3. Liga Nord-West
Panther sind wieder wie echte Raubtiere unterwegs
Drei Siege 2020 haben auch dem Leichlinger TV geholfen, der zum Abstiegsduell in Gummersbach II antritt.

Die Achse Erfahrung: Ohne das perfekte Zusammenspiel zwischen Jens Peter Reinarz (mit Ball) und Max Weiß (vorne) wären die Panther vermutlich weniger erfolgreich. (Foto: Thomas Ellmann)

Es könnte eine Punktlandung werden. Wahrscheinlicher ist, dass die Reise ans obere Ende des Zielkorridors führt – und immerhin denkbar, dass sie eine Position eher hinten einbringt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden die Bergischen Panther in der 3. Liga aber jenes Gebiet erreichen, das ihr Trainer Marcel Mutz vor ein paar Monaten vor dem Start der Serie 2019/2020 im August 2019 als erstrebenswert ausgegeben hatte: „Wir wollen Platz sechs bis neun.“ Ein halbes Jahr später sieht die Lage so aus: Die Panther gehören als Achter mit 23:19 Punkten zur oberen Hälfte und bis zum Neunten LiT Tribe Germania (18:24) klafft zurzeit eine Lücke von fünf Zählern. Unter Umständen dürfen die Panther den Blick eher auf den Sechsten SG Schalksmühle-Halver Dragons (24:16) und den Siebten Team HandBALL Lippe II richten, der ebenfalls bei 23:19 Punkten steht. Bei optimalem Verlauf könnte sogar der Fünfte OHV Aurich (24:14) ein Thema sein – was sich vielleicht am kommenden Wochenende entscheidet, denn der Sonntag hält die gut 300 Kilometer weite Fahrt nach Ostfriesland bereit.

Dass die Panther vor dem Auftritt in Aurich überhaupt noch einmal relativ weit nach oben denken dürfen, hätten sie rund um die Jahreswende selbst nicht wirklich geglaubt. Da war ihnen nach einem durchaus starken Saisonbeginn zuerst Stück für Stück der Schwung abhandengekommen – was sich bereits Ende Oktober beim mühseligen 25:25 gegen Aurich zeigte. Ein Grund: Immer wieder gab es personelle Probleme. Dann wurden der HSG nach dem Rückzug der Rhein Vikings vier Punkte aus den beiden Siegen über den insolventen Zwangs-Absteiger gestrichen. Zuletzt waren die Panther allerdings wieder wie Raubtiere auf der Jagd nach Beute unterwegs, denn nach dem 19:33 aus der Premiere 2020 beim Spitzenreiter Wilhelmshavener HV gab es vier Siege. Durch das 31:28 bei der Ahlener SG, das 30:29 über den TSV GWD Minden II, das 34:28 bei der SG Menden Sauerland Wölfe und das 32:23 über LiT Tribe Germania vor der Pause über Karneval sieht das Konto mittlerweile wieder viel besser aus. Ganz nebenbei: Mutz‘ Team leistete vor allem mit den Erfolgen über Ahlen, Menden und die Wölfe eine nicht unwesentliche Nachbarschaftshilfe für den Leichlinger TV – der es in den folgenden Wochen selbst in der Hand hat, die fehlenden Schritte zum Klassenerhalt zurückzulegen.

Wie die Leichlinger am 11. Januar gegen den Kellerkonkurrenten Minden II verloren (24:28), deutete kaum auf eine Wende zum Guten hin. Einen Meilenstein setzte der LTV eine Woche darauf, als er beide Punkte aus dem Sauerland entführte (26:24). Das folgende 29:30 beim TuS Spenge war ärgerlich (weil unnötig), passte jedoch in den Trend – der sich mit der guten Leistung beim 34:24 gegen LiT Tribe Germania bestätigte. Dass es beim 32:39 gegen den VfL Eintracht Hagen letztlich trotz einer Halbzeitführung nicht zu Zählbarem reichte – geschenkt. Leichlingen hat in dieser Saison weder die Mannschaft noch den Anspruch, gegen den Zweiten gewinnen zu müssen. Das sieht allerdings besonders am Samstagabend ganz anders aus: Die Partie im Oberbergischen beim ähnlich gefährdeten VfL Gummersbach II könnte Weichen stellen. In beide Richtungen.

Wachsam bleiben! Trainer Lars Hepp weiß, dass die Leichlinger im Prinzip auf einem ganz guten Weg sind – und trotzdem ihr Ziel noch lange nicht erreicht haben. (Foto: Thomas Schmidt)

Der LTV liegt mit 13:27 Punkten als Elfter direkt vor den Gummersbachern (11:29). Gewinnen die Leichlinger, legen sie vier Zähler zwischen sich und einen der direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Verlieren sie, geht das Zittern von vorne los oder weiter – was direkt mit dem Duell aus der Hinrunde zu tun hat. Damals bog die Mannschaft von Trainer Lars Hepp mit einer 23:21-Führung auf die Zielgerade ein, ging allerdings später mit dem 26:27 schmerzhaft leer aus. Bei einer zweiten Niederlage gegen den VfL wäre demnach auch der direkte Vergleich verloren, der später bei Punktgleichheit zwischen zwei Mannschaften über die Platzierung entscheidet. In der Theorie nimmt der LTV zwei Vorteile mit nach Gummersbach: Erstens kennt er beim Anpfiff bereits das Resultat des Abstiegsduells zwischen den Sauerland Wölfen und dem TuS Volmetal (Freitagabend). Und zweitens brauchen die Gäste kaum zu befürchten, dass sie gegen eine Wand aus VfL-Fans kämpfen müssen, die ihr eigenes Team lautstark anfeuern. Am 26. Januar notierte das Kampfgericht im offiziellen Spielbericht exakt 76 Zuschauer, obwohl Gast immerhin der Zweite Hagen war. Selbst eine Woche zuvor im für den Abstiegskampf nicht unwichtigen Auftritt gegen Volmetal waren es klägliche 96. Möglicherweise müssen die Leichlinger selbst ausreichend Unterstützer mitbringen, um für die entsprechende Stimmung auf Feld 1 der Schwalbe-Arena zu sorgen.

Definitiv kein Stimmungsmangel herrscht in diesen Wochen beim Longericher SC, der sich auf Rang drei (27:15 Punkte) eingenistet hat – deutlich hinter Wilhelmshaven (41:3) und Hagen (33:9), aber dafür mit sehr intakten Chancen auf das letzte der drei Tickets für die erste Hauptrunde im DHB-Pokal 2020/2021. Neben dem 30:33 in Hagen fuhr die Mannschaft von Trainer Andreas Klisch seit Mitte Januar fünf Siege ein – darunter die nicht selbstverständlichen gegen den Sechsten SG Schalksmühle-Halver Dragons (26:24) und gegen den Fünften Aurich (29:24). Ihre eigens für die Heimspiele herausgebrachten Karnevalstrikots streifen die Longericher ab jetzt nicht mehr über, zumal sie am Wochenende pausieren können (wäre der Termin gegen die zurückgezogenen Rhein Vikings gewesen). Weitergehen soll die jecke Reise am 6. März gegen Ahlen trotzdem.