Oberliga Mittelrhein
Kölsches Glück: Der geschenkte Klassenerhalt
Ohne den Saison-Abbruch wäre der TK Nippes als abgeschlagener Letzter klar abgestiegen.

Was soll ich sagen? Ex-Trainer Stefan Tuitje hält den Klassenerhalt für den TV Nippes selbst irgendwie für unwirklich. (Foto: Thomas Schmidt)

Hinter dem Turnerkreis Nippes liegt eine Horrorsaison. Eigentlich. Trainer Stefan Tuitje, dessen Arbeit beim TK nach fünf Jahren endet, führte die Mannschaft zunächst 2016/2017 in die Verbandsliga und schaffte anschließend direkt den Durchmarsch in die Oberliga. Es folgte 2018/2019 der Klassenerhalt in der Oberliga, ehe es in der Saison 2019/2020 wenig Grund zur Freude gab. Verletzungsprobleme und beruflich verursachte Ausfälle im Kader verhinderten oftmals Trainingseinheiten, die Mannschaft konnte sich nicht einspielen und war so allen Konkurrenten in der Oberliga unterlegen. Deshalb stehen nach 19 ohne Sieg absolvierten Partien nur 2:36 Punkte auf der Habenseite und durch den coronabedingten Saisonabbruch wird auch kein weiterer mehr dazukommen. Das ist eine Bilanz, die normalerweise nichts anderes als einen Abstieg zulässt, aufgrund der außergewöhnlichen Umstände und der Entscheidung der Verbände, auf Absteiger zu verzichten, nun aber zum Ligaverbleib reicht.

Tuitje nimmt es mit kölschem Humor: „Schön, den Verein nicht mit einem Abstieg zu verlassen.“ Trotz des schwierigen Saisonverlaufs stempelt der (Ex-) Trainer die Saison im Übrigen nicht als komplett negativ ab. „Wir haben dieses Jahr einen sehr starken Kampfgeist entwickelt. Die Motivation stieg nach der punktlosen Hinrunde sogar noch und insgesamt ist die Mannschaft mit der Situation gewachsen“, sagt Tuitje. Weiterhin sei der Klassenerhalt „zwar real kaum zu begreifen, aber sehr wertvoll für den Verein“.

Der Turnerkreis Nippes plant jetzt eine weitere Oberliga-Saison und keinen Neuanfang in der Verbandsliga. Der Wechsel auf der Trainerbank ist bereits klar: B-Lizenz-Inhaber Frank Rösgen, zuletzt fünf Jahre beim HSV Frechen in der Verbandsliga, nimmt mit der kommenden Saisonvorbereitung seine Tätigkeit in Nippes auf. „Mit Frank gewinnen wir einen erfahrenen Trainer, dessen Handballphilosophie zu uns passt. Darüber hinaus ist er in der Lage, auch junge Spieler auf HVM-Niveau zu führen, was uns mittelfristig sehr wichtig ist“, betont Christian Gernhardt, der 1. Vorsitzende des TK, der viel Wert auf die familiäre Atmosphäre im Verein legt.

Kurios: Rösgen ist seit zehn Jahren der erste Trainer, der vorher nicht als Spieler beim Turnerkreis aktiv war. Es ist zudem kein Zufall, sondern eher typisch für Nippes, dass die Mannschaft zusammenbleibt – bis auf eine Ausnahme. Jonathan Leven, der Top-Torschütze in dieser Saison, wird die Mannschaft in Richtung Pulheimer SC verlassen. „Die Kaderplanungen im Hintergrund laufen auf Hochtouren“, meint Gernhadt, „zum Saisonbeginn werden wir die eine oder andere Überraschung bereithalten können. Zudem wird die Planung vereinfacht durch die vielen ehrenamtlichen Helfer in unserem Verein. So macht uns die Corona-Krise finanziell wenig Sorgen.“ Die Weichen für die nächste Mission Klassenerhalt sind seiner Ansicht nach gestellt. Beim nächsten Mal darf es allerdings im Nippeser Tälchen gerne auch sportlich zum Klassenerhalt reichen.