22. April 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist keine drei Wochen her, da war die Welt bei den Handballern des Leichlinger TV zumindest nach außen hin in Ordnung. Seinerzeit verkündete der Verein, frist- und formgerecht für eine weitere Saison in der 3. Liga gemeldet zu haben. Die Serie 2019/2020 war coronabedingt bereits unterbrochen, aber vieles andere noch ziemlich unklar – bis Dienstag. Nun verkündete der DHB den Abbruch, der für die Leichlinger durchaus etwa Gutes hatte: Weil es keine Absteiger gibt, war gleichzeitig der Klassenerhalt nach einer von vielen Schwierigkeiten begleiteten Saison endgültig sicher. Dabei bleibt es auch. Trotzdem steht plötzlich seit Mittwochmittag ein dickes Fragezeichen hinter der Zukunft des Leichlinger Drittliga-Handballs. Ursache: Hinter den Kulissen ist ein Erdbeben ausgebrochen, dessen Folgen nicht abzusehen sind. Auslöser ist ein von Gerd Cremer, dem Geschäftsführer der „PIMA GmbH und Co. KG“ sowie der „PIMA Verwaltungs GmbH“ verbreitetes Schreiben. Kernpunkt: Die Geschäftsführung hat Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Die Erklärung im Wortlaut: „Die Geschäftsführung der PIMA Verwaltungs GmbH hat beim Amtsgericht Köln wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Anträge auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der PIMA GmbH und Co. KG sowie deren persönlich haftender Gesellschafterin und Konplementärin, der PIMA Verwaltungs GmbH, gestellt. Der pandemiebedingte Abbruch der Spielsaison 2019/2020 sowie das vorläufig bis zum 31. August 2020 geltende Versammlungsverbot, damit zwingend einhergehend der Wegfall der kompletten Einnahmen aus Catering, Ticketing und Sponsoring haben die wirtschaftlichen Grundlagen der PIMA unrettbar zerstört und es ist absehbar, dass sich dieser Zustand auch trotz der gesetzlich vorgesehenen Übergangsregelungen nicht entscheidend verändern wird. Es kommt hinzu, dass ein ausgeschiedener Gesellschafter Forderungen an die PIMA in fünfstelliger Höhe gerichtet hat und der Hauptsponsor Ostermann zum 30.6.2020 sein außerordentliches Engagement leider vollständig einstellen wird. Die Geschäftsführung sieht daher keine Fortführungsperspektive und hat sich nach intensiver Diskussion zu diesem für den so erfolgreichen Leichlinger Bundesliga-Handball zutiefst bedauerlichen Schritt entschlossen. Spieler und Trainer wurden pandemiebedingt digital informiert. Ob der allein betroffene Spielbetrieb der ersten Mannschaft durch den Leichlinger TV und damit den Lizenzträger beim DHB aufrechterhalten bleibt, müssen dessen Gremien entscheiden.“
Erstens: Unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Antrags auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens mochte sich noch keiner der Betroffenen/Verantwortlichen zum Thema äußern – in der Regel mit dem Hinweis, man brauche erst mehr Informationen. Zweitens: Weil die Pirates Marketing-Gesellschaften für die finanzielle Ausstattung des Drittliga-Teams zuständig waren, dürfte die erforderliche finanzielle Grundlage komplett entfallen. Eine andere Möglichkeit: Ab jetzt und in der nächsten Saison verzichten alle Spieler der Mannschaft auf jede finanzielle Zuwendung. Daran werden allerdings die wenigsten glauben. Die Leichlinger Handball-Welt ist nicht mehr in Ordnung, sondern vielleicht endgültig aus den Fugen geraten. Der Klassenerhalt in der 3. Liga scheint nichts mehr wert zu sein.