Oberliga Niederrhein
Angermund versucht alles, Haan ist das neue Gladbach
TVA setzt Abstiegskampf mit neuem Trainer fort. Vorne bleiben die Wölfe auf dem Boden.

Bloß rein damit! Nils Thanscheidt (beim Wurf, im Tor der Mönchengladbacher Can Niermann) und seine Angermunder können jeden einzelnen Treffer sehr gut gebrauchen. (Foto: Burkhard Kasan)

Wenigstens eins ist schon mal sicher in der Oberliga Niederrhein. Die Wölfe Nordrhein mit ihren 27:3 Punkten liegen als Tabellenführer nach 15 Spieltagen genau 24 Zähler vor dem Letzten HSG Düsseldorf II (3:27). Daraus folgt: Weil in den übrigen elf Partien maximal noch weitere 22 Zähler möglich sind, können die Wölfe auf keinen Fall bis auf den letzten Platz zurückfallen. Dass sich der Tabellenführer ab jetzt nicht auf die faule Haut legen wird, liegt aber nicht an dieser aus seiner Sicht vermutlich relativ unbedeutenden Erkenntnis, sondern an der exzellenten Ausgangslage im Kampf um den Aufstieg. Der in den vergangenen Wochen ziemlich stabil wirkende Spitzenreiter liegt mit 27:3 Punkten deutlich vor dem Zweiten DJK Adler Königshof (22:8), der sich Stück für Stück in die Rolle des ersten Verfolgers hineingearbeitet hat. In der Tendenz könnte der Abstand zwischen den beiden nach der vergangenen Saison gemeinsam aus der Regionalliga abgestiegenen Klubs bestehen bleiben, weil vergleichbar schwierige Aufgaben warten. Die Wölfe treten beim Siebten TV Krefeld-Oppum (17:13) auf den Prüfstand, während die Adler den Fünften TV Lobberich erwarten (19:11). Für Wölfe-Trainer Molsner war bereits nach dem rekordverdächtigen 34:13-Erfolg über die SG Langenfeld II klar: „Wir müssen weiter fleißig arbeiten und mit den Füßen auf dem Boden bleiben.“  Ihm geht es darum, der Konkurrenz trotz des eigentlich beruhigenden Vorsprungs immer wieder die eigene Stärke zu demonstrieren und die weitere Saison nicht unnötig spannend zu gestalten. Die Duelle mit den direkten Verfolgern stehen ohnehin erst später auf dem Programm – am 21. März gegen Adler Königshof, am 4. April gegen Borussia Mönchengladbach und am 2. Mai gegen den LTV Wuppertal.

Ob die Borussia bis dahin überhaupt noch ihren vierten Rang (20:10 Punkte) halten kann? Die Mannschaft von Trainer Tobias Elis hatte sich nach einem sehr durchwachsenen Start (5:5) durch sieben Siege hintereinander weit nach vorne gearbeitet und schien plötzlich bei nur noch einem Zähler Rückstand eine echte Gefahr für die Spitze zu werden. Das 30:28 in Wuppertal und das 27:18 gegen die Wölfe waren echte Machtworte, deren Wirkung allerdings im Nirgendwo verpufft ist. Bestimmt nur ein unglücklicher Zufall: Seitdem öffentlich bekannt ist, dass Mönchengladbach seinen Kader zur nächsten Saison für den künftigen Trainer Ronny Rogawska verstärkt und erheblich umbaut, hat die aktuelle Mannschaft kein Spiel mehr gewonnen. Nach dem 24:29 beim TV Krefeld-Oppum und dem 25:33 bei Unitas Haan gab es im Heimspiel gegen den stark gefährdeten Vorletzten TSV Aufderhöhe mit dem 25:25-Unentschieden den bisherigen Tiefpunkt. Beim 21:22 am Anfang der Endphase drohte der Borussia sogar die Komplett-Blamage, aber selbst der fünfte verlorene Zähler aus den jüngsten drei Begegnungen passte höchstens den Wölfen.

Kaum zu bremsen; Marcel Billen (links) steuerte gegen Mettmann-Sport sieben Treffer für die Unitas bei, die zuletzt eine starke Form zeigte. (Foto: Burkhard Kasan)

Den umgekehrten Trend zeigt gerade die Unitas Haan, die aus 12:12 Punkten durch drei Siege hintereinander den Sprung auf Rang sechs (18:12) geschafft hat und nun am Samstag den Wuppertalern auf den Zahn fühlt. Zwei Ergebnisse der Unitas waren besonders bemerkenswert: Nach dem 30:21 vom Saisonstart in Mönchengladbach gewann die Mannschaft von Trainer Kai Müller auch beim Rückrundenbeginn sehr deutlich gegen die Borussia – 33:25. Zuletzt folgte im Kreisderby gegen Mettmann-Sport eine Revanche für die 21:27-Heimpleite, die mit dem 41:21 in Mettmann sogar eine sehr schmerzhafte Ohrfeige für die in eigener Halle nicht stattfindenden und von großen personellen Sorgen geplagten Hausherren war. Deren Trainer Jürgen Tiedermann wünscht sich jetzt vor allem, dass seine Mannschaft einen Haken hinter das Desaster und das Beste aus ihren Möglichkeiten macht: „Nach zwei Siegen und zwei Niederlagen in diesem Jahr wollen wir eigentlich wieder in die Erfolgsspur zurückfinden, doch wird dies nicht einfach. Wir können uns leider wieder einmal nur auf uns konzentrieren und hoffen, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen können.“ Den Haken sieht der ME-Sport-Coach selbst: Aufderhöhe zeigte am vergangenen Wochenende mit dem Unentschieden in Mönchengladbach, dass es nicht aufzugeben gedenkt.

Im Keller der Tabelle spricht sehr viel dafür, dass der HSG Düsseldorf II (3:27 Punkte) nur die Rolle des Absteigers Nummer eins bleibt. Davor treffen sich der TV Angermund (7:23) und der Aufsteiger HSG Hiesfeld/Aldenrade (10:20) zu einer Art Endspiel im Kampf um den Klassenerhalt – das besonders die Angermunder gewinnen müssten. Das hat am Anfang der Woche auch der bisherige Trainer Eric Busch erkannt, für sich daraus die Konsequenz gezogen und sich gemeinsam mit dem Vorstand darauf verständigt, den Trainerstuhl zu räumen. Die Idee: Ein anderer könne vielleicht neue Impulse setzen und der Mannschaft eher helfen, den Kampf um den Klassenerhalt zu bestehen. Busch-Nachfolger ist der momentan verletzte Spieler Julian Duval (32), der den TVA zusammen mit Benjamin Axning vor dem drohenden Abstieg retten soll. Der Start der beiden könnte definitiv einfacher sein, weil Hiesfeld im Jahr 2020 aus vier Spielen immerhin 6:2 Zähler sammelte und zuletzt zweimal hintereinander erfolgreich war. Schafft die HSG den Hattrick, legt sie fünf Zähler zwischen sich und die Angermunder. Schaffen Duval/Axning einen Premierensieg, ist alles wieder offen. Der Samstagabend dürfte spannend werden.