Wie sich eine Quotientenregelung auswirkt
Jetzt schlägt die Stunde der Mathematiker
Die Tabellenführer TuS 82 Opladen, HC Wölfe Nordrhein und HC Gelpe/Strombach würden aufsteigen.

Was ist denn jetzt los? Auch die Drittligisten HSG Bergische Panther (schwarze Trikots) und Longericher SC (rot) sind um den richtigen Durchblick bemüht. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Herren haben offensichtlich doch viel Zeit. Von einer Aussetzung der Saison ging es vor ein paar Wochen bereits coronabedingt in allen Klassen unterhalb der 3. Liga in den Abbruch – auf Anregung des Deutschen Handball-Bundes. Klar war auch, dass es in dieser Saison keine Absteiger geben solle bis auf die aus wirtschaftlichen Gründen (Insolvenz) erfolgten Rückzüge. Die immer noch offene Frage: Aufstiege ja, aber wie? Dazu hat der Deutsche Handball-Bund am vergangenen Freitag eine Erklärung veröffentlicht, in der baldige und endgültige Entscheidungen angekündigt werden: „Das Präsidium des DHB hat einen Vorschlag verabschiedet, wie die Saison im Falle eines Abbruchs gewertet werden könnte. Das favorisierte Modell ist eine Abschlusstabelle auf Basis der Quotienten-Regelung. In den kommenden Tagen wird der Bundesrat des Deutschen Handballbundes im Umlaufverfahren über die entsprechende Beschlussvorlage abstimmen. Die Quotienten-Regelung besagt, dass die Pluspunkte durch die Anzahl der absolvierten Spiele zum Stichtag 12. März 2020 dividiert werden. Der ermittelte Wert ist mit 100 zu multiplizieren und auf eine Stelle nach dem Komma zu runden. Der aufgrund der Corona-Pandemie Anfang des Monats gegebenen Empfehlung des DHB-Präsidiums, den Spielbetrieb der Saison 2019/20 in den Klassen unterhalb der 3. Liga zu beenden, hat sich bereits ein Teil der Landesverbände angeschlossen.“ Daraus ergibt sich für die Vereine aus dem Harzhelden-Gebiet das Folgende: In Kürze werden nach einer nervenden Hängepartie endlich auch die Drittligisten wissen, dass sie ihre Saison nicht zu spielen (was sonst?), und sowohl die Regionalliga als auch die Oberligen Niederrhein und Mittelrhein werden sich höchstwahrscheinlich im Punkt Aufstieg weitgehend an den DHB-Vorschlägen orientieren.

Ich rechne mal nach: Trainer Fabrice Voigt und der TuS 82 Opladen steigen aber nach allen bekannten Modellen aus der Regionalliga in die 3. Liga auf. (Foto: Thomas Ellmann)

Einen ganz eigenen Weg, der im DHB-Papier so nicht vorkommt, beschreitet der Handball-Verband Westfalen: „In Ergänzung der Auf- und Abstiegsregelung der Spielsaison 2020/2021 wird beschlossen, dass allen Vereinen, die nicht auf einem Aufstiegsplatz gemäß der Auf- und Abstiegsregelungen liegen, auf diesen aber maximal einen Rückstand von 39,9 Quotientenpunkte auf die jeweilig letzte aufstiegsberechtigte Mannschaft der Staffel haben, eine Wild-Card angeboten.“ Die Begründung führt zu einer Wort-Neuschöpfung: „Für Vereine, bei denen noch eine mögliche Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie auf sportlichem Weg einen Aufstiegsplatz erreichen würden, wird dieses durch die Vergabe einer Wildcard berücksichtigt.“ Weil der Verband nur die Zuständigkeit bis hin zur Oberliga besitzt, kann er das Modell auch lediglich bis einschließlich Verbandsliga anwenden. Die Regelung zur Zahl der Aufsteiger aus der Oberliga in die 3. Liga darf Westfalen nicht für sich treffen. Aktuell kein Thema sind Wild Cards im Handball-Verband Niederrhein.

3. Liga Nord/West. Größter Gewinner der Quotientenregelung wäre der OHV Aurich, der sich mit 24 Punkten aus 21 Spielen von Rang acht aus auf den fünften Platz vorschiebt. Gleichzeitig verlieren der TuS Spenge, Handball Lippe II und die Bergischen Panther jeweils eine Position. Die Quotienten-Tabelle:

1. Wilhelmshavener HV 187,5
2. VfL Eintracht Hagen 160,8
3. Longericher SC 127,2
4. SG Schalksmühle-Halver Dragons 121,7
5. OHV Aurich 114,2
6. TuS Spenge 113,6
7. Team Handball Lippe II 108,6
8. HSG Bergische Panther 108,6
9. LiT Tribe Germania 90,9
10. TSV GWD Minden II 79,1
11. TuS Volmetal 72,7
12. Leichlinger TV 68,1
13. VfL Gummersbach II 59,0
14. Ahlener SG 40,9
15. SG Menden Sauerland Wölfe 39,1

Zu klären wäre hier noch, wie eine Abschluss-Tabelle bei identischem Quotienten zu finden ist. Eine Möglichkeit soll wohl der direkte Vergleich sein (falls die betreffenden Klubs bereits zweimal gegeneinander gespielt haben), eine andere die Quotientenregelung über das Torverhältnis (hier blieben die Panther hinter Lippe).

Es geht nach  oben: Trainer Michiel Lochtenbergh (vorne rechts) und der Oberliga-Erste HC Gelpe/Strombach sind in Gedanken bereits in der Regionalliga zu Hause. (Foto: Thomas Schmidt)

Regionalliga Nordrhein. Eine Positions-Verschiebung gegenüber der „normalen“ Tabelle ergäbe sich nur im Mittelfeld. Der bisherige Siebte TV Aldekerk (erst 18 Spiele) liegt nun mit einem Quotienten von 105,5 knapp vor TuSEM Essen II (105,2). Quotienten-Tabelle:

1. TuS 82 Opladen 157,8
2. SG Langenfeld 127,7
3. TV Korschenbroich 121,0
4. BTB Aachen 117,6
5. TV Rheinbach 111,1
6. TV Aldekerk 105,5
7. TuSEM Essen II 105,2
8. SG Ratingen 100,0
9. TSV Bonn rrh. 100,00
10. HC Weiden 100,00
11. HSG Siebengebirge 83,3
12. TV Jahn Köln-Wahn 68,4
13. HG Remscheid 57,8;
14. MTV Rheinwacht Dinslaken 47,3

Oberliga Niederrhein. Grundsätzlich ergibt sich keine besonders gravierende Änderung. Zu klären wäre erstens, ob Unitas Haan den vierten Rang behält oder sich hinter den Adlern Königshof einordnen muss. Beide verfügen über den identischen Quotienten von 126,3 und sind erst einmal gegeneinander angetreten. Bei den Toren wären die Adler mit dem besten Angriff der Klasse besser als Haan. Hiesfeld/Aldenrade hat zweitens den gleichen Quotienten wie der VfB Homberg (77,7), allerdings einen Nachteil im direkten Vergleich. Quotienten-Tabelle:

1. HC Wölfe Nordrhein 173,6
2. LTV Wuppertal 150,0
3. Borussia Mönchengladbach 144,4
4. Unitas Haan 126,3
5. DJK Adler Königshof 126,3
6. TV Lobberich 121,0
7. TV Krefeld-Oppum 110,5
8. Mettmann-Sport 94,73
9. SG Langenfeld II 84,2
10. HSG Hiesfeld/Aldenrade 77,7
11. VfB Homberg 77,7
12. TV Angermund 57,8
13. TSV Aufderhöhe 33,3
14. HSG Neuss/Düsseldorf II 16,6

Oberliga Mittelrhein. Aufsteiger bliebe der HC Gelpe/Strombach und Zweiter der Pulheimer SC. Auf Rang fünf hinter dem TSV Bayer Dormagen II und dem TuS Derschlag zurück rutscht die HSG Refrath/Hand. Quotienten-Tabelle:

1. HC Gelpe/Strombach 178,9
2. Pulheimer SC 164,7
3. TSV Bayer Dormagen II 141,1
4. TuS Derschlag 133,3
5. HSG Refrath/Hand 131,5
6. SSV Nümbrecht 111,7
7. SC Fortuna Köln 94,7
8. TV Birkesdorf 94,4
9. MTV Köln 84,2
10. HC Weiden II 83,3
11. Longericher SC II 73,6
12. BTB Aachen II 61,1
13. TuS 82 Opladen II 47,3
14. TK Nippes 10,5