Regionalliga Nordrhein
Opladen ist bereit für den Gipfel, Aachen das Team der Stunde
Der BTB ist mit 8:0 Punkten aus vier Spielen der "Tabellenführer" des Jahres 2020. Im Keller kann keiner der Abstiegskandidaten punkten.

Wir bleiben dran: Trainer Martin Becker (Mitte) und der BTB Aachen sind im Jahr 2020 noch ungeschlagen und stehen als Dritter glänzend da. (Foto: Thomas Ellmann)

TV Jahn Köln-Wahn – TuS 82 Opladen 22:34 (10:18). Es war ein Treffen verschiedener Handball-Welten, in dem die um den Klassenerhalt kämpfenden Gastgeber nicht die Spur einer Chance hatten und die um die Meisterschaft kämpfenden Opladener insgesamt ganz wenig Mühe. Yannik Wendler brachte Wahn zwar nach 46 Sekunden mit 1:0 nach vorne, doch es sollte die einzige Führung des Teams von Trainer Olaf Mast bleiben. Glück im Unglück für den klaren Außenseiter: Die Konkurrenz im Tabellenkeller (MTV Rheinwacht Dinslaken, HG Remscheid) verlor ebenfalls, sodass sich für die kommenden harten Wochen gar nicht so viel geändert hat. TV-Coach Olaf Mast sah die Dinge realistisch: „Leider waren wir heute nicht konkurrenzfähig. Aber wer aufgibt, hat schon verloren.“ Opladen auf der anderen Seite zeigte sehr deutlich, dass es als Spitzenreiter für das Gipfeltreffen am kommenden Freitag (20 Uhr) gegen den Zweiten TV Korschenbroich bestens gerüstet ist.

Bis zum 7:8 (15.) blieb Wahn mit hohem kämpferischen Einsatz dran, ehe der Favorit nicht mehr zu halten war und beinahe jede sich bietenden Chance zu einem Treffer nutzte. Aus dem 10:8 (18.) machte der TuS 82 mit einem 8:2-Lauf bis zur Pause die 18:10-Führung und behielt dann nach dem Wechsel alles unter Kontrolle. Wichtig für Wahn: Die Mannschaft gab nicht auf und arbeitete sich sogar auf 15:20 heran (50.). Weil der Favorit aber keineswegs an Schonung dachte, wurde es letztlich doch richtig deutlich und beim 30:20 (50.) nur fünf Minuten später lag der Titel- und Drittliga-Kandidat zum ersten Mal mit zehn Treffern Differenz vorne. „Das war eine sehr gute Reaktion von uns, vor allem in der Abwehr“, fand Opladens Trainer Fabrice Voigt, der eine sehr konzentrierten Auftritt seiner Mannschaft sah. Hinten überzeugten die kompakte Abwehr und der ebenfalls starke Torhüter Arne Fuchs, während sich vorne nicht zuletzt Felix Barwitzki und Kaan Taymaz gute Noten verdienten.

TV Jahn Köln-Wahn: Kierdorf, Rotscholl – Branding (4/2), Pestinger (5), Rus (3), Bergerhoff (3), Wendler (3), Busche, Denis, Akintunde (2), Giacobbe, Lange (2).

TuS 82 Opladen: Fuchs, Prützel – Rachow, J. Sonnenberg (4/2), Ellmann, Taymaz (2), Dittmer (4), Barwitzki (5/3), Göddertz, Jagineniak (7). M. Sonnenberg (5/1), Rinke (1), Pütz (6/1), Gremmelspacher.

 

HSG Siebengebirge – TV Rheinbach 24:24 (11:13). Beide Teams scheinen sich derzeit auf Krimi-Abende spezialisiert zu haben. Siebengebirge hatte zuvor gegen den HC Weiden (26:25) und beim MTV Rheinwacht Dinslaken (23:22) knapp gewonnen sowie beim Ersten TuS 82 Opladen ein Unentschieden erkämpft (31:31). Rheinbach war vor einer Woche immerhin gegen die HG Remscheid als glücklicher Sieger vom Platz gegangen (32:31). Da konnte es fast keinen verwundern, wie spannend es diesmal werden sollte – und in der packenden Schlussphase hätten auch beide gewinnen können. Das Unentschieden war zudem sowohl für Rheinbacher viel wert, die ihr Konto auf 17:13 Punkte ausbauten und weiter fest in der oberen Tabellenhälfte bleiben, als auch für die HSG, die nach fünf Partien ohne Niederlage als Elfter bei 11:19 Zählern angekommen ist. Siebengebirge hätte, wenn jetzt Schluss wäre, den Klassenerhalt geschafft – eine im Blick zurück auf den Dezember 2019 nahezu traumhafte Feststellung.

Rheinbach nahm das Heft mit dem 6:3 (13.) und 10:6 (19.) zunächst in die Hand, ehe die HSG eine Aufholjagd startete – 11:12 (26.), 14:15 (34.). Weil die Gäste mit dem 18:14 (40.) antworteten, schien sich die Waage erneut zugunsten des TV mit seinen Trainern Dietmar Schwolow/Jan Hammann zu neigen. Diese Führung war aber nur der Aufgalopp für eine intensive Schluss-Viertelstunde, weil Siebengebirge mit vier Toren in Folge zum 18:18 (45.) wieder auf Augenhöhe agierte. Der Rest war jetzt nichts für schwache Nerven – 22:22 (53.), 23:23 (57.). Dann erzielte André Kirfel das 24:23 (59.) für die Hausherren und Milan Künkler genau 29 Sekunden vor der Schluss-Sirene den 24:24-Ausgleich für Rheinbach. „Wir haben in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht“, fand Rheinbachs Coach Hammann, „wir haben da immer wieder die richtigen Lösungen gefunden, auch gegen die doppelte Manndeckung für Rene Lönenbach und Oliver Dasburg.“ Später fand er die Fehlerquote zu hoch, bescheinigte seinem Team aber eine gute Einstellung: „Wir haben den Kampf angenommen.“

HSG Siebengebirge: Kremer, Loecher – Steinhaus (9/2), Becker, Nahry, Al-Zaidi, Hayer (2), Nüsse (1), Stöcker (1), Willcke, Lee, Marcinkovic (3/1), Schulz (6), Kirfel (2).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (1), Kurth (3), Schöneseiffen (4), Dobbelstein (1), Lönenbach (2/1), Dasburg (3/1), Kazimierski, Künkler (6), Voihs, Genn (5).

 

HG Remscheid – TSV Bonn rrh. 34:42 (15:18). Das hatte sich der Aufsteiger Remscheid ganz sicher anders vorgestellt, denn eigentlich sollte nach der Verstärkung durch Felix Handschke, Niklas Weis und Sebastian Schön (alle vom insolventen Drittligisten Rhein Vikings) allmählich die Wende im Kampf um den Klassenerhalt eingeläutet werden. Aus dem Plan wurde bisher aber nichts, weil die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger eine Woche nach dem 31:32 beim TV Rheinbach erneut leer ausging und deshalb wieder nicht vom letzten Tabellenplatz weggkam. In sehr guter Stimmung konnte auf der anderen Seite Bonns Coach David Röhrig mit seiner Mannschaft das Bergische verlassen: „Der Sieg ist vielleicht etwas zu hoch, aber wir haben verdient gewonnen.“ Ein Schlüssel zum Sieg aus seiner Sicht: „Wir haben über 60 Minuten mit dem siebten Feldspieler agiert und das hat sehr gut funktioniert.“ In der Tabelle festigten die Gäste (18:12 Punkte) durch den Sieg ihren vierten Platz.

Die HG lag beim 12:11 (20.) und 13:12 (23.) noch vorne, ehe sich die Waage auf die andere Seite zu neigen begann – 14:17 (29.), 15:18 (30.). Später verkürzte Remscheid zwar ein 23:27 (45.) zum 25:27 (43.), bekam aber auf der Zielgeraden keinen Zugriff mehr auf die Aktionen der Gäste. Das 33:27 (50.) eröffnete eine Schlussphase, die mit 16 weiteren Treffern innerhalb von zehn Minuten ein Abend der offenen Tür wurde. „Wir hatten ein paar Startschwierigkeiten und waren ein bisschen nervös“, fand Röhrig, „aber das hat sich zum Glück gelegt.“ Sehr einverstanden war er unter anderem mit der Leistung von Niklas Rath: „Er war ein wichtiger Faktor und hat Ruhe ins Spiel gebracht.“ Ein Sonderlob verdient sich die gesamte Mannschaft, die auf viele Ideen der Remscheider Zugänge immer wieder Antworten fand und später sogar das Tempospiel forcierte: „Dabei ist das sonst gar nicht unsere Stärke.“

HG Remscheid: Franz, Geske – Faust (5), Heimannsfeld (1), Pütz (1), Voss (3), Schönfeld, Rother (1), Weis (9), Handschke (3), Jansen (2), P. Rath (4), Schön (1), Hermann (4/2).

TSV Bonn rrh.: Meissenburg, Rieder – Krohn (4), S. Röhrig (8/4), N. Rath (5), Bock (1), Benninghoff-Lühl (6/3), Fischer (9), Terehov (5), Struif (1), Rohloff (3).

 

BTB Aachen – SG Ratingen 28:21 (13:8). Die Aachener setzten ihre beeindruckende Serie auch gegen den früheren Titelkandidaten Ratingen fort und sind in einer reinen Tabelle des Jahres 2020 das erfolgreichste Regionalliga-Team. Die Mannschaft von Trainer Martin Becker hat als einzige die optimale Bilanz von 8:0 Punkten aufzuweisen. Damit hat der BTB (20:10 Punkte) auch weiterhin direkten Kontakt zum Spitzenduo aus Opladen und Korschenbroich – ohne jemals Ambitionen auf die Meisterschaft angemeldet zu haben. Ganz anders die SG: Die mit großen Namen ausgestatteten Ratinger sind mit nun 16:14 Zählern endgültig im grauen Mittelfeld angekommen.

Die Hausherren bestimmten die Partie von Anfang an und standen vor allem in der Deckung sicher – 3:0 (3.), 5:1 (10.), 7:2 (11.), 10:4 (18.), 12:5 (21.). Dann leisteten die Aachener sich ihrerseits eine Phase ohne gute Abschlüsse, sodass Ratingen immerhin einmal auf 8:12 (29.) verkürzen konnte. Nach der Pause war beim 16:9 (39.) der alte Abstand aber schon wieder hergestellt. In den letzten gut 20 Minuten steigerten beide Teams ihre Torquote – der Aachener Vorsprung blieb aber bis zum Schluss um sieben Treffer konstant.

BTB Aachen: Dosch, Elsen – Wydera (7/2), Bleuel (4), Jacobs (3/1), Oslender (1), S. Breuer (4), Bökmann (3), Uerlings (1), Horn, D. Breuer (3), Lütz, Käsgen (2), Zylus.

SG Ratingen: Schmidt, Loose (1) – Schäfer (1), Nitzschmann (1/1), Oelze (2), Mensger (1), Plaumann (1), Lazarov (2/1), Bahn (6/1), Ditzhaus, Mergner (6/1), Müller.

 

TV Aldekerk – HC Weiden 30:23 (13:11). Nach zwei knappen Niederlagen im Januar (34:36 gegen TuSEM Essen II und 31:32 bei der SG Ratingen) belohnten die Aldekerker sich gegen den Aufsteiger aus Weiden mit den ersten Punkten im Jahr 2020. Weil die Niederrheiner über die 60 Minuten insgesamt die besseren Ideen hatten, ging der Sieg auch absolut in Ordnung. In einer ausgeglichenen Anfangsphase lag der HC beim 4:2 (9.) mal vorne, bevor die Hausherren das Kommando übernahmen: Über das 5:5 (13.) legte der TV das 9:5 (17.) vor. Das 11:7 (21.) verkürzten die Gäste aber durch drei Treffer in Folge noch einmal auf 10:11 (26.).

Nach dem 13:11 zur Pause legte Aldekerk durch Thomas Phlak (31./Siebenmeter), Thomas Jentjens (33.) und Christopher Tebyl (34.) direkt das 16:11 nach und die Weidener liefen diesem Rückstand in der Folge erfolglos hinterher. Nach dem 23:18 (47.) probierte Gäste-Coach Andreas Heckhausen es dann mit dem siebten Feldspieler, doch die taktische Maßnahme brachte keinen Erfolg. Im Gegenteil: Die Hausherren legten das vorentscheidende 26:18 (52.) nach, auf das Weiden keine Antwort mehr hatte. Aldekerks Trainer Nils Wallrath nahm den Sieg gerne mit, fand allerdings das Niveau der Partie eher übersichtlich: „Die Zuschauer haben leider kein hochwertiges Spiel gesehen.“