18. Februar 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ziemlich genau zwei Drittel der Saison sind vorbei und die Zahlen haben nichts Zufälliges mehr. Ganz vorne in der Regionalliga fühlt sich der TuS 82 Opladen wohl, der mit 27:7 Punkten in die Meisterschaftspause über Karneval gehen wird und seinen Vorsprung auf den ersten Verfolger sogar ausbauen konnte – trotz des 25:29 nach einem Fahrkartenfestival beim zuletzt nicht mal sehr überzeugenden TV Aldekerk. Zweiter ist nicht mehr der TV Korschenbroich, der sich eine 28:29-Heimniederlage gegen den TV Rheinbach erlaubte, sondern die SG Langenfeld – die mit 12:0 Punkten aus den vergangenen sechs Spielen die aktuell erfolgreichste Mannschaft der Klasse stellt und ihr einst negatives Konto auf 21:13 Zähler gestellt hat. Dass die nach der vergangenen Saison aus der 3. Liga abgestiegene SGL den Opladenern noch einmal ernsthaft gefährlich wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Damit wären dahinter der TVK, der BTB Aachen und Rheinbach (alle 20:14) erst recht aus dem Rennen. Die drei haben nicht nur die bisherige Ausbeute gemeinsam, sondern auch das Saisonziel – bei dem vom Aufstieg in die 3. Liga nie die Rede war. Die Korschenbroicher mit Trainer Dirk Wolf wollen nach wie vor „nur“ den fünften Rang aus der vergangenen Serie steigern und die Rheinbacher mit ihrem Trainergespann Dietmar Schwolow/Jan Hammann „nur“ so schnell wie möglich die für den sicheren Klassenerhalt nötigen Zähler einsammeln.
Dass es die Opladener ernst meinen mit ihren Bemühungen, einen drittliga-tauglichen Kader zusammenzustellen, zeigen die bisherigen personellen Verpflichtungen für die nächste Saison. Zuerst hatte Torhüter Nils Thorben Schmidt zugesagt, der vom aktuellen Klassen-Konkurrenten SG Ratingen kommt und früher für den Drittligisten Longericher SC zwischen den Pfosten stand. Es folgten Rechtsaußen Max Adams vom Drittligisten HSG Bergische Panther, Tim Schröder, der aus der A-Jugend des ART Düsseldorf stammt und für die Rhein Vikings bereits Einsätze in der 2. und 3. Liga absolvierte, sowie Philipp Krefting vom Mittelrhein-Oberligisten TuS Derschlag – wo nicht nur Trainer Ralph Weinheimer von den Qualitäten des Kreisläufers überzeugt ist. Inzwischen ist aus den Neuen ein Quintett geworden: Aus der Bundesliga-A-Jugend des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen, die zurzeit an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilnimmt, wechselt Fynn Johannmeyer (19) zu den Opladenern. Das Erstspielrecht für den talentierten Linkshänder liegt bei den Opladenern, sodass Johannmeyer die komplette Vorbereitung mitmachen und auch alle Spiele für den TuS 82 absolvieren wird. Gleichzeitig bekommt er die Möglichkeit, an Trainingseinheiten des Zweitligisten teilzunehmen.
Der einzige Verein, der vor dem Saisonstart offensiv die Meisterschaft zur Pflicht erklärte, war die SG Ratingen – mal wieder. Und die Ratinger werden in einem krassen Widerspruch zum vorhandenen Personal mit dem einen oder anderen Ex-Profi scheitern – mal wieder. Dass sie nach dem 34:35 gegen den HC Weiden mit 16:18 Zählern eine negative Bilanz aufweisen und sogar hinter den Aufsteiger zurückgefallen sind, ist mindestens eine herbe Enttäuschung. Die mageren 3:9 Punkte aus den ersten sechs Spielen 2020 haben das Aufgebot von Trainer Ace Jonovski endgültig aus dem Rennen um den Titel genommen und ins trübe Mittelmaß gestoßen. Sicher ist, dass alle, die den ersten Platz bereits vor dem Saisonstart als an die SG vergeben gesehen hatten, gründlich falsch lagen.
Das Zeug zum echten Krimi mit vielen dramatischen Kapiteln hat der Kampf um den Klassenerhalt, der hinter den Ratingern bei der HSG Siebengebirge beginnt – bei der sich der Wechsel auf dem Trainerposten von Werner Klöckner (zurückgetreten) zu Lars Degenhardt/Fabian Zächerl vor einigen Monaten voll ausgezahlt hat. Durch 10:2 Zähler aus sechs Partien in Folge ohne Niederlage brachte sich die HSG (13:21) überhaupt zurück ins Geschäft und sie hätte gegen die HG Remscheid einen direkten Kontrahenten fast entscheidend hinter sich lassen können. Dass dann der Aufsteiger aus dem Bergischen gewann (24:23), war für Siebengebirge ein Rückschlag, aber nicht das Aus. Der Vorsprung zu den Remscheidern und dem TV Jahn Köln-Wahn (beide 11:23) ist kleiner geworden, der auf den MTV Rheinwacht Dinslaken (13:25) geblieben.
Für den Vorjahresmeister Dinslaken bleibt die Saison 2019/2020 ein sportlicher Albtraum: Das Team von Trainer Harald Jakobs muss mit dem Abstieg in die Oberliga rechnen. Dass die Remscheider auf der anderen Seite seit Kurzem stabiler wirken, hat im Übrigen nicht nur mit einer Entwicklung der bisher zur Verfügung stehenden Mannschaft zu tun, sondern zugleich mit dem finanziell bedingten Rückzug der Rhein Vikings aus der 3. Liga. Aus deren Kader konnte die HG schließlich die beiden Routiniers Felix Handschke und Niklas Weis sowie den jungen Sebastian Schön übernehmen. Auch diese Zahlen sind kein Zufall: Mit den Neuen, die den richtigen Umgang mit Stress-Situationen kennen, holte Remscheid zuletzt zwei knappe Siege. Die Jagd auf die rettenden Plätze scheint erst richtig loszugehen.