27. Februar 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist beim TV Korschenbroich immer noch so, dass die jungen Spieler Fehler machen dürfen. Und es ist immer noch so, dass der dritte Platz zum vor der Saison ausgegebenen Ziel passt, den fünften Rang aus dem vergangenen Jahr zu verbessern. Gleichzeitig kann aber nicht nur Trainer Dirk Wolf die Tabelle sehr gut lesen und die Gefahr darin erkennen: Das Feld hat sich vorne immer dichter zusammengeschoben. Hinter dem souverän führenden TuS 82 Opladen (27:7 Punkte) beginnt mit der zuletzt immer stärker aufgekommenen SG Langenfeld (21:13) ein Verfolgerfeld, das über den TVK (20:14) mindestens bis zum Siebten TSV Bonn rrh. reicht (18:16). Und nur vier Zähler trennen den Zweiten Langenfeld vom Neunten HC Weiden – ein dichtes Gedränge, das vermutlich bis zum Ende der Saison für viel Wirbel sorgen wird. Das erhöht auch den Druck auf Wolfs Team. „Jeder muss an seiner Entwicklung arbeiten“, sagt der Coach, „oft fehlen ja nur Kleinigkeiten. Das ist eine Kopfsache.“ Das heißt in der Übersetzung: Er fordert von seinen Spielern, aus den Fehlern zu lernen und es Schritt für Schritt besser zu machen.
Einen dieser Schritte nach vorne könnte der TVK jetzt ganz sicher gut gebrauchen, denn die Aufgabe am Samstagabend (19.30 Uhr) in Bonn wird schwierig. Beide Mannschaften zeigen im neuen Jahr bisher eine Berg- und Talfahrt mit einer überschaubaren Ausbeute: Jeweils 4:8 Punkte aus sechs Spielen mit zwei Siegen und vier Niederlagen sind amtlich festgehalten. Das ist höchstens Mittelmaß und passt auf keinen Fall zu den Plänen – weder bei den Korschenbroichern noch bei den Bonnern. Der um den Klassenerhalt kämpfende Aufsteiger HG Remscheid etwa steht bei derselben Bilanz, die ebenfalls gefährdete HSG Siebengebirge sogar deutlich besser (8:4) und das Schlusslicht MTV Rheinwacht Dinslaken immerhin ein bisschen günstiger (6:6). Ganz klar: Bonn und der TV Korschenbroich profitieren momentan noch von ihren starken Ergebnissen im Jahr 2019.
Ein Argument dafür, dass der Tabellendritte aus Korschenbroich seine Serie von fünf Auswärtsspielen in Folge ohne einen Sieg beenden könnte: Bonn hat zwar grundsätzlich in der engen Halle an der Ringstraße einen echten Heimvorteil, wusste daraus in dieser Saison allerdings mit 4:12 Zählern noch nicht viel zu machen. Immer dann, wenn er darauf angesprochen wird, wirkt TSV-Trainer David Röhrig fast, als habe er üble Zahnschmerzen: „Ich schaue lieber auf die Auswärtsbilanz.“ Dort ist seine Mannschaft tatsächlich ein echtes Spitzenteam und mit 14:4 Punkten sogar erfolgreicher als Tabellenführer Opladen (12:4). Beim TVK ist es seit einiger Zeit fast umgekehrt – zu Hause 12:4, auswärts 8:10.
Weil sich Dirk Wolf auf solche Quer-Vergleiche nicht verlassen mag, geht er lieber von einer hohen Hürde aus. Und der TVK-Trainer hat sowieso viel Respekt vor dem Kontrahenten, der bisweilen sehr konsequent einen siebten Feldspieler einsetzt. „Da müssen wir sehr wach sein“, weiß Wolf, „wir haben über alles ausgiebig gesprochen. Wir haben noch einige Spiele und wir wollen die bestmögliche Platzierung.“ Damit ist er wieder beim Anfang: Fehler wie unnötige Ballverluste im Angriff sind erlaubt, aber die Anzahl sollte sinken: „Ich will sehen, dass unsere Arbeit Früchte trägt.“
Dass diese Idee ausgerechnet in Bonn aufgehen soll, können die Gastgeber natürlich aus Sicht des TVK nachvollziehen. Trotzdem haben sie ganz andere Pläne und sie wollen alles dafür tun, dass sie selbst nicht weiter abrutschen. „Beide Mannschaften haben eine ähnliche Ausgangssituation und spielen eigentlich eine gute Saison. Nur die beiden letzten Niederlagen haben das Bild ein bisschen getrübt“, findet TSV-Trainer Röhrig, „jetzt dürften beide besonders motiviert sein.“ Seine Bonner enttäuschten zum Beispiel vor Karneval mit Pleiten gegen gefährdete Kontrahenten – 23:27 gegen Siebengebirge, 20:27 beim TV Jahn Köln-Wahn. Die größten Stärken des TVK sieht Röhrig im Tempospiel und in einer „herausragend guten Kreisläufer-Kooperation“. Personell sieht sich Bonn erneut zum Improvisieren gezwungen, zumal nicht nur vier Langzeitverletzte fehlen: „Clemens Maeser, unser einziger richtiger Shooter, hat weiter starke Ellbogenprobleme. Bisher haben die Jungs das alles gut kompensiert, aber wir sind gegen Korschenbroich nur Außenseiter. Wir haben uns trotzdem viel vorgenommen und würden gerne zu Hause gewinnen.“