Oberliga Mittelrhein
Preisfrage: Ist Gelpe/Strombach noch zu packen?
Der Tabellenführer hat zuletzt Maßstäbe gesetzt. Weiden II und Aachen II treffen sich zum Abstiegsderby.

Kaum zu halten: Sean-Pascal Borgard (vorne) und der HC Gelpe/Strombach haben sich in der Oberliga Mittelrhein eine dominierende Rolle erarbeitet. (Foto: Thomas Schmidt)

Natürlich würden sie sich im Oberbergischen massiv dagegen wehren, dass der Kampf um die Meisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga bereits entschieden sei. Rein rechnerisch stimmt ja auch, dass noch einiges möglich ist, denn der HC Gelpe/Strombach (30:4 Zähler) liegt „nur“ mit zwei Zählern sowie einem um Längen besseren Torverhältnis vor dem Pulheimer SC (28:6). Gerade dem ersten Verfolger gab der Spitzenreiter unmittelbar vor der Karnevalspause eine echte Lektion darüber, was ein Spitzenteam auszeichnet. Das Team von Trainer Michiel Lochtenbergh gewann bei den Hornets mit 31:19 und die gesamten 60 Minuten waren eine Demonstration der Stärke: Deutlicher kann keiner seine Ambitionen auf den Titel untermauern. Der Spitzenreiter gilt ab jetzt für die restlichen neun Spiele in dieser Saison fast immer als Favorit – auch am Samstag gegen den Neunten SC Fortuna Köln (16:18), der nichts als den sicheren Klassenerhalt anstrebt und auf einem guten Weg ist, dieses Ziel zu erreichen. Im Vorbeigehen wird sich die Aufgabe für die Strombacher trotzdem nicht lösen lassen, zumal die Fortuna zuletzt noch ein beachtliches 25:25 gegen den Vierten HSG Refrath/Hand erzielte.

Lochtenberghs Mannschaft kassierte die bisherigen vier Minuspunkte komplett in der ersten Phase der Saison und jeweils zu Hause – mit dem 28:28 gegen den TV Birkesdorf (zweiter Spieltag), dem 27:27 gegen den Pulheimer SC (Vierter) und dem 29:33 gegen den TuS Derschlag (sechster). Anschließend gab es elf Siege hintereinander und im neuen Jahr hat der Tabellenführer in jeder der sieben Partien mit seinem Angriff die 30-Tore-Marke übertroffen. Drei Mal bekommt es der HC im letzten Drittel der laufenden Serie noch mit Kontrahenten aus dem Verfolgerfeld zu tun: Am 8. März geht es zum Fünften nach Derschlag, dem Ort der bisher einigen Niederlage, und am 4. April zum Dritten TSV Bayer Dormagen II. Spätestens das Saisonfinale am 9. Mai (17.30 Uhr) gegen den Vierten Refrath/Hand soll dann nach den Vorstellungen der Strombacher zu  einem echten Feier-Abend werden.

Sammlungsbewegung: Trainer Kelvn Tacke (Mitte) und die Hornets aus Pulheim wollen/müssen zeigen, wie sie die herbe Niederlage gegen Gelpe/Strombach verkraftet haben. (Foto: Thomas Schmidt)

Drei der vier Vereine, die gemeinsam mit dem Ersten das obere Drittel bilden, stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Für die Pulheimer geht es darum, beim Siebten Birkesdorf irgendwie in den Alltag zurückzufinden. Selbst die hohe Pleite gegen Gelpe/Strombach hat ja nichts daran geändert, dass die Pulheimer bisher eine glänzende Saison zeigen. Refrather und Derschlager treffen sich zum Verfolgerduell – das gleichzeitig ein Treffen zweier Trainer ist, die jeweils am Ende der Saison aufhören: Mario Jatzke (Refrath/Hand) und Ralph Weinheimer (TuS). Für beide Seiten geht es nicht mehr darum, wer vielleicht noch einmal nach oben angreifen könnte, sondern vor allem ums Prestige. Bei den Derschlagern wird sich erst zeigen müssen, wie sie das Aus im Viertelfinale des Deutschen Amateurpokals beim Regionalligisten SG Langenfeld verkraften (22:30). Der erkrankte Michael Romanov, erfolgreichster Rückraumspieler des TuS, stand überhaupt nicht zur Verfügung und der gefoulte Paul Borisch erlitt kurz vor Schluss bei einem heftigen Sturz auf den Hallenboden eine Gehirnerschütterung.

Beim Blick nach unten zeigt sich klar, dass der Letzte TK Nippes den Abstieg in die Verbandsliga nicht mehr verhindern kann. Das 20:20 zuletzt beim Longericher SC II war aber ein Achtungs-Erfolg fürs Team von Trainer Stefan Tuitje, das mit 1:33 Punkten bereits zehn Punkte hinter dem BTB Aachen II  liegt (11:23). Dessen Rang zwölf ist im Keller durchaus ein Objekt der Begierde, weil er am Ende der Saison wahrscheinlich zum Klassenerhalt reicht – was davon abhängt, wie viele Vereine aus der Nordrheinliga in den Bereich Mittelrhein absteigen. Noch attraktiver ist auf jeden Fall der elfte Platz, der selbst bei erhöhtem Abstieg die erhoffte Sicherheit bringt. Es passt zur Dramaturgie im Abstiegskampf, dass um jene Position zwei Lokalrivalen streiten, denn unmittelbar vor den Aachenern hält sich der HC Weiden II auf (13:31). Die beiden Nachbarn eröffnen am Freitagabend ein spannendes Wochenende: Weiden II erwartet Aachen II in der Halle an der Parkstraße. Wie sehr sich die Mannschaften zu bearbeiten pflegen, zeigte sich besonders in der Hinrunde beim 22:22. Damals lag der HC nach einer 16:13-Führung in der 42. Minute kurz vor Schluss mit 20:22 hinten, ehe er durch zwei späte Treffer ein 22:22-Unentschieden mitnahm. Jetzt wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder ähnlich viele Emotionen und eine Menge Leidenschaft geben. Dass sportlich einiges auf dem Spiel steht, sorgt für zusätzliche Würze. Im Abstiegskampf ist diesmal einfach mehr los als ganz oben.