Oberliga Niederrhein
Keine Leute mehr: Mettmann sagt Spiel ab
Trainer Jürgen Tiedermann musste am Donnerstagabend eine schwierige Entscheidung treffen. Die Punkte gehen kampflos an den TV Angermund.

Was soll ich denn machen? Trainer Jürgen Tiedermann gefällt es selbst nicht besonders gut, dass Mettmann das Spiel in Angermund aus akuter Personalnot absagen musste. ME-Sport hätte keine komplette Mannschaft stellen können. (Foto: Michael Jäger)

Jürgen Tiedermann gilt definitiv nicht als jemand, der einen solchen Schritt ohne triftigen Grund durchführen würde. Der Trainer des Oberligisten Mettmann-Sport erkennt bei Niederlagen an, dass der Gegner möglicherweise einfach besser war – und er handelt, falls etwas aus seiner Sicht überhaupt keinen Sinn mehr macht. So war es jetzt vor der für Samstagabend geplanten Meisterschaftspartie beim TV Angermund. Ergebnis: Der Termin fällt aus. „Nach einer langen Diskussion am Donnerstagabend nach dem Training müssen wir das Spiel leider absagen“, erklärt Tiedermann, „uns stehen gerade noch drei Feldspieler zur Verfügung und die Aussicht für Samstag sieht auch nicht gut aus. Beim Abschlusstraining, welches wir mit der auch ersatzgeschwächten zweiten Mannschaft durchführten, verletzte sich zu allem Überfluss noch Kreisläufer Stephan Verholen.“ Die personellen Sorgen hatten ME-Sport zuletzt wie ein roter Faden durch die Saison begleitet und dazu geführt, dass konstante Leistungen nahezu unmöglich waren. Mettmanns Coach wünscht sich dringend, dass sich die Lage so bald wie möglich ändert: „Wir hoffen, dass sich die Situation bis zum nächsten Wochenende wieder ein wenig entspannt.“

Die Bilanz der Mettmanner im neuen Jahr war mit drei Siegen und drei Unentschieden trotzdem noch ausgeglichen – wegen der Erfolge gegen die HSG Neuss/Düsseldorf II (34:27/Letzter), bei der SG Langenfeld II (32:30/Achter) und beim TSV Aufderhöhe (31:27/Vorletzter). Die abgesagte Partie, die bereits offiziell gewertet ist, bringt Tiedermanns Team zwei weitere Minuspunkte aufs Konto, das jetzt für den Neunten bei 16:20 Zählern steht. Kehrseite der Medaille: Den Angermundern hilft die Absage im Kampf gegen den Abstieg weiter, denn die frühzeitig informierte Mannschaft des neuen Trainers Julian Duval steht nun bei 11:25 Zählern. Die reichen zwar unverändert nur zu Rang zwölf, aber das Polster auf den TSV Aufderhöhe (6:28) und auf das Schlusslicht HSG Düsseldorf II (3:31) ist gewachsen.

Festgemacht: Alex Grefer (links) und Julian Kamp (rechts) stellen mit Wölfen Nordrhein die klar beste Abwehr in der Oberliga Niederhein. Das bekam in der Hinrunde beim 23:21 unter anderem der VfB Homberg (in der Mitte Marius Brunotte) zu spüren (Foto: Herbert Mölleken)

Das erhöht die Chancen auf den Klassenerhalt, zumal die beiden Kontrahenten hinter Angermund jetzt vor extrem hohen Hürden stehen und leer auszugehen drohen. Die Aufderhöher Aufgabe gegen den Spitzenreiter HC Wölfe Nordrhein (29:5 Punkte) gilt fast als unlösbar und die HSG II hat beim Sechsten Unitas Haan (20:14) kaum viel bessere Aussichten. Der TVA liegt auch nur noch knapp hinter dem Elften HSG Hiesfeld/Aldenrade (12:22), der zurzeit den selbst bei erhöhtem Abstieg rettenden Rang elf belegt – und im Heimspiel gegen den Fünften TV Lobberich (21:13) nicht chancenlos sein muss. In der Addition der bisherigen sechs Spieltage im Jahr 2020 steht der Aufsteiger vor den Lobberichern (8:4/7:5).

Im Kampf um die Meisterschaft stehen die Wölfe Nordrhein vor einer Pflicht-Aufgabe – und daran ändert die jüngste 23:27-Heimpleite gegen Unitas Haan eher wenig. Trainer Thomas Molsner geht fest davon aus, dass seine Mannschaft bei der Fortsetzung der Saison nach der Karnevalspause mit Leidenschaft nach Solingen fährt und dort gegen die stark gefährdeten Aufderhöher ihre Hausaufgaben macht. Vor einer schwierigeren Herausforderung steht der Zweite LTV Wuppertal (25:9 Punkte), der beim VfB Homberg antritt – der wiederum seinen Blick von Platz zehn aus (14:20) wenigstens ganz vorsichtig nach unten richtet und vermutlich keine Geschenke verteilen wird

Das Spitzenspiel des 18. Spieltages steigt in Krefeld, denn dort erwartet der Dritte DJK Adler Königshof den punktgleichen Vierten Borussia Mönchengladbach (beide 24:10). Klar ist, dass nur der Gewinner zumindest am Zweiten Wuppertal dranbleibt – und unklar ist, wer die günstigere Prognose fürs Verfolgerduell hat. Die Borussia war mit drei Partien hintereinander ohne Sieg vom Kurs abgekommen, meldete sich jedoch mit zwei Erfolgen zurück. Die mit 10:0 Zählern makellos ins neue Jahr gestarteten Adler unterlagen vor Karneval mit 31:38 in Hiesfeld/Aldenrade und streben nun nach Wiedergutmachung. Nicht nur Kapitän Sebastian Bartmann, der den Adlern ein „Kollektiv-Versagen“ bescheinigte, geht von einem in dieser Form einmaligen Ausrutscher aus. Im Grunde ist das bevorstehende Duell sogar eins aus der Kategorie „Vier-Punkte-Spiel“. Gewinnt Königshof, hat es nach dem 34:29 aus der Hinrunde den am Ende der Saison bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich auf seiner Seite. Was die Adler natürlich wissen: Die Borussia würde das am liebsten verhindern. Also könnte dieser der Samstagabend spannend werden.