3. Liga Nord-West
Leichlingen kämpft um Bonuspunkte, Longerich um Karnevals-Stimmung
LTV ist trotz Tendenz nach oben Außenseiter gegen Hagen. LSC sieht Sieg über Gummersbach II als Pflicht.

Rot-weiße Zuversicht: Auch Bennett Johnen geht wohl einigermaßen stark davon aus, dass sich die Longericher in den passenden Trikots fröhlich in den Karneval verabschieden können. (Foto: Thomas Schmidt)

Wenn es nach dem Leichlinger TV ginge, dürfte die Saison jetzt gut und gerne beendet sein. Nach dem fast verzweifelten Versuch aus dem vergangenen Jahr, irgendwie das rettende Ufer zu erreichen, ist die Lage inzwischen fast sogar in der Nähe von rosig anzusiedeln. Vor ein paar Wochen begann 2020 zwar mit dem bitteren 24:28 gegen den ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfenden TSV GWD Minden II, aber das Team von Trainer Lars Hepp konnte antworten – 26:24 bei der SG Menden Sauerland Wölfe. Es folgte die gute Leistung beim Dritten TuS Spenge, als ein Punkt drin gewesen wäre – wenn denn Lukas Becher in den letzten Sekunden den Strafwurf zum 29:29 verwertet hätte. Befreiende Wirkung hatte das folgende 34:24 gegen den Neunten LiT Tribe Germania und der LTV hätte den Schwung vielleicht auf die 300 Kilometer weite Reise zum OHV Aurich (Siebter) mitnehmen können, musste allerdings zuletzt eine Zwangspause einlegen – weil die Partie wegen des am vergangenen Sonntag besonders heftig wirkenden Sturmtiefs Sabine abgesagt wurde. So blieb es dabei, dass bei Platz elf mit dem TuS Volmetal (14:24 Punkte) die höchst gefährliche Zone beginnt, aus der die zwei noch zu suchenden Absteiger stammen (neben den zurückgezogenen Rhein Vikings). Volmetal, Leichlingen (13:25), der VfL Gummersbach II (11:27), die Sauerland Wölfe (8:34) und die Ahlener SG (7:31) werden sich bis zum Ende der Saison gegenseitig belauern. Und der LTV bekommt in den nächsten Wochen die Gelegenheit, mache Dinge noch stärker in die erhoffte Richtung zu lenken.

Zunächst wird es wieder heftigsten Gegenwind geben, denn am Freitag steht das Heimspiel gegen den Zweiten VfL Eintracht Hagen auf dem Programm. Andreas Klisch, der Trainer des Longericher SC, formulierte es kürzlich anerkennend so: „Hagen ist die einzige Mannschaft, die Wilhelmshaven vielleicht schlagen kann.“ Eine lange Serie von Siegen hat die Eintracht (31:9 Punkte), die als Titelkandidat nur mäßig durch die Vorrunde stolperte, auf Rang zwei hinter Wilhelmshaven gebracht (33:3). Und hinter den beiden Top-Teams kommt erst mal lange nichts, denn der Dritte TuS Spenge (25:13) und der Vierte Longericher SC (25:15) liegen relativ weit zurück. Dass Leichlingen vielleicht doch eine wenn auch verschwindend geringe Chance haben könnte, liegt unter anderem am Rückblick auf den 11. Oktober – jenem Freitagabend, als es in Hagen einen überraschenden 30:29-Erfolg gab. In Hagen hat sich seit damals jedoch eine Menge getan und so ist etwa der damalige Trainer Ulli Kriebel nicht mehr dabei. Sein Nachfolger Stefan Neff leitete mit der Mannschaft eine bemerkenswerte Wende ein.

Auf den LTV warten die Wochen der Wahrheit erst nach der Meisterschaftspause über Karneval. Am 1. März geht es zum VfL Gummersbach II, der erstens direkt hinter Leichlingen liegt und zweitens aus der Hinrunde das 27:26 im Rücken hat. Einfache Rechnung: Gewinnt der VfL erneut, hat er gleichzeitig den am Ende bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich auf seiner Seite. Ähnlich sieht es für den 6. März und das Heimspiel gegen den TuS Volmetal aus, der im Oktober 2019 zu Hause mit 30:25 die Oberhand behielt. Ebenfalls nicht ausgeschlossen: Die Entscheidung fällt erst am 25. April beim Saisonfinale in Ahlen, das seinerzeit aus Leichlingen ein torreiches Unentschieden mitnahm (35:35).

Der Longericher SC hat für seine Heimspiele eigens ein Karnevalstrikot anfertigen lassen und in der neuen Kleidung bei der Premiere ein 29:24 gegen den OHV Aurich eingefahren. Mit dem folgenden 30:33 in Hagen konnten die Kölner ganz gut leben, weil die Leistung stimmte und zugleich die Chancen des Vierten im Kampf um dem dritten Platz (bringt die Qualifikation für den DHB-Pokal) weiter intakt sind. Vor dem Einstieg in die wirklich tollen Tage am Rhein strebt der LSC nun gegen Gummersbach II einen weiteren Erfolg an – nicht in erster Linie als Nachbarschaftshilfe für die Leichlinger, sondern aus eigenem Interesse. Longerich will die beiden Punkte aufs Konto bringen und sich anschließend in der richtigen Stimmung vorübergehend wenigstens ein bisschen aus dem Handball ausklinken. Eine Niederlage wäre auch ziemlich närrisch, würde aber die allgemeine Freude deutlich trüben. Die der Gastgeber natürlich. Trainer Maik Thiele und der VfL hätten eher wenig dagegen, wenn sie den Kölnern die Suppe versalzen könnten.

Wesentlich freundlicher als am Anfang des Jahres sieht die Lage für die Bergischen Panther aus, denen zunächst das 19:33 beim Wilhelmshavener HV wenigstens in dieser Höhe gar nicht gefiel. Außerdem kamen den Panthern durch den Rückzug der Vikings zwei erspielte Siege und damit vier Punkte abhanden. Anschließend wies die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz trotzdem oder gerade deshalb nach, dass sie zu kämpfen versteht – 31:28 in Ahlen, 30:29 gegen Minden II, 34:28 bei den Sauerland Wölfen. Mit 21:19 Punkten ist der Achte, der auf den Neunten LiT Tribe Germania trifft (18:22), wieder ein fester Bestandteil der oberen Hälfte. Ganz nebenbei: Die Serie von drei Siegen hintereinander über Abstiegskandidaten war ein nicht unwesentliches Puzzleteil dafür, dass es den Leichlingern mittlerweile besser geht. Viel mehr können die Panther nicht mehr tun, damit es das immer reizvolle Derby zwischen den beiden Rivalen 2020/2021 erneut gibt. Den Rest muss und will Leichlingen alleine erledigen – im besten Fall der Fälle selbst gegen Hagen und dann spätestens bei der Fortsetzung der Meisterschaft nach der fünften Jahreszeit im Rheinland.