06. Februar 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Mehr Gipfel geht kaum. Nach der aktuell gültigen Tabelle treffen der Erste und der Zweite aufeinander. Dirk Wolf sieht das Ganze aber mit einer Prise Humor etwas anders. „Eigentlich ist es kein richtiges Spitzenspiel“, sagt der Trainer des Regionalligisten TV Korschenbroich, „es spielen ja nur der Erste und der Dritte gegeneinander.“ In diesem Punkt ist er vorübergehend ober-pingelig. Kein Zweifel besteht daran, dass der TuS 82 Opladen mit 25:5 Punkten ziemlich souverän den ersten Platz einnimmt. Dahinter haben Korschenbroich und der BTB Aachen jeweils 20:10 Zähler – wobei das Torverhältnis mit 432:385 (plus 47) gegenüber 427:398 (plus 29) für den TVK spricht. Es ist der übliche Rechenvorgang: Am Ende der Saison entscheidet bei Punktgleichheit der direkte Vergleich und hier hat Wolf schon mal die 23:27-Niederlage aus der Hinrunde gegen Aachen eingepreist. Ähnlich genau wie ihr Trainer werden es die Korschenbroicher am Freitagabend ab 20 Uhr in Opladen tatsächlich nehmen müssen, weil nur dann die Aussicht auf Erfolg besteht. Die Rechnung ist ganz einfach: Gewinnt der TuS 82, ist er auf dem Weg zur Meisterschaft einen großen Schritt weiter – vielleicht sogar einen entscheidenden. Der TVK zumindest wäre bei einer Niederlage mit einem auf sieben Punkte angewachsenen Rückstand raus dem Titelkampf.
„Opladen ist die beständigste Mannschaft. Sie haben einen sehr ausgeglichenen Kader“, findet Wolf, der sich an das Hinrunden-Duell gegen den TuS 82 eher mit gemischten Gefühlen erinnert. Die beiden Top-Teams lieferten sich damals einen sehenswerten Kampf auf Augenhöhe – in dem der TVK das Happy End verpasste, als Vincent Gremmelspacher drei Sekunden vor der Schluss-Sirene das 24:23 für die Gäste erzielte. Daneben brachte keine andere Mannschaft der Regionalliga das Kunststück fertig, einen Sieg aus der Waldsporthalle mitzunehmen, die Wolfs Mannschaft durch sechs Erfolge zu einer Festung ausgebaut hat. Ebenfalls bemerkenswert am Spitzenreiter: Nach 12:0 Punkten aus den ersten sechs Partien erlaubte sich Opladen einen kleineren Durchhänger mit zwei Niederlagen, die es allerdings ziemlich unbeeindruckt wegsteckte. Jene folgenden 13:1 Zähler belegen, was der TVK-Coach mit Beständigkeit meint – die seinem eigenen Team hin und wieder (noch) abgeht.
Größere Hinweise auf den Wert des Spiels braucht er kaum anzubringen. Einmal will seine Mannschaft selbst nach vier Auswärts-Partien hintereinander ohne Sieg beweisen, dass sie in fremden Hallen durchaus zu Top-Leistungen in der Lage ist. Eine klassische Auswärtsschwäche kann Wolf ohnehin nicht erkennen: „Wir haben in Aachen verloren, die jetzt Zweiter sind. Wir haben in Langenfeld verloren, die Opladen geschlagen haben. Und wir haben in Weiden verloren, die zu Hause in der Hinrunde gegen Langenfeld und Ratingen gewonnen haben.“ Klar ist trotzdem, dass der TVK sein Potenzial in Abwehr und Angriff annähernd ausschöpfen muss, um ein ordentliches Ergebnis zu erzielen und die Klasse möglicherweise doch spannend zu halten. „Du spürst im Training schon, dass der Freitag ein bisschen besonders ist und dass alle heiß sind“, meint Dirk Wolf.
Sein Opladener Kollege Fabrice Voigt beteiligt sich gerne am Verteilen von Komplimenten – was im Übrigen seiner ehrlichen Überzeugung entspricht: „Der TVK steht völlig zu Recht da oben. Sie haben eine starke Abwehr und gehen ein tolles Tempo. Ich erwarte ganz klar ein Duell auf Augenhöhe.“ Den spürbaren Druck empfindet er höchstens als positiv und damit als leistungssteigernd – was er so wieder mit Dirk Wolf abgesprochen haben könnte, mit dem er wohl in vielen Bereichen auf einer Wellenlänge funkt: „Ich freue mich für die Jungs. Es steckt viel Arbeit hinter dem, was wir bisher erreicht haben.“
Mit dem direkten Blick auf die Meisterschafts-Chancen und den möglichen Aufstieg in die 3. Liga beschäftigen sich die Opladener nach eigener Aussage nicht – oder höchstens irgendwie indirekt. Allgemeiner Tenor: Man denke vor allem an die nächste Aufgabe. Hinter den Kulissen baut der TuS 82 jedoch längst an einem personell für die höheren Anforderungen tauglichen Kader. Als erste Zugänge für die Saison 2020/2021 stehen seit einiger Zeit in Torhüter Nils Thorben Schmidt (SG Ratingen/vorher Longericher SC) und Rechtsaußen Max Adams (Bergische Panther) zwei Verstärkungen mit Drittliga-Erfahrung fest. Dritte Verpflichtung ist Tim Schröder (18), der aus der A-Jugend des ART Düsseldorf stammt und für die Rhein Vikings bereits Einsätze in der 2. und 3. Liga absolvierte. Der 1,98 Meter lange Rückraumspieler soll gegen Korschenbroich schon spielberechtigt sein, aber in erster Linie Stück für Stück aufgebaut werden. Die Formel, auf die sich unabhängig davon für Freitag wahrscheinlich alle einigen könnten: Lasst uns gemeinsam für einen tollen Handball-Abend sorgen, obwohl ja „nur“ der Erste gegen den Dritten spielt.