Oberliga Niederrhein
Homberg und die Wölfe: Zwei Welten in Duisburg
Die beiden Regionalliga-Absteiger stehen komplett unterschiedlich da. Der eine will aufsteigen, der andere nur drinbleiben.

Seid wachsam: Trainer Thomas Molsner wünscht sich, dass seine Wölfe das Derby gegen geschwächte Honberger mit vollem Einsatz bestreiten und mit Leidenschaft für zwei Punkte kämpfen. (Foto: Michael Jäger)

Die Entfernung zwischen den beiden Heimspiel-Stätten ist nicht der Rede wert. Es sind, je nach Route, sieben oder acht Kilometer auf Duisburger Stadtgebiet. Mehr Derby geht sicher nicht. Sportlich liegen momentan aber Welten zwischen den Wölfen Nordrhein und dem VfB Homberg. Einzige Gemeinsamkeit scheint im Augenblick zu sein, dass beide am Ende der vergangenen Saison zusammen aus der Regionalliga Nordrhein in die Oberliga Niederrhein absteigen mussten. Dort sind die Wölfe mit Trainer Thomas Molsner jetzt bei 31:5 Zählern als souveräner Tabellenführer das Maß aller Dinge und der Kandidat Nummer eins für die Meisterschaft. Die Welt der Homberger mit Trainer Sascha Thomas ist ein bisschen komplizierter – Rang zehn, 14:20 Punkte und von einem wirklich beruhigenden Vorsprung nach unten wenig zu sehen. Das Polster auf den Vorletzten TSV Aufderhöhe (6:30), der den ersten der beiden festen Abstiegsränge einnimmt, sieht noch ganz gut aus, aber die deutliche kleinere Lücke bis zum Zwölften TV Angermund (11:25) lässt den VfB gerade zweifeln, ob er auf ein Happy End zusteuert. Die Angermunder sitzen zurzeit ebenfalls auf einem heißen Stuhl, weil es unter Umständen zu erhöhtem Abstieg kommen könnte – was beim Jetzt-Stand sogar der Fall wäre. In der Regionalliga müssten momentan die HG Remscheid und der MTV Rheinwacht Dinslaken runter – also zwei Klubs vom Niederrhein, sodass es in der Oberliga tatsächlich drei Absteiger in die Verbandsliga gäbe.

Die Homberger tragen seit Wochen große personelle Sorgen mit sich herum, weil immer wieder viele Spieler ausfallen (Erkrankungen, Verletzungen). Trainer Thomas, dessen Team am vergangenen Wochenende den LTV Wuppertal von einer Verlegung überzeugen konnte, sieht die Grenze des Machbaren erreicht: „Für uns ist das Derby komplett nebensächlich. Wir haben mittlerweile so viele Ausfälle, dass wir uns nur noch darauf konzentrieren, irgendwie die Liga zu halten. Wenn wir Glück haben, reisen wir mit sieben bis acht Feldspielern an, die zum Kader der Ersten gehören. Und wir hoffen darauf, dass wieder Spieler aus der Zweiten aushelfen.“ Wölfe-Trainer Molsner kennt die angespannte Lage beim Kontrahenten, mahnt seine Mannschaft aber zu höchster Konzentration: „Es ist immer noch ein Derby.“ Grundsätzlich will der Tabellenführer allerdings den unterschiedlichen Leistungsstand zwischen den Nachbarn ausnutzen und durch einen weiteren Erfolg den nächsten Schritt zur Rückkehr in die Regionalliga bewältigen. Dreimal haben es die Wölfe im Saison-Endspurt noch mit Verfolgern zu tun: Am 21. März erwarten sie den Vierten DJK Adler Königshof (24:12), am 4. April den Zweiten Borussia Mönchengladbach (26:10) und am 2. Mai den Dritten LTV Wuppertal (25:9). An größeren Spekulationen, wann vielleicht der Titel geschafft sein könnte, beteiligt sich der Spitzenreiter dabei nicht. Er hat dafür ein klares Ziel: „Wir haben noch acht Spiele und es würde reichen, wenn wir sechs davon gewinnen. Wir wollen aber in allen acht erfolgreich sein.“

Richtig ist: Die verfolgende Konkurrenz braucht Ausrutscher des Tabellenführers und sie muss gleichzeitig ihre eigenen Hausaufgaben erledigen. Dazu werden die Mönchengladbacher allerdings an diesem Wochenende nicht kommen, denn für die Partie gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade ist ein neuer Termin zu suchen – weil der Aufsteiger abgesagt hat und eine Verlegung beantragte. Begründung: Wegen der örtlichen Nähe zum Kreis Heinsberg wolle man mit Blick auf das durch den Corona-Virus vorhandene Risiko lieber auf Nummer sicher gehen. Der Handball-Verband Niederrhein gab dem Antrag statt und das Spiel soll demnächst nachgeholt werden. Im Einsatz sind dafür die Adler Königshof, die beim Achten Mettmann-Sport (16:20 Punkte) antreten. Dessen Coach Jürgen Tiedermann muss zurzeit ebenfalls mit einem stark ausgedünnten Kader auskommen. „Wir hoffen, dass sich die Lage bis zum Samstag wirklich ein wenig entspannt und wir den Krefeldern einen großen Kampf liefern können. Uns ist allen bewusst, dass wir unbedingt noch ein paar Punkte einfahren müssen, um nicht doch noch in den Abstiegsstrudel zu geraten“, sagt Tiedermann. Klarer Favorit sind die Wuppertaler gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Angermunder.

Für den TVA geht es unten zuerst darum, den Abstand zum TSV Aufderhöhe und dem fast abgeschlagenen Schlusslicht HSG Düsseldorf II (3:33 Punkte) zu halten. Das wird zumindest am bevorstehenden Wochenende schwierig, weil die eigene Aufgabe mindestens sehr anspruchsvoll ist und sich die beiden Keller-Konkurrenten zum direkten Duell treffen. Setzt sich Aufderhöhe in Düsseldorf durch, müssen die Angermunder für den Rest der Serie etwas mehr auf den Aufsteiger aus Solingen achten. Gewinnt die HSG-Zweite, werden sehr wahrscheinlich beide absteigen.