Regionalliga Nordrhein
TuS 82 ist heiß auf Pirates und Panther
Bei sieben Zählern Vorsprung deutet alles auf den Aufstieg hin. Die Planungen laufen auf Hochtouren.

Fliegt voran: Spielmacher Johannes Sonnenberg (beim Wurf) ist mit seinen Opladenern auf dem besten Weg, drei anderen Vereinen auf dem Harzhelden-Gebiet Gesellschaft in der 3. Liga zu leisten. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Zahlen sind eindeutig. Trotzdem müssen sie sich rund um die Bielerthalle hin und wieder selbst kneifen, um es richtig zu spüren: Demnächst spielen wir wahrscheinlich in der 3. Liga. Dann würde Opladen wieder auf der etwas größeren Handball-Landkarte auftauchen, von der es sich 2008 nach dem Abstieg aus der damals als 3. Liga geltenden Regionalliga West verabschiedet hatte. Was jetzt lange Zeit ziemlich unrealistisch daherkam und eher wie ein Märchen ohne jeden engeren Bezug zur Wirklichkeit aussah, ist mittlerweile zum Greifen nah. Der TuS 82 dominiert gerade die Regionalliga Nordrhein 2019/2020 – und er tut dies so überzeugend, dass der Traum wohl in Erfüllung gehen wird. Das Team von Trainer Fabrice Voigt hat nach dem teilweise beeindruckenden 34:26-Erfolg über den Zweiten TV Korschenbroich bei eigenen 27:5 Punkten sieben Zähler Vorsprung auf Korschenbroich und den BTB Aachen (jeweils 20:12). Der TSV Rheinbach und die TSV Bonn rrh. (18:14) auf den Rängen vier und fünf liegen noch klarer zurück. Trainer Voigt wiederholt trotzdem ohne Unterlass, was er zur offiziellen Sprachregelung erhoben hat: „Wir denken von Spiel zu Spiel.“ Gleichzeitig ist ihm seit einiger Zeit bewusst, was im Fall der Fälle bei der Vorbereitung auf 2020/2021 zu tun ist: „Wir müssen einen Kader zusammenstellen, der auch in der 3. Liga bestehen kann.“ Zwei geeignete Verstärkungen hat der TuS 82 bereits verpflichtet: Vom aktuellen Klassen-Konkurrenten SG Ratingen kommt Torhüter Nils Thorben Schmidt, der früher für den Drittligisten Longericher SC zwischen den Pfosten stand, und vom Drittligisten HSG Bergische Panther wechselt Rechtsaußen Max Adams zum TuS 82. Dritte Verpflichtung ist Tim Schröder (18), der aus der A-Jugend des ART Düsseldorf stammt und für die Rhein Vikings bereits Einsätze in der 2. und 3. Liga absolvierte. Der 1,98 Meter lange Rückraumspieler hätte bereits gegen Korschenbroich sein Debüt geben können, erlitt jedoch kurz zuvor im Training eine Schulterverletzung und fällt für den Rest der laufenden Saison aus.

Das Restprogramm hält durchaus einige hohe Hürden sowie den einen oder anderen besonders dicken Brocken bereit für den Tabellenführer. Schon die beiden kommenden Aufgaben beim TV Aldekerk (Samstag) und nach der Karnevalspause gegen TuSEM Essen II (29. Februar) werden wieder eine Top-Leistung erfordern, ehe es am 7. März zur SG Ratingen geht – also zu jenem Team, das aufgrund seiner exzellenten Besetzung mit herausragenden Einzelkräften eigentlich genau die Rolle ausfüllen müsste, die seit einiger Zeit die Opladener übernommen haben. Beim 31:25-Sieg aus der Hinrunde zeigte der TuS 82 allerdings, dass seine mannschaftliche Geschlossenheit ein mindestens ebenso wichtiger Faktor ist wie prominenteres Personal. Der Spitzenreiter muss auch noch beim HC Weiden antreten (21. März), der vor ein paar Monaten beide Punkte aus Opladen entführte (28:27) und in seiner Halle an der Parkstraße immer wieder zeigt, dass er jedem Gegner gefährlich werden kann. Ganz besonders dick werden sie sich im Kalender allerdings den 14. März markiert haben – und das wohl in einem kräftigen Signalton. Dann erwartet Opladen schließlich den Lokalrivalen SG Langenfeld, mit dem viele Spieler und Verantwortliche freundschaftlich verbunden sind. Auf dem Feld ist die SGL dafür kein richtiger Lieblingsgegner, weil der TuS 82 alle bisherigen Duelle in der Regionalliga verlor. Nach dem 22:25 vom 9. September 2017 und dem 34:35 vom 20. Januar 2018 trennten sich die Wege der beiden Teams, weil Langenfeld später zum zweiten Mal in die 3. Liga aufstieg. Ein Jahr darauf folgte das nächste Treffen in der Regionalliga, in der Opladen am 9. November 2019 beim 25:31 in Langenfeld ziemlich schlecht aussah. Volker Leisner, Manager der ersten Mannschaft und Vorsitzender des Gesamtvereins, sieht es wie Opladens Trainerstab. „Es sind noch 20 Punkte zu vergeben, es kann noch viel passieren.“ Der früheste Termin, an dem ein Aufstieg des TuS 82 theoretisch amtlich werden könnte, ist der 4. April mit der Partie beim Vierten BTB Aachen.

Läuft bei uns: Felix Barwitzki, Manager Volker Leisner, Aaron Ellmann und Arne Fuchs streben mit dem TuS 82 dem Aufstieg in die 3. Liga entgegen. (Foto: Thomas Ellmann)

Fabrice Voigt, Srdjan Nikolic (Co-Trainer), Jonas Gördes (Co-Trainer/Athletiktrainer) und Benedikt Klein (Torwarttrainer) sind als Trainerteam für den handballerischen Zustand des Teams verantwortlich. „Die Mischung ist es, die uns so stark macht“, sagt Leisner – der wiederum unter anderem zusammen mit Rechtsaußen Markus Sonnenberg und Keeper Michael Strock die Kaderplanung betreibt. Sonnenberg ist nach der vergangenen Saison in Doppel-Funktion in die Sportliche Leitung gewechselt, Strock übernimmt ab Sommer Management-Aufgaben und hält als Standby-Keeper ebenfalls engen Kontakt zu den Spielern. Alle zusammen haben derzeit viel Arbeit zu erledigen, weil gerade die heiße Phase der Wechselgespräche läuft und die Anforderungen für die höherer Klasse noch einmal wesentlich größer sind als in der Regionalliga Nordrhein. Bei den Opladenern ist allerdings keine Furcht  zu spüren, sondern eine sich stetig steigernde Freude: „Wir sind bereit für die 3. Liga.“ Das gilt nicht zuletzt für den finanziellen Bedarf, der nicht nur durch die beim Verband zu hinterlegende Bürgschaft zur Teilnahme am Spielbetrieb steigt, sondern auch durch mehr Fahrt- und Reisekosten sowie einen breiteren Kader an Spielern, die  wiederum deutlich höher beansprucht werden als bisher. Vorstand und Förderverein sind für diesen Bereich des Unternehmens Aufstieg verantwortlich, der für die Opladener ein Abenteuer werden soll – auf das alle heiß sind.

Der Verein geht insgesamt sogar davon aus, das Gros der Heimspiele – wie bisher – nach kleineren Änderungen im Innenbereich in der Bielerthalle austragen zu können. „Das wollen wir unbedingt“, betont Volker Leisner, der mit dem immer wieder im Raum stehenden Neubau einer Sporthalle in Opladen wenig anfangen kann. Irgendwo sei mal die Rede davon gewesen, dass ein solches Projekt zur Saison 2022/2023 vollendet sein könne: „Ich habe Pläne von 2011.“ Weil das inzwischen doch eine ganze Weile her ist, hat sich der TuS 82 für die besonders reizvollen Partien der Serie 2020/2021 mit überdurchschnittlich hohem Zuschauer-Interesse vorsichtshalber nach einer Ausweich-Spielstätte umgesehen. „Gegen Leichlingen, Longerich und die Panther würden wir gerne nach Ophoven gehen“, erklärt Opladens Manager. Die Halle der Gesamtschule Leverkusen-Schlebusch, die etwa Bundesliga-Volleyball beherbergt, fasst rund 1000 Zuschauer – eine Marke, die mit der Euphorie des Aufstiegs im Rücken keine total verrückte Utopie sein muss. Der Leichlinger TV war in der Region jahrelang Spitzenteam, das in dieser Rolle der aktuelle Vierte Longericher SC aus Köln abgelöst hat. Und die Bergischen Panther machen es vor, wie sich ein ehemaliger Aufsteiger in der 3. Liga etabliert. Der TuS 82 freut sich schon jetzt auf weitere Handball-Feste – die er sich in den nächsten Wochen unbedingt verdienen will. Dass die Opladener im Sommer 2016 als Meister der Oberliga Mittelrhein die Chance zum Aufstieg nicht wahrnehmen wollten und den Weg in die neue Regionalliga Nordrhein wählten, ist Schnee von gestern. Heute sind sie bereit. Tatsächlich Opladen in der 3. Liga und nicht der TV Korschenbroich oder die SG Ratingen? Kneifen hilft manchmal, um das zu spüren: Der Traum lebt.