Regionalliga Nordrhein
Opladen kommt aus dem Tritt, fällt aber nicht
Der Spitzenreiter sichert sich bei der SG Ratingen nach einem Auf und Ab immerhin noch einen Punkt. Die HSG Siebengebirge holt beim TV Jahn Wahn zwei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg.

Heute Gegner, morgen Kollegen: Markus Sonnenberg (beim Wurf) erhielt in der Partie gegen die SG Ratingen die Bestätigung dafür, dass in Nils Thorben Schmidt (Nr. 1) zur neuen Saison sportlich eine echte Verstärkung nach Opladen kommt. (Foto: Thomas Ellmann)

SG Ratingen – TuS 82 Opladen 28:28 (14:15). Es war die Geschichte des Spiels. Hier stand Nils Thorben Schmidt zwischen den Pfosten – und zwar zwischen denen der SG Ratingen. Dort tauchte Markus Sonnenberg ungefähr ein halbes Dutzend Mal frei vor dem Kasten auf – und er hätte dem TuS 82 Opladen viel Zittern ersparen können. Aber der sonst in der Regel so treffsichere Rechtsaußen, in dieser Saison der erfolgreichste Werfer der Opladener, verlor jedes der Duelle mit Schmidt. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, fand Sonnenberg, „zwei oder drei freie vergeben, okay. Aber das? Unglaublich.“ Zwei Dinge dürften ihn getröstet haben: Erstens nahm der TuS 82 mit dem 28:28 nach einer aufregenden Schlussphase noch einen Punkt mit und behauptete dadurch die klare Tabellenführung. Zweitens durfte er sich höchstpersönlich davon überzeugen, dass der Spitzenreiter für die kommende Saison einen starken Keeper hinzubekommt. Schmidt wechselt im Sommer von der SG zum TuS 82 – was ihn am Samstagabend trotzdem völlig unbeeindruckt wirken ließ: „Noch spiele ich für Ratingen und für uns war das ein wichtiger Punkt“, fand der Schlussmann, ohne dessen Gala die Hausherren niemals für einen oder zwei Zähler in Frage gekommen wären.

In der ersten Viertelstunde zerlegte der TuS 82 die Ratinger, die als Erfinder der neuen Langsamkeit daherkamen, in Einzelteile – 10:3 (12.), 11:4 (13.) nach dem Tempogegenstoß durch Johannes Sonnenberg, der einen Fehlpass des Ratinger -Top-Torjägers Alexander Oelze dankend verwertete. Elf Minuten später ließ sich auf der Anzeigetafel Erstaunliches ablesen – 12:11 (24.) für die SG. Dafür gab es zwei Gründe: Ratingen hatte seine Abwehrarbeit erheblich intensiviert und der TuS 82 zunehmend den Faden verloren. „Das darf uns so nicht passieren“, urteilte Opladens Coach Fabrice Voigt. Die nicht immer auf höchstem Niveau stehende Partie fand ab jetzt auf Augenhöhe statt, obwohl der spielerisch variabler agierende TuS 82 fast immer führte – 18:15 (34.), 24:21 (48.), 25:22 (52.). Nach dem 23:25 (53.) durch Oelze vergaben Sonnenberg und Birger Dittmer (54.) jeweils frei, ehe Oelze per Siebenmeter auf 24:25 verkürzte (55.) und Dittmer das 26:24 (56.) folgen ließ.

Die Zeitstrafe gegen Aaron Ellmann (56.) und die Rote Karte für Dittmer (57.) brachten Opladen eine doppelte Unterzahl – was Ratingen durch Etienne Mensger (57.), Filip Lazarov (58.) und Lukas Plaumann (59.) zum 27:26 nutzte. Der TuS 82 drohte leer auszugehen, zumal die Hausherren das 27:27 durch den Siebenmeter von Felix Barwitzki (60.) genau 31 Sekunden vor der Schluss-Sirene mit dem 28:27 von Plaumann beantworteten. Dass die Unparteiischen auf der anderen Seite noch einen sehr späten (und korrekten) Strafwurf für die Gäste gaben, rief erneut Barwitzki auf den Plan – der die Belastung wohl wegblenden konnte und sicher zum gerechten 28:28-Endstand verwandelte. Klar, wer darüber besonders erleichtert war: Markus Sonnenberg. Leben konnte mit dem Resultat letztlich auch Trainer Voigt: „Das Ergebnis ist in Ordnung, unsere Chancenverwertung nicht.“

SG Ratingen: Schmidt, Loose – Funke, Schäfer, Eugler (1), Nitzschmann (4), Oelze (9/7), Mergner (4), Mensger (2), Plaumann (4), Lazarov (4), Ditzhaus.

TuS 82 Opladen: Fuchs, Prützel – Benger, J. Sonnenberg (4), Ellmann (2), Taymaz (1), Dittmer (5), Barwitzki (5/5), Göddertz (1), Jagieniak (3), Hindrichs, M. Sonnenberg, Rinke (5), Gremmelspacher (2).

SG Langenfeld – MTV Rheinwacht Dinslaken 33:25 (20:11). Die SGL bleibt das Team des Jahres und kam im siebten Auftritt 2020 zum siebten Sieg. Mit 23:13 Punkten führt die Mannschaft von Trainer Markus Becker das breite Mittelfeld weiter an und hat sich nun zumindest von der Papierform her ein echtes Spitzenspiel erarbeitet, wenn es am kommenden Samstag zum Tabellenführer nach Opladen geht. Vorjahres-Meister Dinslaken bleibt dagegen Letzter (9:29 Zähler) und schwebt somit weiter in höchster Gefahr. Die Gäste, die bereits personell geschwächt anreisten, waren über weite Strecken der Partie mit dem Langenfelder Tempospiel überfordert. Nur in den ersten Minuten konnte der MTV die Angelegenheit noch offen gestalten – 5:5 (11.).

Dann legten die Hausherren mehrere Zwischenspurts hin und zogen vom 8:5 (14.) über das 12:7 (21.) auf 17:8 (28.) weg. Das Spiel war zur Pause im Grunde bereits entschieden und nach dem Wiederanpfiff konnte Becker es sich leisten, teilweise seine komplette Sieben im Block zu wechseln. Knapper als das 27:17 (42.) wurde es trotzdem nicht und beim 32:20 (53.) hatten die Hausherren ihre höchste Führung. Dass Dinslaken in den letzten Minuten mit einem 5:1-Lauf noch etwas Ergebniskosmetik betrieb, änderte am klaren Langenfelder Erfolg nichts mehr. „Es war ein hochverdienter Sieg und mehr gibt es im Grunde nicht zu sagen“, fand Becker.

SG Langenfeld: Jahn, Schmidt – C. Pagel (1), Pötzsch (2), Jung (1), Preissegger (4), Rahmann (4), Schirweit (3), Korbmacher (4), Moser (4), Boelken (5/2), Schulz, Völker (2), Raschke (3).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Köller, Steffel, Ahlendorf – Backhaus (1), Tomke (3), Gorris (7/1), Enders (2), Czeslik (1), Hahn (7/1), Kruse, Krogmann (1), Pagalies (3/1).

 

Ein schöner Tag: Die HSG Siebengebirge feierte ihren wichtigen Erfolg am Samstagabend in Wahn ausgelassen. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Jahn Köln-Wahn – HSG Siebengebirge 27:30 (11:13). Für die HSG war der knappe Erfolg in Köln so wertvoll wie Gold – weil sie ihr Konto im Kampf um den Klassenerhalt auf 15:21 Zähler verbessern und sich ein kleines Stück von Wahn (13:25) absetzen konnte. Danach sah es allerdings in den ersten neun Minuten ganz und gar nicht aus, weil den Hausherren mit Trainer Olaf Mast beinahe in perfekter Start gelang – 5:0. Ihre Kreditlinie hatten die Wahner allerdings bald aufgebraucht und ab dem 10:11 (27.) begann zunächst ein dauerhaftes Hinterherrennen – 11:13 (30.), 13:16 (33.), 17:18 (38.), 19:20 (42.). Beim 21:21 (44.) und 22:22 (46.), 24:24 (52.), 26:25 (54.), 26:26 (56.) und 27:28 (59.) lag zumindest ein Unentschieden durchaus im Bereich des Möglichen, ehe Siebengebirge mit den Toren zum 29:27 (59.) und 30:27 (60.) die entscheidenden Stiche setzte.

Wahns Coach Mast war später enttäuscht – aber nicht, weil er seiner Mannschaft einen Mangel an Einsatz vorzuwerfen hatte. „Aufgrund der Vielzahl an ausgelassenen hundertprozentigen Torchancen kamen wir heute nicht für einen Punktgewinnen in Frage. Das ist sehr schade, aber nächste Woche probieren wir es wieder“, betonte der TV-Trainer. Dann steht für Samstag gegen den BTB Aachen erneut ein Heimspiel auf dem Terminplan – als Auftakt zu einem Saison-Endspurt, in dem die Kölner für den Klassenerhalt alles geben wollen.

TV Jahn Köln-Wahn: Kierdorf, Rotscholl – Akintunde (2), Branding (8/1), Pestinger (2), Rus (2), Bergerhoff (1), Wendler (8/1), C. Busche (1), Denis, Pohl, A. Busche, Giacobbe (2), Lange (1)

HSG Siebengebirge: Kremer, Löcher – Dziendziol (7), Kreutz (1), Steinhaus (4/1), Nahry, Al-Zaidi, Hayer (2), Stöcker (2), Willcke (7), Lee (1), Lopez De Carvalho, Marcinkovic (2), Kirfel (4).

TV Aldekerk – TSV Bonn rrh. 37:26 (16:8). Eine Woche nach dem 23:23-Achtungserfolg gegen den TV Korschenbroich kassierten die Bonner beim Tabellennachbarn in Aldekerk eine derbe Niederlage. In Abwesenheit von Trainer David Röhrig (DHB-Maßnahme) liefen die Gäste von Beginn an hinterher und zeigten sich vor allem offensiv zu ungefährlich. Aldekerk legte das 3:0 (4.), 6:1 (12.) und 11:4 (23.) vor, bevor auch die TSV bis zur Pause etwas mehr am Spiel teilnahm – ohne den Abstand wirklich verkürzen zu können. Christopher Tebyl erzielte mit dem 16:8-Halbzeitstand gleichzeitig die bis dahin höchste Aldekerker Führung.

Nach dem Seitenwechsel baute Thomas Plhak den Vorsprung mit zwei Siebenmetern zum 18:9 (33.) aus und in der Folge verwalteten die Gastgeber das Polster weitgehend souverän. Näher als auf sieben Treffer Differenz kam Bonn nicht mehr heran und dann legte der TV vom 24:17 (41.) das 27:17 (47.) hinterher. Aldekerk hatte letztlich keine Probleme, den verdienten Erfolg in der Schlussphase nach Hause zu bringen. Das Team ist mit jetzt 19:17 Punkten vor der SG Ratingen und den Bonnern (je 19:19) Tabellen-Sechster.

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (1), Kleinelützum (4), Greven, Plhak (14/7), Jentjens (6), Upietz (2), Rampyapedi (1), Tobae, Zwarg (1), Julian Mumme (4), Tebyl (3), Appelhans (1).

TSV Bonn rrh.: Thurau, Meissenburg – Krohn (4), Palmen (1), S. Röhrig (5/1), Scholten, Benninghoff-Luehl (3/2), Fischer (2), Terehov (1), Struif (7), Rohloff (3).

 

TV Korschenbroich – HG Remscheid 34:23 (16:10). Der TV Korschenbroich hat seine Februar-Durststrecke mit drei Spielen hintereinander ohne einen Sieg beendet und mit dem klaren Sieg über die gegen den Abstieg kämpfenden Remscheider mal wieder bewiesen, dass er in der heimischen Waldsporthalle in der Regel wenig anbrennen lässt. Nach dem 26:34 beim TuS 82 Opladen, dem 28:29 gegen den TV Rheinbach und dem 23:23 bei der TSV Bonn rrh. zeigte sich das Team von Trainer Dirk Wolf vor allen Dingen offensiv klar verbessert und ließ dem Klassen-Neuling dadurch von Beginn an keine Chance. In der Tabelle liegt der TVK mit jetzt 23:15 Zählern unverändert auf Rang drei hinter dem TuS 82 Opladen (30:8 Punkte) und der SG Langenfeld (23:13), sodass der interne Plan bislang voll aufgeht. Wolfs Team will in dieser Saison zuerst „nur“ den fünften Rang aus der vergangenen Serie verbessern. Das Ziel ist durchaus realistisch, doch der Vierte BTB Aachen und der Fünfte TV Rheinbach (beide 20:14 und zwei Spiele weniger) könnten noch aufrücken.

Der TVK lag nach dem frühen 1:0 (2.) durch den Siebenmeter von David Biskamp immer vorne und nur bis zum 12:10 (26.) konnten die Gäste jenen Widerstand leisten, der für einen Erfolg nötig gewesen wäre. Zweimal Aaron Jennes, Biskamp und Dustin Franz sorgten mit einem 4:0-Lauf kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit für die klare Pausenführung der Gastgeber, die Steffen Brinkhues und Sascha Wistuba direkt nach der Pause mit zwei weiteren Toren auf 18:10 (32.) ausbauten. Es war die Entscheidung in einer bereits hier einseitig gewordenen Partie, die sich für Korschenbroich fortan im Bereich eines Zehn-Tores-Polsters bewegte – 22:12 (38.), 24:14 (40.), 26:16 (44.), 28:19 (48.), 31:21 (59.), 34:23 (60.).

TV Korschenbroich: Jäger, Krüger – Wistuba (4), Dicks (1), Jennes (3), Brinkhues (4), Zidorn (4), Wolf (4), Kauwetter (3), Biskamp (7/3), Schneider (2), Franz (2).
HG Remscheid: Franz, Geske – Faust, Baier, Heimansfeld, Weis (1), Pütz, Voß (4), Schönfeld, Handschke (7/4), Jansen (2), Rath (5), Bonekämper (1), Hermann (3/1).