03. April 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es schien eine unendliche Geschichte zu werden und die meisten Landesverbände warteten vor allem darauf, was der große DHB als oberster Dienstherr in diesen coronabedingten unruhigen Wochen beschließen möge: Geht die Saison weiter? Wenn ja, wie und wann? Wird sie abgebrochen? Seit gestern Nachmittag liegt die Antwort vor: „Der Spielbetrieb bleibt – wie bereits am 13. März beschlossen – deutschlandweit bis einschließlich 19. April ausgesetzt. Für die folgende Zeit empfiehlt das DHB-Präsidium die Beendigung des Spielbetriebes der Saison 2019/20 in den Landesverbänden, also in den Klassen unterhalb der 3. Liga. Das reguläre Saisonende ist der 30. Juni. Alle relevanten Spielordnungsregelungen stellen auf diesen Termin als Saisonende ab. Zudem legt das Präsidium den Meldeschluss für die Folgesaison der 3. Liga auf den 15. Mai fest und empfiehlt den Landesverbänden eine entsprechende Terminierung. Die Handball-Bundesliga der Männer und der Deutsche Handballbund für die 3. Liga und die Jugend-Bundesliga vertagen eine Entscheidung über Abbruch oder Fortführung der laufenden Saison 2019/20 abhängig von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie und entsprechender behördlicher Auflagen auf einen späteren Zeitpunkt. Die Handball-Bundesliga der Männer beabsichtigt derzeit, den Spielbetrieb spätestens zum 16. Mai wieder aufzunehmen.“ Zwei Dinge sind sicher. Erstens: Die Harzhelden-Drittligisten Longericher SC, HSG Bergische Panther, Leichlinger TV und VfL Gummersbach II hängen weiter in der Warteschleife fest. Zweitens: Ab der Regionalliga abwärts ist die Saison 2019/2020 mit sofortiger Wirkung zumindest im Bereich des Handball-Verbandes Mittelrhein vorbei. Der Verband Niederrhein hat bis zum Abend noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob er mit seinen Klassen ab der Oberliga abwärts der Empfehlung des DHB folgen werde.
In zwei weiteren Absätzen des DHB-Beschlusses geht es um die Auswirkungen auf den Spielbetrieb: „DHB, HBL und HBF haben sich darauf verständigt, dass es auch bei Saisonabbrüchen keine Absteiger (mit der Ausnahme von bereits zurückgezogenen Mannschaften bzw. sogenannter „wirtschaftlicher Absteiger“), sondern lediglich Aufsteiger in die Saison 2020/21 geben soll. Dies gilt entsprechend für die 3. Ligen. Eine Übernahme dieser Regelung wird im Sinne der Einheitlichkeit für die Umsetzung auf Landesverbandsebene empfohlen. Bezüglich der Wertung der Saison 2019/20 ist noch keine Entscheidung getroffen. Diese findet in Abstimmung zwischen den Ligen und Landesverbänden und mit der hierfür eingesetzten Arbeitsgruppe des Deutschen Handballbundes statt. Hierüber sowie über die Entscheidung einer Aussetzung der kommenden Pokalsaison sowie eine eventuell notwendige Anpassung der Grundlagenverträge und weitere erforderliche Änderungen der Ordnungen und bestehender Beschlüsse entscheiden die Mitglieder im Bundesrat des Deutschen Handballbundes mittels Umlaufbeschluss.“ Der Handball-Verband Mittelrhein hat darauf am Freitagabend mit einer Sonder-Ausgabe seiner Amtlichen Mitteilungen reagiert und die eine oder andere Stelle präzisiert. Die Saison bleibt bis zum 19. April ausgesetzt und wird mit dem 20. April abgebrochen.
„Aus den Ligen des HVM wird es in der beendeten Saison 2019/2020 keine Absteiger mit Ausnahme bereits zurückgezogener Mannschaften geben. Bezüglich der Wertung der Saison 2019/20 ist noch keine Entscheidung getroffen“, sagt die Mitteilung des HVM-Präsidiums, „Aufstiege aus den Kreisen und innerhalb der Verbandsklassen werden durchgeführt. Die Rückführung der dadurch erhöhten Staffelstärken wird in der/den kommenden Saison(en) erfolgen.“ Das hat zum Beispiel für die auf den Abstiegsplätzen stehenden Teams der Oberliga Mittelrhein zur Folge, dass sie die Klasse halten – hier der Vorletzte TuS 82 Opladen II und der abgeschlagene Letzte TK Nippes. Vorne ist der HC Gelpe/Strombach, der sich in den vergangenen Monaten immer mehr zum Top-Favoriten der Klasse entwickelt hat, ganz sicher in der Regionalliga. Die wiederum ist in der ganzen Angelegenheit (noch) unter dem Dach von „Handball Nordrhein“ ein Kapitel für sich. Die veröffentlichten Regelungen sind in einem Punkt schwammig.
Vieles entspricht im Wortlaut den Passagen für die Ligen auf Verbandsebene: Erstens: „Aus den Regionalligen wird es in der beendeten Saison 2019/2020 keine Absteiger mit Ausnahme bereits zurückgezogener Mannschaften geben.“ Darüber dürfen sich vor allem der Vorletzte HG Remscheid und der Letzte MTV Rheinwacht Dinslaken freuen. Auch der Drittletzte TV Jahn Köln-Wahn bleibt drin. An keiner Stelle findet sich aber ein Hinweis über das sportliche Schicksal des klaren Spitzenreiters TuS 82 Opladen. Soll ausgerechnet der Regionalliga-Primus in die Röhre schauen? „Das wäre absurd“, findet nicht nur Opladens Sportlicher Leiter Markus Sonnenberg. Die Verantwortlichen des TuS 82 gehen verständlicherweise davon aus, dass die anderswo präzise aufgeführte Regelung exakt so auch für die Regionalliga gilt. Und sie wollen so rasch wie möglich von den zuständigen Stellen die fehlenden Antworten nachfragen.
Rein sportlich zu den Gewinnern gehört der TV Jahn Köln-Wahn, der sich mit Trainer Olaf Mast viel lieber auf dem Spielfeld den Klassenerhalt gesichert hätte. Und im Blick voraus glaubt Handball-Chef Tobias Carspecken, dass in einigen Vereinen die Probleme jetzt erst richtig losgehen – wegen der ungewissen finanziellen Zukunft: „Ich glaube, dass die Frist, bis zum 15. Mai eine Meldung abgeben zu müssen, für sehr viele Vereine terminlich nicht haltbar sein wird. Wenn man bedenkt, dass die Geschäfte erst nach dem 19. April wieder öffnen dürfen, glaube ich nicht, dass die Vereine einen Monat später in der Lage sein werden, zu beurteilen, wie ihr tatsächliches Budget für die Saison 2020/2021 tatsächlich aussehen wird und ob sie in der Lage sein werden, ihr Spielrecht in der jeweiligen Klasse wahrzunehmen. Die Situation erfordert es, die Meldefrist weiter nach hinten zu verlegen. Man muss es auch einmal so sehen: Für unsere Förderer gibt es im Moment wichtigere Dinge als die Frage, ob sie uns auch in Zukunft zur Verfügung stehen. Es geht in erster Linie um Existenzen von privaten Menschen und Unternehmen. Die stehen im Moment ganz klar über der Förderung des Amateursports.“