Regionalliga Nordrhein
Korschenbroichs Kapitäne im Interview
Philip Schneider und Sascha Wistuba sprechen über die bisherige Saison, die aktuelle Lage und Sixpacks im Sommer.

Das Ziel vor Augen: Philip Schneider (beim Wurf) sieht den TV Korschenbroich mittelfristig wieder in der 3. Liga. (Foto: Sven Frank)

Sie bringen deutlich mehr Erfahrung mit als die vielen jüngeren Teamkollegen. Philip Schneider (30) und Sascha Wistuba (29) gehen als Kapitäne des TV Korschenbroich auch in der coronabedingten Zwangspause in der Handball-Regionalliga mit gutem Beispiel voran. Sie halten sich fit – nach einem Plan, den Fitness-Fachmann Sascha Wistuba für alle entworfen hat. Beide glauben zwar nicht daran, dass sie unterbrochene Saison noch fortgesetzt wird – aber umso mehr an eine erfolgreiche Zukunft des Vereins. „Der TVK gehört in die 3. Liga“, findet Philip Schneider.

Bevor wir später zu der Frage kommen, wie es weitergeht: Welche Schulnote würdet ihr der aktuellen Saison des TVK bis hierhin geben?

Sascha Wistuba: „Die Saison hatte sicher Höhen und Tiefen, insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit unserem Auftreten in dieser Saison. Eine zwei ist denke ich angemessen.“

Philip Schneider: „Ich würde uns vielleicht eine zwei minus geben. Da wir nach dem aktuellen Stand Dritter sind, haben wir meiner Meinung nach viel richtig gemacht. Das minus allerdings ist, weil wir noch viel Luft nach oben haben und uns besonders auswärts noch um einiges verbessern können. Dann würde die Schulnote auch besser ausfallen.“

 

Warum macht es so viel Spaß, in der Waldsporthalle zu spielen?

Sascha Wistuba: „Geile Atmosphäre. Ein durchaus kritisches, aber sehr faires und treues Publikum, das auch in harten Zeiten unterstützt. Familiärer Charakter. Engagement und freiwillige Helfer – einen großen Dank! Ohne die wären unsere Heimspiele nicht das, was sie sind!“

Philip Schneider: „In der Waldsporthalle ist immer eine gute, besondere Atmosphäre. Das hat auch damals schon viel Spaß gemacht, als Gegner zum TVK zu kommen. Jetzt als TVK-Spieler ist es natürlich noch besser, da man die ganzen Zuschauer und den Fanclub im Rücken hat und die immer viel Stimmung machen. In schwierigen Situation peitschen sie die Mannschaft mit nach vorne. Vielleicht können sie ein, zwei Prozent oder sogar noch mehr rauskitzeln.“

 

Was fehlt euch auswärts (noch)?

Sascha Wistuba: „Cleverness und unbedingter Wille, die Punkte nach Hause mitnehmen zu wollen.“

Philip Schneider: „Eigentlich gar nicht so viel. Das ist für uns als Mannschaft manchmal auch unverständlich, warum wir nicht unsere Heimleistung auswärts auf die Platte bringen können. Ich denke, es hat auch mit dem jungen Alter der Mannschaft zu tun, dass in manchen Situationen einfach die Cleverness noch fehlt, wir zum Beispiel zu hektisch werden und schnelle, nicht hundertprozentige Abschlüsse nehmen und dadurch dann ein Tempogegenstoß-Tor kassieren. Das ist dann ein kleiner Kreislauf, der dafür sorgt, dass wir auswärts noch nicht ganz so konstant sind.“

 

Wie können Kapitäne als Außen und Kreisläufer einer jungen Mannschaft weiterhelfen?

Sascha Wustuba: „Wir zeigen den Jungen Wilden, wie man schnell laufen kann (als Kreisläufer) und einen wuchtigen Körper bekommt (als Außenspieler). Spaß beiseite, die Spielposition ist in meinen Augen nicht maßgebend für die Position des Kapitäns. Dazu zählen eher Punkte wie Verantwortung übernehmen, Erfahrung und (Vorbild-) Funktionen neben dem Feld.“

Philip Schneider: „Wir haben vielleicht noch einen anderen Blick auf manche Situationen, die man aus dem Rückraum nicht so erkennen kann. Dann kann man vielleicht noch mal den einen oder anderen darauf hinweisen oder vielleicht sogar einen Tipp oder einen Rat geben, wie man sich in der vorherigen Situation verhalten kann. So kann man einer jungen Mannschaft vielleicht auch helfen – viel reden. Das gilt besonders für mich im Innenblock. Da muss ohnehin viel geredet werden, damit man weiß, was rechts und links passiert. Bei uns nehmen alle Spieler an, was man sagt. Da wird eh viel untereinander kommuniziert. Das klappt ganz gut.“

 

Was vermisst ihr im Moment am meisten?

Sascha Wistuba: „Die Siege von Team Alt beim Fußball.“

Philip Schneider: „Den Handball an sich vermisst du schon. Die erste Woche hast du gedacht, die Pause tut dem Körper vielleicht ganz gut. Jetzt nach so vielen Wochen merkt man immer mehr, wie man es vermisst und wie komisch es doch ist, unter der Woche abends immer zu Hause zu sein und nicht in der Halle zu stehen. Natürlich vermisst du auch die Mitspieler in der Halle und mit denen zu quatschen, in der Kabine noch etwas zu sitzen. Den Kontakt zu anderen vermisst du jetzt gerade natürlich auch privat.“

 

Für Sascha: Du hast ja einen Trainingsplan fürs Team erstellt. Wie ist das Programm und wer muss am meisten tun?

Sascha Wistuba: „Da viele Spieler keine Trainingsmittel zu Verfügung haben, ist das Training so aufgebaut, dass der ganze Körper trainiert wird. Lauf/Sprinteinheiten, kombiniert mit Ganzkörper- und Stabilisationsübungen. Einige Spieler sind/waren angeschlagen. Vorrangig gilt es in dieser Zeit, Verletzungen auszukurieren und die Fitness nicht zu verlieren. Zum zweiten Teil der Frage: Wenn alle meinen Plan komplett durchziehen würden, könnten wir im Sommer einen Jahreskalender gefüllt mit dicken Armen und prallen Sixpacks machen – das würde sicher einen deutlichen Umsatz in die Kasse bringen. Ob das wirklich passiert, weiß ich nicht… Jeder Spieler hat seine Schwachstellen, an denen ​er arbeiten wird. Vor allem Nicolai und Uku alias Justin werden sicher für eine Überraschung sorgen, wenn wir uns wiedersehen!“

Für Philip: Wie viel Disziplin habt ihr denn bei der Umsetzung und ist Sascha vielleicht sogar ein Schleifer?“

Philip Schneider: „Was wir nicht vermissen, sind die Einheiten von Sascha. Er hat dank seines Trainingsplans dafür gesorgt, dass er weiter für uns da ist. Es ist schon gut, dass wir so einen Mann in der Mannschaft haben, der sich im Fitnessbereich so auskennt. Er zeigt uns immer gute Übungen. Nach all den Jahren hat man gedacht, man hat alle Übungen schon mal gemacht, aber Sascha findet immer wieder neue Anreize. Die Disziplin bei der Umsetzung wird hoch sein. Wir werden alle einigermaßen fit irgendwann wieder zusammentreffen.

 

Glaubt ihr, dass ihr in dieser Saison noch ein Spiel haben werdet?

Sascha Wistuba: „Nein. Aber das ist auch richtig in der aktuellen Situation. Ich hoffe aber sehr, dass wir dieses Jahr noch ein Spiel haben.“

Philip Schneider: „Ich glaube nein. Es wurden ja schon andere Ligen abgebrochen, unter anderem die 1. Liga in Polen. Ich denke nicht, dass der Bundesliga etwas anderes übrig bleiben wird. Das wird dann auch in den unteren Ligen zu einem Abbruch führen. Es sind ja auch bei uns im Verband schon so viele Spiele ausgefallen. Wenn man die alle nachholen möchte, könnte sich die Saison bis Ende Juni oder in den Juli ziehen. Ich glaube, das wäre einfach nicht machbar.“

Sprunggewaltig: Sascha Wistuba (beim Wurf) bringt die richtige Fitness von Berufs wegen mit. Der TVK-Kapitän glaubt nicht mehr daran, dass die aktuelle Saison noch einmal aufgenommen wird. (Foto: Thomas Schmidt)

Wäre Opladen ein würdiger Meister und Aufsteiger?

Sascha Wistuba: „Ja. Opladen soll gerne hochgehen, dann haben wir nächstes Jahr einen Konkurrenten weniger im Kampf um die Spitze! Verdienter Spitzenreiter und klasse Team!“

Philip Schneider: „Opladen wäre ein würdiger Meister und Aufsteiger. Sie spielen einfach eine sehr gute und konstante Saison. Deshalb stehen sie momentan zu Recht auf dem ersten Platz und sie haben ja noch einige Punkte Vorsprung, die man Opladen erst abnehmen müsste. Wenn die Saison abgebrochen wird, wären sie auf jeden Fall verdient Meister. Wie das dann mit dem Aufstieg aussieht, weiß ich nicht. Es wäre ziemlich unfair, wenn sie nicht aufsteigen könnten. Das müssen aber zum Glück andere entscheiden, wie es weitergeht.“

 

Der TVK ist ja mit Platz drei eines der Spitzenteams. Geht der Weg noch weiter nach oben, vielleicht zurück in die 3. Liga?

Sascha Wistuba: „Da denke ich aktuell nicht drüber nach. Grundsätzlich hat das Team und – viel wichtiger – der Verein aber das Potenzial dazu!“

Philip Schneider: Der Weg für den TVK sollte natürlich schon weiter nach oben gehen. Die Liga ist sehr ausgeglichen, aber wir haben noch ein sehr junges Team mit viel Potenzial und somit die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln. Bestimmt werden wir irgendwann unsere vermeintliche Auswärtsschwäche ablegen und dann geht der Weg auf jeden Fall weiter nach oben. Ob der dann zurück in die 3. Liga geht, ist eine andere Sache. Ich denke aber schon, dass das langfristige Ziel des TVK der Weg in die 3. Liga sein sollte. Der TVK war so lange eine feste Größe in der 3. Liga, da gehört er mit der Waldsporthalle und diesen Fans wieder hin. In Korschenbroich sollte es bald wieder Drittliga-Handball geben. Natürlich müssen dafür die Rahmenbedingungen vorhanden sein. Wie ich das beurteilen kann, ist die Arbeit der Funktionäre auf einem guten Weg, sich wieder in der 3. Liga etablieren zu wollen, wenn man den Aufstieg packt.