Regionalliga Nordrhein
Remscheid und Wahn senden Lebenszeichen
Im Mittelfeld gewinnt die SG Langenfeld das Kreisderby gegen Ratingen mit 30:29.

Rein ins Glück: Felix Handschke (mit Ball) sorgte mit seinen Last-Minute-Toren für große Erleichterung in ganz Remscheid. (Foto: Tobias Swawoll)

HG Remscheid – BTB Aachen 25:24 (11:11). Am Samstagabend gingen gleich zwei Serien zu Ende. Die seit Wochen auf einen Durchbruch im Kampf gegen den Abstieg wartenden Remscheider holten zwei extrem wichtige Punkte für den Klassenerhalt, während die zuletzt vier Mal hintereinander siegreichen Aachener zum ersten Mal in diesem Jahr als Verlierer aus der Halle gingen – und so den möglichen Sprung auf den zweiten Tabellenplatz verpassten. Hinter dem souveränen Spitzenreiter TuS 82 Opladen (27:5) sind die Aachener weiter Dritter hinter dem punktgleichen TV Korschenbroich (beide 20:12). Aufsteiger Remscheid (9:23) konnte vorerst die rote Laterne abgeben und sich sogar auf den zwölften Platz verbessern, der am Ende zum Klassenerhalt reichen könnte.

„Das war für uns ein existenziell wichtiger Sieg“, stellte HG-Torhüter Tobias Geske erleichtert fest.“ Schlüssel zum Erfolg war aus seiner Sicht die stark arbeitende Abwehr, die Aachen immer wieder das Leben erschwerte: „Wir haben sehr aggressiv und gut verteidigt.“ Eine der entscheidenden Figuren in der Schlussphase war der kürzlich vom Drittligisten Rhein Vikings zum Klassen-Neuling gewechselte Rückraumspieler Felix Handschke, der erst das 24:22 (58./Siebenmeter) und kurz darauf das 25:23 (60.) erzielte. „Wir freuen uns unglaublich“, betonte Geske – der natürlich wie alle Remscheider weiß, dass die HG in den nächsten Wochen nachlegen muss. Bereits die Partie am kommenden Wochenende bei der ebenfalls gefährdeten HSG Siebengebirge geht es wieder richtig zur Sache.

HG Remscheid: Franz, Geske – Faust (1), Heimannsfeld (4), Pütz, Voß, Rother (4), Weis (4), Handschke (5/3), Jansen (4), Rath, Schön (1), Hermann (2).

BTB Aachen: Elsen, Schüler (1) – Wydera (7/2), Saive-Pinkall, Bleuel, Jacobs (7/1), Oslender, Breuer (2), Uerlings (1), Bardak (1), Lütz (4), Käsgen (1).

 

SG Langenfeld – SG Ratingen 30:29 (18:14). Langenfeld beendete auch das vierte Meisterschaftsspiel im Jahr 2020 mit einem Erfolg und zog vom bisherigen Rang sieben aus mit jetzt 17:13 Punkten vorbei an den Ratingern (16:16), deren Bilanz angesichts der exzellenten personellen Ausstattung absurder als jemals zuvor wirkt und mit den hohen Ansprüchen (Aufstieg in die 3. Liga) wenig zu tun hat. Das Duell der beiden Kreisrivalen war wie beim 28:28 in der Regionalliga-Hinrunde und beim 29:28 im Halbfinale des Niederrheinpokals bis zum Schluss umkämpft, doch der Sieg der Gastgeber ging unter dem Strich wohl in Ordnung – weil die SGL nicht ein einziges Mal in Rückstand lag. In der ersten Halbzeit führten die Gastgeber übers 10:6 (14.), 16:12 (24.) und 18:14 (30.) ebenso mit vier Toren wie nach der Pause beim 24:20 (43.) und 26:22 (47.). Nach dem Ratinger Ausgleich zum 26:26 (51.) lieferten sich beide Teams einen noch intensiveren Schlagabtausch, in dem Beckers kämpferisch überzeugende Mannschaft ein Happy End feiern durfte. Mit seinem späten 30:28 (60.) machte der frühere Ratinger Ole Völker den Sieg der SGL klar.

SGL-Trainer Becker bescheinigte seiner Mannschaft einen über weite Strecken überzeugenden Auftritt – mit viel Tempo, auf das die Gäste keine passenden Antworten fanden. Weniger begeisternd fiel das Urteil für Teil zwei des Abends aus: „In der zweiten Halbzeit haben wir einen Einbruch erlebt und Ratingen war wieder voll im Spiel drin.“ Weil beide Seiten durch eine unterirdisch schlechte Angriffs-Quote „glänzten“ und die eine oder andere Zeitstrafe hinnehmen mussten, blieb ganz lange alles offen. Weil es letztlich reichte für die Hausherren, waren die Ungereimtheiten aber bald abgehakt und der Blick ging nach vorne. „So kann es weitergehen“, fand Becker, „wir sind euphorisiert und die Mannschaft merkt, dass wir eine ganz gute Anlage haben. Wir arbeiten uns langsam nach oben.“

SG Langenfeld: Jahn, Schmidt – Poetsch (4), Jung, Preissegger (1), Rahmann (3), Schirweit, Korbmacher (5), Boelken (7/5), Schulz (2), Völker (6), Raschke (2).

SG Ratingen: Schmidt, Loose – Schäfer (3), Nitzschmann (1), Oelze (8), Mensger (2), Plaumann, Lazarov (11/3), Bahn, Ditzhaus, Mergner (4), Müller.

 

TV Rheinbach – TV Jahn Köln-Wahn 27:27 (12:13). Hätte den stark vom Abstieg bedrohten Kölner jemand vorher einen Punkt angeboten, wären sie wohl einverstanden gewesen. Nach diesem Spielverlauf dürfte die Gefühlswelt im Team von Trainer Olaf Mast aber wenigstens vorübergehend eher gemischt gewesen sein, weil bis zum Schluss ein Erfolg im Bereich des Möglichen lag. Dass die Kölner doch nur einen Punkt mitnehmen konnten, war doppelt bitter – denn sie rutschten wegen des schlechteren Torverhältnisses auf den vorletzten Rang hinter die punktgleichen Remscheider ab (beide 9:23). Trotzdem richtete Wahns Coach Olaf Mast hinterher den Blick nach vorne: „Auch wenn es sich irgendwie wie ein Punktverlust anfühlt, haben wir ein Lebenszeichen gesetzt. Wir leben noch!“ Nach der vorgezogenen Partie am Dienstag (20 Uhr) gegen die TSV Bonn rrh. warten auf Wahn in Remscheid (29. Februar) und gegen die HSG Siebengebirge (7. März) zwei wohl entscheidende Aufgaben im weiteren Kampf um den Klassenerhalt.

Die als klarer Außenseiter angetretenen Gäste sorgten von Beginn an für ein ausgeglichenes Spiel, in dem sie sogar fast immer führten. Beim 19:16 (41.), 24:21 (51.), 26:23 (54.) und 27:25 (56.) hatte der Außenseiter fast schon mehr als eine Hand an zwei Zählern, doch im Endspurt kam Rheinbach noch zum Ausgleich. Oliver Dasburg (57./Siebenmeter) und Marius Schmitz  (58.) gelang das 27:27, ehe sich ein letztes Mal die Chance zum Erfolg bot. Wahn bekam einen Siebenmeter zugesprochen und Dasburg eine Zeitstrafe aufgebrummt – was dann aber wenig änderte, weil Yannick Denis den Siebenmeter nicht verwerten und die Gäste ihre Überzahl nicht mehr nutzen konnten. „Insgesamt war das ein nicht so gutes Spiel von uns“, bestätigte Rheinbachs Trainer Jan Hammann, „in der Abwehr hatten wir immer wieder Probleme und wir haben uns einige unglückliche Zeitstrafen eingefangen. Im Angriff haben wir uns die ganze Zeit schwergetan und zu viele technische Fehler gemacht. Letztendlich können wir mit dem Punkt aber leben.“

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (4), Kurth, Schöneseiffen (3), Dobbelstein (6), Lönenbach (2/1), Dasburg (5/2), Schmitz (2), Künkler (6), Voihs, Wolff, Genn (5).

TV Jahn Köln-Wahn: Kierdorf, Rotscholl – Akintunde (6), Branding (3), Pestinger (1), Rus, Bergerhoff (1), Wendler (9), Denis (6/2), Pohl, Giacobbe, Lange (1).

 

HC Weiden – TuSEM Essen II 19:20 (10:7). Es war der Abend der Torhüter in der Halle an der Parkstraße. Sowohl bei den Hausherren als auch bei den Essenern lieferten die Männer zwischen den Pfosten ganz starke Leistungen ab und waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Torausbeute beider Teams in engen Grenzen hielt. Für Weidens Trainer Andreas Heckhausen war bester Mann des Abends HC-Keeper David Rüttgers. Trotzdem reichte es für die Gastgeber in einer engen und hitzigen Partie am Ende nicht für etwas Zählbares. Dabei war Weiden nach dem 4:4 (13.) zunächst mit 8:4 (20.) in Führung gegangen und lag auch zur Pause mit dem 10:7 noch klarer vorne. Nach dem Seitenwechsel kämpfte die TuSEM-Reserve sich dann über das 10:11 (36.) zum 13:13-Ausgleich (39.).

Von da an blieb es ein zähes Ringen, bei dem sich beide Teams jeden Treffer erkämpfen mussten und keine Seite mal mehr als ein Tor vorne lag. Insgesamt 13 Zeitstrafen sowie eine Rote Karte zeugten ebenfalls mehr von Kampf und Krampf als von spielerischen Glanzpunkten. Weiden traf fünf Minuten vor dem Ende zum 19:18, blieb dann aber bis zur Schluss-Sirene ohne Erfolgserlebnis. Heckhausen trauerte hier auch einem aus seiner Sicht zu Unrecht verweigerten Siebenmeter nach und musste schließlich mit ansehen, wie sein Team 20 Sekunden vor dem Ende auch den einen Zähler noch verlor – weil TuSEMs Marcel Daamen zum 19:20 (60.) traf. Für Essens Trainer Nelson Weisz war es ein „völlig verrücktes Spiel“. Trotzdem dürfte als sicher gelten, dass der Coach die Punkte gerne mit nach Hause nahm.

 

TSV Bonn rrh. – HSG Siebengebirge 23:27 (10:11). Die HSG, die im ersten Teil der Saison stramm auf den Abstieg zuzusteuern schien, hat inzwischen zum sechsten Mal hintereinander nicht verloren und ihre Lage im Kampf um den Klassenerhalt durch 10:2 Punkte dramatisch aufgebessert. Mit 13:19 Zählern liegt das Team des neuen Trainergespanns Lars Degenhardt/Fabian Zächerl plötzlich auf Rang elf – der zum Klassenerhalt ausreicht. Von vier Zählern Vorsprung auf den Drittletzten hätten sie im Siebengebirge tatsächlich vor ein paar Wochen noch nicht mal zu träumen gewagt.

Klar: Die Gemütslagen beider Trainer klafften später weit auseinander. Bonns David Röhrig war bedient: „Ein ganz bitterer Abend für uns und ein verdienter Sieg für Siebengebirge. Da können wir nur gratulieren. Wie wir das in den Sand gesetzt haben, versteht ich selber noch nicht.“ Beim 14:13 (34.) lagen die Gastgeber noch einmal vorne, aber später verloren sie komplett die Kontrolle – wofür aus Röhrigs Sicht nicht zuletzt HSG-Spieler Oliver Dziendziol verantwortlich zeichnete, dem Bonns Coach eine überragende Defensivleistung bescheinigte. „Wir sind im Angriff völlig kollabiert.“ Aufgrund personeller Probleme konnte die TSV auch nicht so reagieren, wie es in einigen Situationen wohl nötig gewesen wäre.

TSV Bonn rrh.: Euchner, Meissenburg – Krohn (3), Palmen (1), S. Röhrig (1), Bock, Benninghoff-Lühl (6), Fischer (4), Terehov (4), Maeser (1), Struif (3), Rohloff.

HSG Siebengebirge: Löcher, Kremer – Dziendziol (3), Steinhaus (7/3), Becker, Nahry, Al-Zaidi, Hayer, Stöcker (4), Willcke (3), Lee (5), Lopez De Carvalho, Marcinkovic (3), Kremer, Kirfel (2).