Oberliga Mittelrhein
Im Spitzenspiel: Refrath will die Hornets ärgern
Trainer Mario Jatzke findet die Saison der HSG nicht überwältigend, aber in Ordnung. Gelpe/Strombach sitzt Tabellenführer Pulheim im Nacken.

Gesprächsrunde: Für Refraths Trainer Mario Jatzke wäre eine überzeugende Leistung vor den eigenen Fans gerade gegen den Tabellenführer Pulheimer SC wichtig. (Foto: Thomas Schmidt)

Genau genommen sind in der Oberliga Mittelrhein nach etwas mehr als der Hälfte der Saison drei bis dreieinhalb Meisterschafts-Kandidaten übrig, von denen wiederum zwei das Etikett Favorit tragen. Als Nummer fünf hat sich seit dem vergangenen Wochenende der TuS Derschlag aus dem Kampf um den Aufstieg mit dem schmerzhaften 27:28 gegen den TSV Bayer Dormagen II verabschiedet. TuS-Trainer Ralph Weinheimer, dessen Team jetzt bei 18:10 Punkten steht, war es vorher klar. „Wer verliert, ist raus.“ Weitgehend freie Fahrt scheinen vorne der Pulheimer SC (27:3 Punkte) und der HC Gelpe/Strombach (26:4) zu haben – Pulheim, weil es überhaupt erst einmal als Verlierer vom Platz ging, und Gelpe/Strombach, weil es aus den vergangenen neun Partien makellose 18:0 Zähler einsammelte. Etwas mehr als zu 50 Prozent intakt sind die Aussichten der Dormagener Zweiten (22:8), während sich die auf Rang vier einsortierte HSG Refrath/Hand (21:9) immer noch mit schwankenden Leistungen zu oft selbst im Weg steht und am Freitagabend gegen die Hornets aus Pulheim trotzdem ein Spitzenspiel bestreitet.

Nach einem durchwachsenen Start in die Saison war die Mannschaft um Kapitän Jonathan Benninghaus auf dem Weg nach oben und Anfang Dezember 2019 mit dem 29:27 in Dormagen drauf und dran, sich sogar ganz oben einzusortieren. Drei weitere Erfolge stützen die neuen Hoffnungen der Refrather: „Mal sehen, was im neuen Jahr noch möglich ist.“ Eine deutliche Antwort darauf gab es dann vor zwei Wochen mit dem sehr schmerzhaften 22:31 gegen Gelpe/Strombach. Bei der HSG mussten sie daraus endgültig die Erkenntnis ableiten, dass es in der Saison 2019/2020 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dazu reichen wird, die Top-Teams ernsthaft zu gefährden – es sei denn, die Mannschaft leitet jetzt unverzüglich die komplette Trendwende ein. In eigener Halle erwartet Refrath in den nächsten Wochen die Pulheimer, die Derschlager (1. März) und die Dormagener (29. März). Jatzkes Team, das zu Hause mit 8:6 Zählern eher eine mittelmäßige Bilanz aufweist, will einiges fürs eigene Selbstwertgefühl tun und der Konkurrenz das Leben so schwer wie möglich machen. „Wir können befreit aufspielen“, sagt der HSG-Trainer, der sich mittlerweile der Betrachtungsweise vieler Kollegen angeschlossen hat: „Wir werden von Spiel zu Spiel schauen.“ Unter dem Strich schätzt er die bisherige Saison für Refrath/Hand nicht als überwältigend ein, aber auch nicht als totale Enttäuschung: „Insgesamt ist es in Ordnung. Manches lässt sich mit personellen Problemen erklären, doch das soll keine Ausrede sein. Natürlich haben wir zu  viele Minuspunkte – und das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben.“

Die starke Position der Hornets aus Pulheim überrascht ihn gleichzeitig gar nicht: „Ich hatte sie schon vor der Saison auf dem Zettel. Das ist eine sehr gute und erfahrene Mannschaft.“ Pulheim gewann in der Hinrunde unter anderem gegen die HSG Refrath/Hand (28:22) und blieb in den Duellen mit den anderen Klubs aus der oberen Hälfte ebenfalls ungeschlagen – 27:27 in Gelpe/Strombach, 29:24 in Derschlag, 28:24 in Dormagen. Da kommt selbst der Zweite Gelpe/Strombach nicht ganz mit – 27:27 gegen Pulheim, 29:33 gegen Derschlag, 32:26 gegen Dormagen II, 31:22 in Refrath. Der erste Verfolger des Pulheimer SC weiß immerhin, was er von sich aus beizusteuern hat, weil er die neue Lage schon vor seinem am Samstag folgenden Auftritt gegen den Neunten HC Weiden II kennt. Gewinnt Pulheim in Refrath, muss der HC nachlegen, um dranzubleiben. Gewinnt Refrath, könnte Gelpe/Strombach durch einen eigenen Erfolg an die Spitze klettern – was dann eine verlockende Aussicht sein dürfte. Der Dritte Dormagen II bleibt nur im Geschäft, wenn er sich gegen den Longericher SC II durchsetzt, und Derschlag gilt – unabhängig vom Abstand nach ganz vorne – beim punktlosen Schlusslicht TK Nippes als klarer Favorit. Der TuS will rund zwei Wochen vor dem Viertelfinale des Deutschen Amateurpokals am 23. Februar beim Regionalligisten SG Langenfeld unbedingt seine normalen Hausaufgaben machen. Dazu gehört anschließend noch das Heimspiel gegen den Vorletzten TuS 82 Opladen II (15. Februar).

Im Kampf um den Klassenerhalt müssen ab Rang sieben alle Beteiligten wenigstens ein bisschen aufpassen. Ganz hinten ist Schlusslicht Nippes (0:30 Punkte) abgeschlagen und direkt davor Opladen II (5:25) mindestens stark gefährdet. Bleibt es bei den vorgesehenen zwei Regel-Absteigern, stünde der Drittletzte BTB Aachen II (9:21) soeben am rettenden Ufer. Weil es allerdings – abhängig von der Entwicklung in der 3. Liga und der Regionalliga Nordrhein – vielleicht zu einem dritten Absteiger kommen könnte, müssen vorsichtshalber ab Rang elf alle Vereine wenigstens mit einem Auge nach unten sehen. Betroffen sind der SC Fortuna Köln, der TV Birkesdorf, der HC Weiden II, der Longericher SC II (alle 13:17) und der MTV Köln (11:19).