Oberliga Mittelrhein
Es kann nur einen Meister geben: HC Gelpe/Strombach
Der Tabellenführer gewinnt beim bisher punktgleichen Pulheimer SC beeindruckend. Rückraumspieler Julian Mayer ist ein Albtraum für die Hornets.

Nicht aufzuhalten: Kreisläufer Florian Panske (vorne) und seine Strombacher entwischten den Hornets immer wieder. Hier können Christian Heinen (Nummer 3) und Johannes Gottschling (4) wenig tun. (Foto: Thomas Schmidt)

Pulheimer SC – HC Gelpe/Strombach 19:31 (9:16). Es war eine pure Demonstration der Macht durch die einen und damit ein Abend, der sich für die anderen wie ein Albtraum anfühlen musste. Das Duell, das nach der Tabelle ein Spitzenspiel hätte sein sollen, war in Wirklichkeit kein Treffen unter Gleichen, denn es fand von der ersten Sekunde an in verschiedenen Welten statt. Und neun Runden vor dem Ende der Saison ist endgültig klar, dass der Aufsteiger in die Regionalliga nur Gelpe/Strombach heißen kann: Das Team von Trainer Michiel Lochtenberg steht bei nun 30:4 Punkten mit der stärksten Abwehr und dem besten Angriff (522:413 Tore) sogar deutlich vor den Pulheimern, die bisher eine starke Saison gespielt hatten – und nun heftig ihre Grenzen aufgezeigt bekamen. Hornets-Trainer Kelvin Tacke hatte es insgeheim vielleicht geahnt und sich deshalb schnell wieder gefasst: „Ich wusste, dass es so kommen kann. Wir haben uns nicht an das gehalten, was angesprochen war. Jetzt weiß hoffentlich jeder, warum ich immer auf die Bremse getreten habe.“ Bei den Gästen war sowohl im Spiel als auch kurz nach der Schluss-Sirene nahezu jede Bremse gelöst. Erst waren die Oberbergischen die Herren im Haus – und später die Fans des HC, die ihren Block in ein gelb-grünes Fahnenmeer verwandelten.

Mann des Abends war vor der Pause zweifellos Strombachs Linkshänder Julian Mayer, der den Gastgebern vermutlich eine schlaflose Nacht bereitetet haben dürfte. Der 27-Jährige traf beinahe, wie er wollte – und er wollte ohne Pause. Seine zwölf Treffer in den ersten 30 Minuten hätten alleine gereicht, um die Gäste angesichts der nur neun Pulheimer Tore in Führung zu behalten. „Wir haben am Anfang deren rechte Seite nicht in den Griff bekommen“, urteilte Hornets-Coach Tacke, der damit eine mittelschwere Untertreibung beging. Ganz bitter für Pulheim: Mayer durfte am Anfang der zweiten Hälfte zunächst von draußen zuschauen und trotzdem trat bei den Gästen kein Qualitätsverlust ein. In Lukas Bader stand eine passende zweite Besetzung mit vergleichbarem Niveau zur Verfügung. Mayer und Bader – ein Traum für jeden Trainer. „Ich weiß, dass uns sogar Drittligisten um diese beiden beneiden“, sagte Lochtenbergh, der aber weiter mit den wurfgewaltigen Rückraumspielern planen kann.

Feiern mit den Fans: Die Mannschaft des HC Gelpe/Strombach und ihre Anhänger fanden den Abend in Pulheim offensichtlich ziemlich gut. (Foto: Thomas Schmidt)

Zweiter Unterschied zwischen den beteiligten Mannschaften: Die Abwehr des Spitzenreiters packte resolut bis an die Grenze des Erlaubten zu und sie wusste in Marvin Blech einen Keeper hinter sich, der durch viele gute Paraden ebenfalls zum ziemlich bald klaren Verlauf des Abends beitrug. Nach dem 3:9 (15.) und der ersten Auszeit des SC trat vorübergehend ein bisschen Besserung ein – 6:10 (21.), 8:12 (24.), 9:13 (27.). Aufhalten ließ sich Gelpe/Strombach allerdings nicht mehr und selbst die Bankstrafe (wegen Meckerns gegen Lochtenbergh) gab den Hornets wenig Schub. Spätestens mit dem 13:20 (43.) war die Angelegenheit geklärt und für Pulheim ging es ab jetzt höchstens noch darum, nicht besonders bitter unter die Räder zu kommen. Die Gäste dachten allerdings nicht daran, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, sodass der Vorsprung mit dem 27:17 (53.) zum ersten Mal in den zweistelligen Bereich stieg – und dort auch blieb.

Wie wenig Entgegenkommen für den Verlierer da war, zeigte sich in der finalen Auszeit der Pulheimer beim Stande von 17:28 in der 55. Minute: Hier gab HC-Trainer Lochtenbergh derart engagiert weitere Anweisungen, als stünde die Sache noch irgendwie auf der Kippe. Dass die Realität anders aussah, zeigte sich kurz darauf durch die Hereinnahme von Torhüter Moritz Banaschewitz für den Keeper-Kollegen Blech, der einer der wertvollen Eckpfeiler im kompakten HC-Gefüge war. „Die haben uns gezeigt, wie man so ein Spitzenspiel bestreitet“, fand Hornets-Trainer Tacke, dessen Team am Samstagabend vermutlich gegen die meisten anderen Oberligisten eine realistische Siegchance gehabt hätte. Der HC Gelpe/Strombach gehörte diesmal aber in eine andere Liga – in die er nach menschlichem Ermessen in der nächsten Saison aus zu Hause sein wird. Da konnte selbst Michiel Lochtenbergh kaum mehr ein Haar in der Suppe finden: „Heute bin ich wirklich zufrieden. Aber zu verbessern gibt es natürlich immer etwas.“

Pulheimer SC: Middell, T. Giesen, Lankert – Heinen, Gottschling (4), Bartsch, Waldecker, Semeraro (1), Jacoby (2), J. Giesen (4), Jäckel (6/1), Nicklas (2), Krull, Geerkens.

HC Gelpe/Strombach: Banaschewitz, M. Blech – Aust (4), Altjohann (2), Hilger (3), Roth, Borgard (3), Steinhagen, N. Blech,  Bader (3), Panske (2), Mayer (14/5).