Plan, als sie kurz vor dem vergangenen Wochenende die zunächst auf vier Monate bis zum Saisonende befristete Zusammenarbeit mit dem bisherigen Vikings-Kapitän Maik Handschke (29) bekanntgab und sich kurz darauf über die Zusage des jungen Sebastian Schön (20/Allrounder) freute. Außerdem einigten sich die Remscheider mit Niklas Weis darauf, dass der demnächst in Mönchengladbach angedockte Linkshänder die Zeit bis zum Wechsel zum gegenseitigen Wohl mit dem Erzielen von Toren für die HG verbringt. Nun hat auch Dennis Aust einen Überbrückungs-Vertrag, denn der einst für den Drittligisten Leichlinger TV spielende Routinier wechselt zum Mittelrhein-Oberligisten HC Gelpe/Strombach, der aktuell mit 24:4 Punkten Zweiter ist sowie der erste Verfolger des Spitzenreiters Pulheim SC (25:3).

Die Aust-Verpflichtung zum jetzigen Zeitpunkt kurz nach dem Beginn der Rückrunde gibt ein klares Zeichen an die Konkurrenz, die den HC im Kampf um den Titel ohnehin längst auf dem Zettel hat – während der Zweite eine Favoritenrolle nach wie vor wenigstens halb ablehnt. Trainer Michiel Lochtenbergh hat es seit dem Start in die Saison immer wieder betont: „Natürlich wollen wir irgendwann hoch, aber es muss nicht schon in diesem Jahr sein.“ Der Aust-Wechsel ins Oberbergische ergibt in seinen Augen viel Sinn, zumal der Spieler aus der Jugend der VfL Gummersbach stammt und die Gegend gut kennt. „Dennis ist eine willkommene Verstärkung für uns“, sagt Lochtenbergh, „wo wir gerade berufs- und studienbedingt eine schwierige Situation auf den Linkshänder-Positionen haben.“ Festzuhalten bleibt insgesamt auf jeden Fall, dass Aust am 15. Februar im Spitzenspiel beim Pulheimer SC sein Debüt für den HC geben soll, der nun die Regionalliga tatsächlich sehr ernsthaft und durchaus sehr zeitig ins Auge fasst. Beispiel eins: Kurz vor Weihnachten überraschten die Strombacher bereits mit der Nachricht, dass sie für die nächste Saison den 26 Jahre alten Regisseur Alexandre Brüning (zurück-) holen. Brüning, einst für den VfL Gummersbach II unterwegs, steht zurzeit beim Drittligisten SG Schalksmühle-Halver unter Vertrag – und ist sogar deren Kapitän. Beispiel zwei passt dazu: Ebenfalls zum Oberligisten kommt in Yannic Wollenberg (18/CVJM Oberwiehl) ein junger Nachwuchsspieler, dem Lochtenbergh viel Dynamik und Wurfkraft sowie ein hohe Qualität in der Abwehr bescheinigt. „Er hat sehr viel Potenzial und kann ein wichtiger Faktor für den Verein werden“, findet der HC-Coach, der die Kombination Brüning/Wollenberg als ideal für seine Mannschaft bezeichnet.

Zupackend: Philipp Krefting (mit Ball) und Ignacio Cabrales Vergara (Nummer 28) wollen weiter ihren Traum im Deutschen Amateurpokal leben und gleichzeitig in der Meisterschaft oben dranbleiben. (Foto: Judith Uessem)

Zumindest einer der Konkurrenten findet die Entwicklung beim HC Gelpe-Strombach besonders im Fall Aust richtig gut – obwohl sein eigenes Team unter dem aktuellen Erstarken des Lokalrivalen eher zu leiden hat. „Großes Kompliment dafür, dass sie einen solchen Spieler geholt haben“, betont Ralph Weinheimer, „das wertet den Handball in der Region auf und macht die Liga attraktiver.“ Seiner Meinung nach darf der Nachbar nun allerdings mit seinem Understatement im Kampf um die Meisterschaft aufhören: „Es kann doch nur um den Aufstieg gehen.“ Ob die Derschlager selbst noch einmal eine Rolle bei der Vergabe des Titels haben könnten, dürfte sich am Samstag im Heimspiel des Fünften (18:8 Punkte) gegen den Dritten TSV Bayer Dormagen II zeigen (20:8). „Wer das verliert, ist oben raus“, glaubt Weinheimer. Die größte Gefahr neben dem Können der Dormagener sieht der TuS-Coach darin, dass sich die Euphorie im Umfeld verselbstständigt und ganz Derschlag immer nur vom Viertelfinale des Deutschen Amateur-Pokals am 23. Februar (17 Uhr) beim Regionalligisten SG Langenfeld und einem möglichen Halbfinale/Finale in Hamburg spricht. Die Mannschaft und ihr Trainer wollen die Serie voll durchziehen, damit sie sich hinterher keine Vorwürfe zu machen brauchen, falls die führenden Teams doch plötzlich in ein größeres Loch stürzen.

Gestürzt wäre am vergangenen Wochenende beinahe der Spitzenreiter Pulheimer SC (25:3 Punkte), der beim sieglosen Letzten TK Nippes (0:28) soeben eine Blamage vermeiden konnte und mit viel Glück einen 22:21-Sieg mitnahm. Das Team von Trainer Kelvin Tacke fand besonders vorne überhaupt keine Einstellung und muss nun zeigen, dass es lernfähig ist – denn es geht gegen den Vorletzten TuS 82 Opladen II (5:23), der im Kampf um den Klassenerhalt noch halbwegs realistische Chancen hat und deshalb alles für eine Überraschung geben wird. Kelvin Tacke, der Coach der führenden Hornets, rechnet vorsichtshalber wieder mit viel Widerstand: „Spiele gegen Teams, die mit aller Macht die Klasse halten wollen, sind grundsätzlich kompliziert.“ Erste Pflicht des Favoriten, bei dem einige Kräfte angeschlagen sind, ist nach Tackes Ansicht die höchste Bereitschaft. „Aufgabe ist es, eine Truppe auf die Platte zu kriegen, die bereit ist, alles zu geben.“

Für die HSG Refrath/Hand (Vierter/19:9) gilt dasselbe wie für Derschlag und Dormagen: Nur ein Sieg hilft weiter. Der Weg dorthin  führt jetzt zum sehr ordentlich in der Klasse angekommenen Aufsteiger HC Weiden II (Achter/13:15), der nach einer Serie von sechs Auswärtsspielen hintereinander mal wieder in der heimischen Halle an der Parkstraße antreten darf – und ja in der Hinrunde mit dem 31:30 in Refrath eine dicke Überraschung schaffte. Diesmal gibt es jedoch größere personelle Sorgen, weil die Weidener zunächst einige Aushilfen für ihre erste Mannschaft abstellen müssen. Außerdem fehlen Pascal Schröder (Beruf), Philipp Signon, Nils Gehlich und Trainer Philipp Havers (Urlaub).