Regionalliga Nordrhein
Nicht nur Opladen steht vor den Wochen der Wahrheit
Essen II, Ratingen und Langenfeld warten auf den Spitzenreiter. Vier Teams kämpfen gegen den Abstieg.

Ich will da drüber! Vincent Gremmelspacher und die Opladener fühlen sich wohl an der Tabellenspitze – die sie jetzt nicht mehr abgeben wollen. (Foto: Thomas Ellmann)

Es ist der 14. Oktober 2019. Der TuS 82 Opladen tritt nach vier Siegen als verlustpunktfreier Spitzenreiter bei TuSEM Essen II an, das bis dahin 7:1 Zähler geholt hat und ebenfalls ungeschlagen ist. Opladen gewinnt verdient mit 32:28 und meldet zum ersten Mal sehr deutlich an, dass es für die Meisterschaft und den Aufstieg in die 3. Liga in Frage kommt. Während Essen anschließend drei weitere Niederlagen  hinnehmen muss und sich so ins Mittelmaß verabschiedet, setzt der TuS 82 seinen Kurs bis heute fort. Dass die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt trotz ihrer 27:7 Punkte nicht gegen Rückschläge immun ist, zeigt zum Beispiel das 26:32 gegen den Aufsteiger HC Weiden und das 31:31 gegen die gefährdete HSG Siebengebirge in eigener Halle. Den Auftritt beim TV Aldekerk direkt vor Karneval, der zum Fehlwurf-Festival wurde, hatte sich der TuS 82 auch anders vorgestellt – 25:29. Weil Opladen in der Summe trotzdem die konstanteste Mannschaft ist und sich die verfolgende Konkurrenz zuletzt eigene Ausrutscher erlaubte, beträgt das Polster zu Rang zwei neun Runden vor dem Ende der Saison komfortable sechs Zähler. Der Plan ist deshalb klar: Bevor es in die entscheidenden Wochen geht, soll gegen TuSEM II der nächste Sieg her – den die Essener allerdings kaum als Geschenke-Verpackung mit Schleife überreichen werden. Das Team von Trainer Nelson Weisz ist immer wieder für eine Überraschung gut, als Sechster mit 18:16 Punkten ein Teil des breiten Mittelfelds und hat wenig zu verlieren. Der Spitzenreiter wird wohl eine überdurchschnittlich gute Leistung brauchen, um die Konkurrenz auf Distanz zu halten. Anschließend geht es schließlich in die Wochen der Wahrheit.

Die erste Aufgabe nach Essen führt Opladen am 7. März zur SG Ratingen, die angesichts der hohen individuellen Qualität im Kader eine irrwitzig schlechte Saison spielt und auf Rang zehn mit 16:18 Punkten im letzten Drittel herumdümpelt. Das garantiert aber noch lange keinen Sieg des TuS 82, der selbst aus dem 31:25 in der Hinrunde keinen Freifahrtschein ableiten kann. Die Tatsache, dass Ratingen vier Mal in Folge nicht gewinnen konnte und zuletzt sein Heimspiel gegen den Aufsteiger HC Weiden verlor (34:35), spricht eher dafür, dass erhöhte Vorsicht geboten ist. Die SG hat ja vermutlich nicht vor, diese Serie fortzusetzen und vielleicht sogar in die Nähe zu den Abstiegsrängen zu geraten. Der aktuell dickste Brocken auf dem Weg, sich den Traum von der 3. Liga zu erfüllen, wartet am 14. März in der Bielerthalle: Die SG Langenfeld kommt. Der Nachbar ist erstens ergebnistechnisch nicht der Lieblingsgegner der Opladener, die zum Beispiel in der Hinrunde mit dem 26:32 in Langenfeld nach 12:0 Zählern ihre erste Saison-Niederlage erlitten. Darüber hinaus hat die Mannschaft von SGL-Trainer Markus Becker im Jahr 2020 alle sechs Meisterschaftsspiele für sich entschieden und mit insgesamt 21:13 Punkten den zweiten Rang erobert. Becker und sein Team, das zusätzlich im Deutschen Amateurpokal sehr erfolgreich unterwegs ist und im April an der Endrunde in Hamburg teilnimmt, werden alles dafür geben, ihren Lauf so lange wie möglich fortzusetzen – besonders gerne in Opladen. Dieser 14. März hat das Potenzial für eins der Duelle aus der Kategorie „Spiel des Jahres“. Dass die SGL bis dahin ihre Aufgaben gegen den HC Weiden (Samstag) und den MTV Rheinwacht Dinslaken (7. März) löst, ist ihr nach den Eindrücken der vergangenen Wochen definitiv zuzutrauen.

Aufwärtstrend: Für Michael Heimansfeld (beim Wurf) und die HG Remscheid sieht die Welt im Kampf um den Klassenerhalt nach zwei knappen Siegen freundlicher aus. (Foto: Tobias Swawoll)

Wie viele Verfolger des TuS 82 es in Kürze noch gibt, hat nicht zuletzt mit dem Dritten TV Korschenbroich und dem Vierten BTB Aachen zu tun (beide 20:14), die zuletzt jeweils ein zweites Mal in Folge verloren und so den Opladenern richtig unter die Arme griffen. Der Fünfte TV Rheinbach (20:14) hat wie die Aachener in dieser Saison alles – aber keine echten Ambitionen, in den Kampf um den Aufstieg einzugreifen. Für die Mannschaft mit dem TV-Trainergespann Dietmar Schwolow/Jan Hammann geht es seit dem ersten Spieltag lediglich darum, so rasch wie möglich die für den Klassenerhalt notwendigen Zähler einzufahren – was gelingen dürfte, zumal in den übrigen neun Partien wohl der eine oder andere weitere Punkt gelingen sollte. Gleichzeitig plagt(e) den TV ein seit Oktober 2019 durchgesetztes Harzverbot der Stadt fürs Training in der Halle Berliner Straße. Das Problem ist nicht völlig vom Tisch, aber es gibt jetzt wenigstens eine bis zum Saisonende gültige Zwischenlösung. Abteilungsleiter Thomas Schloßbauer stellt den Stand der Angelegenheit so dar: „Die Stadt erlaubt bis Saisonende die Haftmittel-Verwendung an einem Tag innerhalb der Woche sowie am Wochenende unter Kostenbeteiligung des TV Rheinbach. Bürgermeister Stefan Raetz wird das Thema Nutzung Harz und Reinigung dann dem zuständigen Fachausschuss des Rates der Stadt Rheinbach in seiner nächsten Sitzung zur endgültigen Regelung vorlegen. Wir gehen fest davon aus, dass man auch eine vernünftige Reinigungs- und Kostenverteilungs-Regelung für die neue Saison finden wird.“ Rein sportlich entscheidet das Heimspiel gegen den Achten TV Aldekerk – mit dem Einsatz von Harz – darüber, ob sich die Rheinbacher weiter im oberen Drittel aufhalten dürfen.

Im Keller der Tabelle gibt es ab jetzt ziemlich regelmäßig ein Spiel, das den weiteren Verlauf des Abstiegskampfes stark beeinflussen wird. Mit den besten Karten geht weiter die HSG Siebengebirge (13:21 Punkte) ins Rennen, die zuletzt mit dem 23:24 gegen die HG Remscheid nach einer beachtlichen Aufholjagd (10:2 Zähler) zum ersten Mal in diesem Jahr verlor und deshalb wieder dichter am Abgrund hängt. Die Remscheider und der TV Jahn Köln-Wahn (beide 11:23), die sich heftig gegen den drohenden Abstieg wehren, sehen das rettende Ufer gar nicht mehr so weit weg. Sollte die HSG die hohe Hürde zu Hause gegen die Aachener überspringen, würden sie zumindest einen Konkurrenten ein bisschen abhängen – weil Remscheid die Kölner in der Sporthalle Neuenkamp erwartet. Alles zusammen erhöht den ohnehin nicht geringen Druck auf den Letzten MTV Rheinwacht Dinslaken (9:25), der am Sonntag auf die Ratinger trifft und insgesamt vor dem wohl schwierigsten Restprogramm aller Abstiegskandidaten steht. Ratingen, bei der SG Langenfeld (7. März), gegen den HC Weiden (15. März), beim BTB Aachen (21. März), beim TuS 82 Opladen (28. März), gegen den TV Rheinbach (5. April) und beim TSV Bonn rrh. (25. April) sind die folgenden sieben Stationen. Es sieht ganz danach aus, dass der MTV daraus die eine oder andere Überraschung braucht, um bis zum Schluss dranzubleiben. Nur dann könnten die Schluss-Akkorde gegen Remscheid (3. Mai) und im Siebengebirge (9. Mai) überhaupt Rettungs-Endspiele sein.